Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
Mund wieder zu. Er bedachte Ilin mit einem vernichtenden Blick.
Dieser versuchte, sich hinter Trix zu verstecken – was ihm jedoch nicht sonderlich gut glückte.
»Gesetz ist Gesetz«, brummte Vater Drache. »Willst du dich mit jedem von uns nacheinander messen?«
»Nein! Eure Mannschaft tritt gegen meine an!«, erklärte Trix.
»Und wer ist alles in deiner Mannschaft?«, erkundigte sich die Drachin.
»Meine Fee!«
»Vielen Dank auch«, zischte Annette, kam aus dem Umhang herausgeschwirrt und schlug mit den Flügeln, um das Wasser loszuwerden. »Ich wollte meinen Verstand ja schon immer mal mit dem eines Drachen messen!«
»Sollen wir uns etwa fressen lassen?«, blaffte Trix sie an.
Die Dracheneltern waren unterdessen langsam zurückgewichen, machten lange Hälse und flüsterten einander in luftger Höh etwas zu. Dennoch hörte Trix jedes Wort – nur palaverten die beiden leider in Drachensprache, die, wollte er den Gerüchten glauben, noch nie ein Mensch erlernt hatte.
»Das tut mir so leid, Trix«, druckste Ilin. »Ich habe nicht daran gedacht, dass …«
»Kannst du mir vorsagen?«, fragte Trix.
»Papas Rätsel sind zu schwer für mich«, gestand Ilin. »Aber wenn du dich vielleicht einfach teleportieren würdest?«
Trix dachte gar nicht daran, seine diesbezügliche Unfähigkeit zuzugeben, und schüttelte bloß den Kopf.
»Stelle keine reinen Wissensfragen«, riet Ilin ihm. »Papa ist eintausenddreihundert Jahre alt, da weiß er alles. Verzichte auch auf mathematische Rätsel, denn Mama zählt binnen einer Sekunde die Haare auf deinem Kopf. Und vergiss Logikfragen, denn wir Drachen sind unglaublich stark in Logik.«
Die Dracheneltern näherten sich Trix und Annette wieder. Ilins Geschwister wuselten aufgeregt um alle herum.
»Einigen wir uns zunächst auf die Bedingungen!«, forderte Trix.
»Gern!« Papa Drache schien das Ganze äußerst belustigend zu finden.
»Die Rätsel müssen eine Lösung haben!«
»Unbedingt!«, stimmte der Drache zu.
»Ich muss das Rätsel lösen können!«
»Was soll das denn heißen?«
»Ihr dürft mich zum Beispiel nicht fragen, wie viele Bäume auf der größten Insel in der Quarxsee wachsen.«
»Es sind einhundertzweiunddreißig, dazu kommen noch acht verdorrte Bäume.«
»Und woher, bitte schön, soll ich das wissen?! Nein, gebt mir Rätsel, die ein vernunftbegabtes Wesen aufgrund seines Allgemeinwissens lösen kann.«
»Letzten Endes wird dir das auch nicht helfen, kleiner Zauberer!«, erwiderte der Drache grinsend. »Trotzdem will ich dir in diesem Punkt entgegenkommen. Was noch?«
»Das Rätsel muss eine eindeutige Lösung haben!«
»Sollen wir etwa auf paradoxe Rätsel verzichten?«
»Was ist ein paradoxes Rätsel?«, fragte Trix kleinlaut.
»Das ist, wenn ich behaupte, ich lüge immer, und dich dann frage, ob ich die Wahrheit gesagt oder gelogen habe.«
»Wenn es die Wahrheit ist … dann lügt Ihr immer. Aber wenn Ihr gelogen habt, hättet Ihr die Wahrheit gesagt. Mit einer Lüge würdet Ihr also die Wahrheit sagen, mit der Wahrheit lügen!« Trix nickte. »Genau so was meinte ich. Die Lösungen dürfen sich nicht widersprechen.«
»Einverstanden«, stimmte der Drache zu. »Das wäre wirklich nicht sehr sportlich.«
»Außerdem könnten auch wir paradoxe Fragen stellen!«, fiepte Annette, so laut sie konnte. »Das ist also eine zweischneidige Waffe!«
Der Drache grinste bloß. »Dann fang mal an!«
»Diese Ehre sollte Euch gebühren«, entgegnete Trix höflich.
»Dann vernimm mein erstes Rätsel, Menschlein!«, brüllte der Drache. »Ein Zauberer hat einst die Drachengesetze verletzt und kam vor Gericht. ›Entweder wir essen dich oder wir lassen dich frei!‹, teilten ihm die Drachen mit. ›Hier haben wir zwei Pergamente. Auf einem steht Mahlzeit , auf dem anderen Freiheit . Entscheide nun selbst über dein Schicksal!‹ Der Zauberer hatte jedoch zufällig mitbekommen, dass auf beiden Pergamenten Mahlzeit stand. Wie rettet er sich?«
Damit will er mich bloß einschüchtern, dachte Trix, der innerlich aber trotzdem zu gefrieren schien. Der spielt sich nur auf! Eigentlich sind seine Rätsel aber gar nicht so schwer!
»Ich glaube, der Zauberer hält den Drachen ihren Betrug vor!«, flüsterte Annette. »Dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihn freizulassen!«
Trix sah in die reglosen Augen des Drachen. Kaum fing dieser den Blick des Jungen auf, leckte er sich demonstrativ über die Lippen.
Der isst mich, dachte Trix. Ohne Frage,
Weitere Kostenlose Bücher