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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verzichten? Und sie haben dich nicht gegessen – was eigentlich an erste Stelle gehört! Abgesehen davon dürfte in Samarschan tatsächlich bald ein ordentliches Tohuwabohu losbrechen. Deshalb sollten wir so schnell wie möglich von hier verduften.«
    »Das geht auf gar keinen Fall!«, empörte sich Trix. »Oder hast du je in den Chroniken von einem Ritter gelesen, der gegen einen Riesen in den Kampf zieht und dem in der erstbesten Schenke gesagt wird, dieser Riese sei zu groß, mit dem werde er eh nicht fertig – worauf besagter Ritter prompt in seine Burg zurückkehrt?!«
    »Dergleichen hörst du ständig!«
    »Aber du liest es nicht in Chroniken!«
    »Natürlich nicht. Doch nur die Menschen, über die nicht in Chroniken geschrieben wird, sind glücklich. Die Chroniken berichten über Menschen, die während der Pest sterben, im Feuer umkommen, im Krieg Heldentaten vollbringen, ein halbes Jahrhundert in einem dunklen Verlies schmachten oder bei einem Turnier von einer Lanze durchbohrt werden. All das passiert glücklichen Menschen aber nicht. Die gehen morgens zur Arbeit, trinken am Feierabend mit Freunden ein Bier, helfen ihrem Sohn, eine Vogelpfeife glattzuhobeln, und ihrer Tochter, Zöpfe zu flechten. Anschließend besprechen sie mit ihrer Frau Gemahlin die Pläne fürs Wochenende und legen sich schlafen. Sie lauschen gebannt den Geschichten der Barden über Kriege und Abenteuer. Aber am Ende ist ein ›Wie gut, dass mir das nicht passiert ist!‹ alles, was sie dazu zu sagen haben. Ihr Leben ist eintönig, friedlich und lang. Irgendwann sterben sie im Kreise zahlreicher Kinder, Enkel und Urenkel an Altersschwäche.«
    »Aber wo bleibt da das Glück?«, ereiferte sich Trix. »Allein gegen eine ganze Herde von Kentauren in den Kampf zu ziehen wie Digory der Unvernünftige, unter ihre Hufe zu geraten und für alle Ewigkeiten berühmt zu sein – das nenne ich Glück! Zusammen mit dreißig Freunden drei Monate lang eine Schlucht gegen eine Zwergenbande zu verteidigen wie Laurent der Verträumte – das ist eine Heldentat, an die man sich noch nach Jahrhunderten erinnert! Selbst von Arsène Clopin, diesem geschickten Dieb, der unter Lebensgefahr und mit unnachahmlicher Meisterschaft den Diamanten des Großwesirs gestohlen und ihn am nächsten Tag beim Kartenspiel verloren hat, werden die Lieder noch so lange berichten, wie die Menschen stehlen!«
    Annette sah Trix mitleidig an. »Manchmal verblüffst du mich wirklich mit deiner Naivität, mein Liebster. Du verwechselst Ruhm und Glück. Doch das sind zwei grundverschiedene Dinge, schreib dir das hinter die Ohren!«
    »Man kann aber auch glücklich sein und trotzdem berühmt!«, hielt Trix dagegen.
    »Schon«, räumte Annette ein. »Aber glaube mir, es ist wesentlich einfacher und obendrein ungefährlicher, nur glücklich zu sein.«
    Trix runzelte verärgert die Stirn. Was stritt er hier eigentlich mit der kleinen Blumenfee? Was verstand sie schon vom Leben der Menschen?
    »Weißt du, ob es weit bis nach Dachrian ist?«, fragte er schließlich.
    »Du willst also nicht auf deine Heldentat verzichten?«, nahm ihn Annette in die Mangel. »Machst du dir eigentlich eine Vorstellung, wie besorgt Sauerampfer sein wird? Was deine Eltern durchstehen müssen? Und was wird wohl Tiana sagen, wenn sie erfährt, dass du heldenhaft gepfählt worden bist?«
    »Dass du immer gleich mit dem Schlimmsten rechnen musst!«, knurrte Trix.
    »Jetzt ruh dich erst mal aus!«, sagte Annette zärtlich. »Sammle ein paar Früchte und iss etwas! Und wasch dich im See, du riechst nach Drachenschweiß! Schlaf ein wenig im Schatten! Danach entscheide, wie es weitergeht! Ich werde mich mit deiner Erlaubnis inzwischen auch etwas stärken.«
    Daraufhin flog die Fee davon. Als Trix sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ, musste er zugeben, dass sie durchaus vernünftig waren. Er nutzte Annettes Abwesenheit (denn selbst wenn sie eine Fee, ein magisches Wesen und sein Familiar war, blieb sie doch ein Mädchen!), um sich auszuziehen, im See zu baden und seine Kleidung zu waschen. Die Hosen zog er nass wieder an, alles andere breitete er auf Jasminsträuchern zum Trocknen aus. Beim Erkunden der Oase stieß er auf Bananenstauden, später auch auf einige Bäume mit unbekannten, aber offenbar essbaren Früchten (zumindest ließen die Spuren darauf schließen, dass die Drachen sich an ihnen gütlich getan hatten).
    Als Annette ein paar Stunden später nach Trix suchte, schlief dieser süß und selig im

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