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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dir?«
    »An mir. Ein Stock ohne Magier ist wie ein Schwert ohne Ritter.«
    »Oh, welch weise Worte!« Wasab blickte zum Himmel auf. Dann legte er Trix freundlich den Arm um die Schultern und flüsterte ihm ins Ohr. »Haltet mich nicht für einen tückischen Bösewicht. Einzig die historischen und kulturell bedingten Besonderheiten unserer Gesellschaft verlangten von mir, dich gefangen zu nehmen und auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen. Hätte ich das nicht versucht, wäre ich in den Augen der Wache und meines eigenen Neffen gesunken. Tief in meinem Herzen bin ich jedoch ein grundguter, ja, mitunter sogar sentimentaler Mann. In Dachrian unterhalte ich ein Asyl für alte Kamele und trete einen angemessenen Anteil meines Gewinns, nämlich fünfzehn Prozent der Einnahmen minus der Ausgaben, an Witwen und Waisen ab. Abends verfasse ich Gedichte und spiele Backgammon. Hege also keinen Groll gegen mich, mächtiger Knabe.«
    »Das tu ich bestimmt nicht!«, beteuerte Trix, befreite sich recht ungeschickt aus Wasabs Umarmung und versuchte, das Thema zu wechseln. »Warum verwendet Ihr eigentlich immer dieses Oh und diese blumigen E… Ep…«
    »Epitheta«, soufflierte ihm der Kaufmann. »Als unser beider Völker vor langer Zeit dem Krieg abschworen und den Handel aufnahmen, beherrschten wir eure Sprache nur schlecht. Mit dem Oh haben wir Zeit geschunden, um den Satz im Kopf erst einmal richtig aufzubauen. Und mit den schwülstigen Anreden wollten wir die Käufer einlullen – aber inzwischen funktioniert das längst nicht mehr. Dennoch hat diese Tradition überdauert. Und wir halten jedwede Tradition hoch.«
    Mittlerweile standen, gleichsam von Zauberhand geschaffen, Leinenzelte neben Trix und Wasab, war eine Tischdecke auf dem Sand ausgebreitet, hatte der Neffe des Kaufmanns ein Lagerfeuer entfacht. Der Tag geht, die Shisha kommt …
    »Die Drei Brunnen scheinen verwunschen, sind aber eigentlich ein gefährlicher Ort«, erklärte der Kaufmann. »Mit den Drachen findest du immer eine gemeinsame Sprache. Wir führen deshalb stets ein Kamel extra mit. Wohin sind sie eigentlich gezogen?«
    »Nach Dachrian.«
    Sofort sank Wasabs Laune. Anscheinend brauchte Trix ihm die gegenwärtige politische Lage in Samarschan nicht auseinanderzusetzen.
    »Lassen wir die traurigen Geschichten«, sagte er. »Aber ich könnte bei meinem Neffen schwören, dass ich in der Oase eine Peri gesehen habe, eine winzige geflügelte Frau, die zwischen den wilden Gräsern herumgeflattert ist und glockenhell gekichert hat.«
    »Ah!«, lachte Trix, lüftete seinen Umhang und deutete auf Annette. Die Fee schlief, nur ihr Kopf lugte noch aus der Innentasche heraus.
    »Du hast sie gefangen?«, hauchte der Kaufmann ehrfürchtig. »Und? Verkaufst du sie?«
    »Nein.«
    »Würde ich auch nicht«, räumte der Kaufmann ein. »Und nun lass uns ein wenig grünen Tee trinken, während sich mein tölpelhafter Neffe um den Kebab kümmert.«
    Das Leben eines Karawanenführerhelfers, dachte Trix bei sich, ist offenbar auch kein Zuckerschlecken.
    Ein Mahl im Orient – das ist eine ernste Angelegenheit, die den Teilnehmern nicht wenig Zeit abverlangt. Darum wird in diesen Breiten in der Regel auch nur einmal täglich gegessen, abends, während morgens und mittags leichte Happen, Tee, Süßigkeiten und mit Muschelkalk, Harz und Gewürzen versetzter Kautabak genügen müssen.
    Am Abend dagegen versucht jeder Samarschaner, fünf bis sechs Stunden bei Tisch zu verbringen – selbst wenn diesen nur altbackenes Fladenbrot und ein Stück steinharter Schafkäse schmückten.
    Das Tischtuch des Kaufmanns Wasab Kurkum bog sich indes unter Speisen. Es gab Fladenbrote, Hartkäse und geräuchertes Ziegenfleisch wie bei jeder Reise. Darüber hinaus hatte der beflissene Neffe aber auch noch einen köstlichen Kebab zubereitet und eine sämige, gut gewürzte Bohnensuppe gekocht. Zum Tee wurden ein Berg Nüsse, getrocknete Früchte und bunter Würfelzucker auf das Tischtuch gehäuft.
    Und selbstverständlich fehlte auch die Shisha nicht, mehr noch, es gab sogar gleich zwei Wasserpfeifen, eine für die Soldaten, die etwas abseits an Stechäpfelsträuchern saßen und rauchten, die andere für Trix und Wasab. Da Trix bislang noch nicht einmal der obligatorischen Pfeife für Zauberer etwas abgewinnen konnte, beäugte er die Shisha höchst kritisch. Allein die Höflichkeit gebot es ihm, die nach Pfirsich duftende Luft durch das mit Wasser gefüllte Gefäß zu inhalieren und dabei den Klagen Wasabs zu

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