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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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lauschen.
    Den Kaufmann wiederum hatten das Essen und die Bekanntschaft mit dem jungen Zauberer derart entspannt, dass er frei von der Leber weg übers Leben lamentierte. Er bekrittelte den Großwesir Akhsogud – möge ihm ein langes Leben beschieden sein! –, der als Förderer aller Künste die Handelsstadt in ein Sammelbecken von Philosophen, Phrasendreschern und Phantasten verwandelt hatte. Ferner missfiel ihm der Mineralisierte Prophet Abrakadasab – möge er tausend Jahre leben! –, der einfach nicht begreifen wollte, dass man nur Krieg führte, wenn der Handel brachlag. Doch wie auch immer sich die Dinge in der Hauptstadt entwickeln mochten, die Hälfte seines sauer verdienten Geldes, da zeigte sich Wasab gewiss, würde für Kriegszwecke beschlagnahmt werden, die andere für Friedenszwecke und die dritte, die er seit Langem in einem Geheimversteck aufbewahrte, für unvorhergesehene Ausgaben. Das Schlimmste jedoch, seine Kinder, die doch gerade erst, dafür aber bereits außerordentlich erfolgreich in seine Fußstapfen traten, müssten den Handel aufgeben und sich der Kavallerie anschließen, während all seine Diener zur Infanterie eingezogen würden.
    Kurz und gut, er hatte begründeten Anlass zur Wehklage.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass Abrakadasab …«
    »Mögen seine Tage ewig währen!«, warf Wasab rasch ein.
    »… so stark ist?«
    »Ach, vor den Jahren weise gewordener Jüngling, wisse, dass wir Samarschaner von je her als geschickte, wenn auch wenig erfolgreiche Zauberer gelten. Sicher, unsere verblüffend reiche und ausdrucksstarke Sprache, die allein für den Wüstensand einhundertsiebenundvierzig verschiedene Bezeichnungen kennt, taugt für schnelle Zauberei nicht. Doch gib einem Samarschaner Zauberer genug Zeit, und er wird jeden eurer Magier blamieren.« Prompt stockte Wasab und beeilte sich hinzuzufügen: »Anwesende natürlich ausgenommen.«
    Diese Schwäche der hiesigen Magier überraschte Trix nicht. Sauerampfer hatte ihm auch schon erzählt, die allzu blumige Rede schränke die Samarschaner beim Zaubern ein. In der Alltagsmagie mochte das bedeutungslos sein, doch in der Kampfmagie zog es unweigerlich den Tod nach sich.
    »Noch vor gar nicht langer Zeit war Abrakadasab – mögen seine Frauen ungezählt sein! – …«
    Auch davon hatte Trix bereits gehört: Die Samarschaner besaßen häufig zwei oder drei Frauen, die reichen manchmal sogar noch mehr. Sein Vater hatte bei Streitereien mit seiner Mutter oft genug und mit einem orientalischen Akzent ausgerufen: »Oh, gepriesen sei mein Glück, dass ich nicht in Samarschan lebe, wo ein edler Mann sich schämen müsste, weniger als drei Frauen zu haben!« In jungen Jahren war Trix deshalb fest davon überzeugt gewesen, die Vielweiberei sei den reichen Samarschanern eine schwere Last.
    In den Worten Wasabs schwang jedoch kein Mitgefühl mit. Und auch Trix selbst empfand heute eher leichten Neid und eine vage Erregung.
    »So nachdenklich, Zauberer?«, fragte Wasab ihn nun.
    »Ich? Nein, nein, ich lausche aufmerksam.«
    »Also, vor noch gar nicht allzu langer Zeit war Abrakadasab – mag ihm alles besser gelingen, als er es selbst will! – lediglich ein jämmerlicher Anführer eines kleinen Stammes von Dieben. Von anderen seines Kalibers unterschied er sich einzig durch sein Interesse für alte Bücher, weshalb er sich auch für einen Nachfahr eines alten Geschlechts von Weisen hielt. Ob das stimmt oder nicht, weiß niemand. Irgendwann hat sich Abrakadasab dann bei einem Sandsturm in der Wüste verirrt. Einen ganzen Monat hat niemand etwas von ihm gehört oder gesehen. Unter seinen Angehörigen tobte bereits der Kampf um das Recht, jene Bande von Landstreichern, die Abrakadasab seine Sippe nannte, zu befehligen. Doch da kehrte der tot geglaubte Abrakadasab mir nichts, dir nichts zurück. Als ihn jemand zum Duell herausforderte, grinste Abrakadasab nur, sagte ein paar Worte – und der Frechling ging in Flammen auf. Er brannte eine geschlagene Stunde und setzte der ganzen Umgebung mit seinen Schmerz- und Angstschreien zu, bis ihn schließlich jemand erstach, um den eigenen Ohren weiteres Geheul zu ersparen. Abrakadasab selbst hat beteuert, ihm habe sich in der Wüste eine große Wahrheit offenbart. Dank der immensen Kraft, die er gewonnen habe, müsse er fortan Mineralisierter Prophet genannt werden, außerdem hätten ihm alle strikt zu gehorchen. Diejenigen, die seine Worte bezweifelten, starben einen furchtbaren Tod, über den ich mich selbst

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