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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Frau mir das Leben vergällt.
    Und so denk ich bei mir, nicht übel erbost:
    Mies ist das Leben, nur der Traum mir gefällt.
    »Äh, ja … das ist geeigneter!«, murmelte Trix leicht verlegen.
    »Wasab weiß doch, was die Jugend will!«, grinste der Kaufmann. »Wasab war doch selbst einmal jung! Aber jetzt bist du an der Reihe!«
    »Wir bevorzugen andere Gedichte«, sagte Trix.
    Sobald die Soldaten und der Neffe merkten, dass Wasab mit seiner Dichtkunst am Ende war, schlossen sie wieder auf.
    »Und was für welche?«, erkundigte sich Wasab.
    »Zum Beispiel Schlimmerixe.«
    Wasab ließ verständnislos die buschigen Brauen in die Höhe schnellen.
    »Das ist etwas Unsinniges, das sich reimt«, erklärte Trix. »Und wirklich witzig! Zum Beispiel der!«
    Ein Magier in seinem Turme saß
    Und täglich wässrige Suppe aß.
    Drum zauberte Fleisch er herbei,
    Doch war von Nährwert es frei.
    Da biss er schließlich ins Gras.
    »Ah!«, rief Wasab. »Ich glaube, das Prinzip habe ich begriffen!«
    »Dann trage ich Euch gleich noch einen vor!«
    Ein Ritter von kühner Natur
    War schwächlich und kurz an Statur.
    Wenn ein Schwert er nur zog,
    Es zu Boden ihn bog.
    Da lag er – ein Blechhaufen pur.
    »Also, die erste, zweite und fünfte Zeile reimen sich«, hielt Wasab aufgeregt fest. »In der ersten stellt man jemanden vor, danach kommt das, was ihm widerfährt. Mhm … Dann sei auf den Gegenschlag gefasst, verehrter Trix!«
    Trix spitzte die Ohren.
    Eine Grille einst im Grase hockte
    Und mit Gesang ein Männchen lockte.
    Doch kam ein Frosch stattdessen,
    Der hat sie aufgefressen,
    Was die Sache voll verbockte!
    »Das war gut«, bestätigte Trix. »Wenn auch ein wenig traurig! Das wird jedem kleinen Kind die Tränen in die Augen treiben!«
    »Halb so wild«, winkte Wasab ab und strich sich den Bart. »Kinder müssen schließlich lernen, dass alles vergänglich ist. Abgesehen davon sind Kinder von Natur aus roh, erst die Erziehung veredelt sie, macht sie hilfreich und gut. Haben wir denn nicht alle in unserer Kindheit Ameisen zertreten?«
    Trix nickte bloß beschämt.
    »Oder mit Steinen nach einem streunenden Hund geworfen?«
    Trix horchte auf.
    »Ein Glöckchen an den Schwanz eines Schakals gebunden? Einem Vogel glatte, runde Steine anstelle von Eiern untergeschoben? Oder zwei Skorpione in ein Glasgefäß gesetzt, damit sie einen Kampf auf Leben und Tod austragen?«
    »Also, ich habe nichts von alldem gemacht«, presste Trix heraus, dessen kindliche Grausamkeit sich darin erschöpft hatte, einen Ameisenhügel einzureißen, wofür ihn, nebenbei bemerkt, der co-herzogliche Förster mit Einverständnis von Trix’ Eltern erbarmungslos übers Knie gelegt hatte.
    »Es mag wohl auch Menschen geben …«, räumte Wasab verlegen ein, »… die von Geburt an edel sind.«
    Daraufhin schwiegen beide eine Weile. Unterdessen stach die Sonne stärker und stärker, doch die Kamele stapften weiter gemütlich und bedächtig dahin. Wenn diese Kamele sich doch mit der Schnelligkeit eines Rennpferdes bewegen würden!, dachte Trix. So dauert das ja ewig. Aber halt! Wer sagt eigentlich, dass sie das nicht können? Die wollen bloß nicht!
    »Wozu bin ich eigentlich Zauberer?«, murmelte Trix. »Und hofft ein Zauberer etwa darauf, dass sich die Natur seiner erbarmt, oder nimmt er die Sache selbst in die Hand?«
    »Bitte?«, fragte Wasab, der eingedöst war.
    »Wollt Ihr Dachrian vielleicht noch heute erreichen?«
    »Fragst du mich allen Ernstes, ob ich noch heute ein Bad im kühlen Becken meines Hauses zu nehmen wünsche? Ob ich ein schmackhaftes Pilaw essen will? Mich danach sehne, neben meiner geliebten jüngsten Frau einzuschlafen?«
    »Diese Worte dürfen als Zustimmung gelten«, sagte Trix. »Dann wollen wir mal sehen, was sich da machen lässt.«
    »Genau!«, rief Wasab erfreut aus. »Du bist ja ein Zauberer! Noch dazu aus dem Norden – und damit fix! Mein Gehörgang gehört dir, mein Freund!«
    »Gemütlich und bedächtig stapfen die Kamele durch den heißen Sand der Wüste«, begann Trix. Zuweilen ereilte ihn die Inspiration auf Anhieb, doch manchmal musste er für den Zauberspruch weit ausholen.
    »Gestatte mir die Bemerkung«, bat Wasab, »dass der Sand noch längst nicht heiß ist, sondern lediglich warm. Glaube mir, mittags ist die Temperatur von anderem Kaliber.«
    »Gemütlich und bedächtig stapfen die Kamele durch den warmen Sand der Wüste«, verbesserte sich Trix. »Auf den ersten Blick scheint das Kamel ein plumpes Tier, das zum

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