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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dann nicht verbreiten würde, wenn ich Genaueres wüsste. Ein Stamm nach dem nächsten unterwarf sich Abrakadasab. Wer sich ihm noch widersetzte, wurde vom Wüstenwind unter Sand begraben, während Überläufer von Abrakadasab vorbehaltlos zur Sippe gezählt wurden. Lange Zeit hat sich der Großwesir überhaupt nicht um den Mineralisierten Propheten gekümmert. Irgendwann erfuhr er jedoch, Abrakadasab wolle unbedingt Großwesir werden anstelle des Großwesirs, um anschließend die ganze Welt zu erobern. Da wachte selbst Akhsogud auf. Er rief seine besten Mörder zusammen und befahl ihnen, den Mineralisierten Propheten mit allem gebotenen Respekt zu töten. Die Mörder verbeugten sich nur noch, dann strömten sie davon. Doch ehe sie Abrakadasab überhaupt erreicht haben konnten, kehrten sie in die Hauptstadt zurück – und zwar in den Klauen von Sandtauben.«
    »Von Tauben?«, fragte Trix. »Wie soll eine Taube denn einen Menschen tragen?«
    »Das ist überhaupt kein Problem!«, versicherte Wasab. »Wenn ein Mensch erst einmal in tausend Stücke gerissen ist, schaffen tausend Tauben das spielend. Aber weißt du, was das Schrecklichste war?«
    »Was denn?«, wisperte Trix.
    »Nach dem langen Flug waren die Tauben völlig abgezehrt und ausgemergelt. Trotzdem hat nicht eine von ihnen in das gebissen, was sie in den Klauen trug!«
    »Was erzählst du dem Jungen da für Schauergeschichten vor dem Schlaf?«, fragte Annette, die gerade aus der Innentasche auftauchte und Wasab missbilligend ansah. »Wie ich eure orientalische Grausamkeit hasse! Für so eine Geschichte sollte ich dich unangespitzt in den Boden rammen!«
    Wie stets nach ausgiebigem Genuss von Blütenstaub zeigte sich die Fee alles andere als ausgeglichen.
    »Schöne Peri!«, flehte Wasab. »Wenn dies dein Wille ist, werde ich auf der Stelle verstummen!«
    »Das ist nicht nötig«, mischte sich Trix nun ein. »Dieser Abrakadasab ist also wirklich nicht zu unterschätzen?«
    Wasab nickte eifrig.
    »Lassen wir die Mörder einmal beiseite. Was ist mit den Hofzauberern? Konnten die nichts ausrichten?«
    »Sie haben drei Tage und drei Nächte im Großen Saal ihres Turms gezaubert!«, teilte ihm Wasab mit verschwörerischer Stimme mit. »Dann war ein grauenvolles Lachen zu hören, das aus dem Nichts kam, und schon im nächsten Moment stand der Turm bis obenhin voll Matsch. Einige Zauberer konnten ins Freie schwimmen, andere blieben für immer im Turm. Danach wagte es jedenfalls niemand mehr, einen Zauber gegen den Mineralisierten Propheten zu wirken!«
    »Verstehe«, sagte Trix.
    »Willst du noch mehr hören?«, erkundigte sich Wasab.
    »Nein, das reicht!«, entschied Annette kategorisch. »An diesem Punkt endet die dir zugestandene Redezeit! Und Trix geht schlafen!«
    Trix legte es nicht auf einen Streit mit der Fee an, die hier so entschlossen das Zepter schwang. Außerdem war er in der Tat hundemüde, obendrein fühlte er sich nicht gut, woran die Wasserpfeife, Wasabs Geschichten oder das nicht sonderlich frische Hammelfleisch des Kebabs schuld sein mochten.
    Als Zauberer durfte er allein über das beste Zelt verfügen und erhielt eine recht weiche Matratze und zu seiner großen Verwunderung auch eine Wolldecke.
    Wozu Letztere in der Wüste gut sein sollte, begriff Trix spät in der Nacht, als er aufwachte, weil er vor Kälte mit den Zähnen klapperte. Inzwischen hatte sich auch Annette unter sein Hemd verkrochen, die noch lange in Wasabs Gesellschaft bei der Shisha geblieben war, nachdem sie Trix schlafen geschickt hatte.
    Das merkwürdige Wüstenklima verfluchend, hüllte sich Trix fest in die Decke und lag eine Zeitlang da, um auf die nächtlichen Geräusche zu lauschen. In der Ferne heulte traurig ein Schakal (zumindest hoffte Trix, dass es ein Schakal und nicht etwas Schlimmeres war). Unbekannte Insekten zirpten. Die trockenen Blätter der Palmen knisterten (aus irgendeinem Grund warfen die Palmen ihre trockenen Blätter nicht ab, so dass diese wie Schuppen vom Stamm herunterhingen). Wasab Kurkum schnarchte laut in seinem Zelt. Unter den Füßen des Wachpostens, der seine Runde ums Lager drehte, knirschte der Sand. Die Kamele seufzten im Schlaf.
    Bange Gefühle überkamen Trix – und das ist in der Jugend das beste Mittel, tief und fest einzuschlafen.

3. Kapitel
    Wenn es nach Trix gegangen wäre, hätte es noch längst nicht tagen müssen. Obendrein wurde er dadurch geweckt, dass die Soldaten sein Zelt anhoben, über ihn hinwegtrugen und kurz entschlossen

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