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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gebeten, so lange im Wagen sitzen zu bleiben, bis ich abgeflogen bin.«
    Die Schausteller johlten und applaudierten und auch Ian schloss sich ihnen an. Trix, der nur verschämt klatschte (sah allzu stürmischer Beifall denn nicht aus, als hätten sie dem Drachen nicht vertraut und gefürchtet, er würde sie fallen lassen?), musterte Gavar und bemerkte, dass auch der Vitamant sich zurückhielt. Sobald dieser Trix’ Blick spürte, richtete er seine toten, fahlen Augen auf den Jungen. »Wer Angst hat, schweigt besser«, sagte er. »Das ist sowieso besser. Aber eben vor allem, wenn man Angst hat.«
    Trix wich irritiert seinem Blick aus. Seltsam! Verstand Gavar ihn am Ende besser als seine treuen Freunde?
    Als Erster band sich Hort frei. Er sprang aus dem Wagen und spähte aufmerksam in alle Richtungen, bis er den anderen schließlich ein Zeichen gab.
    Daraufhin stiegen auch die übrigen Schauspieler aus.
    Zikaden sangen leise in der Nacht. Gegen den Sternenhimmel zeichneten sich die Wedel von Palmen ab. Der Mond hielt sich irgendwo am Horizont hinter Wolken versteckt. Ein böiger Wind trug den streng riechenden Angstschweiß der Kamele fort. Eigentlich schwitzen Kamele ja nicht, das wusste sogar Trix, doch der dreistündige Flug sowie jenes Geschehen nach der Landung mussten ihnen in Erinnerung gerufen haben, wie dieser Körpervorgang zu bewerkstelligen war.
    Von den Kamelen waren übrigens nur noch zwei übrig …
    Trix seufzte. Alle anderen starrten wie gebannt nach Westen. Daraufhin quetschte er sich zwischen Hort und Krakritur hindurch, um ebenfalls in diese Richtung Ausschau zu halten – und stieß einen begeisterten Ausruf aus.
    So weit der Blick reichte, funkelten in der Wüste geheimnisvolle Lichter. Hunderte, Tausende von Leuchtpunkten, die Trix betörten …
    »Als ob der Sternenhimmel auf die Erde gefallen wäre«, brachte Maichel versonnen heraus und schnäuzte sich.
    »Die Wüste ist wie das Meer«, bemerkte Hort. »Auf ihm gibt es auch Irrlichter …«
    »Die Wüste muss gut sein«, sagte Bambura ergriffen. »Wenn in ihr solche Lichter schlummern …«
    »Was ist das eigentlich?«, wollte Ian ängstlich wissen.
    »Das sind die Lagerfeuer jener großen Armee, die der Mineralisierte Prophet um sich geschart hat«, sagte Gavar. »Zweitausend Feuer. Und an jedem Feuer ein Dutzend Kämpfer. Eine gute Armee. Allerdings könnte der MP getrost auf sie verzichten. Er allein steht für eine ganze Armee.«
    Eine Gänsehaut rieselte Trix über den Rücken. Vierundzwanzigtausend grausame Wüstenkämpfer … Früher sollten die Könige und Sultane in großen Schlachten jeweils einhunderttausend Mann aufeinandergehetzt haben. Aber diese Zeiten gehörten zum Glück längst der Vergangenheit an.
    »Spannt die Kamele an«, befahl Gavar. »Aber gemach! Wenn wir uns den Vorposten noch im Dunkeln nähern, spicken die uns womöglich mit Pfeilen.«
    Obwohl Trix noch nie im Krieg oder bei einem Manöver dabei gewesen war (die co-herzoglichen Truppenschauen an Feiertagen einmal außen vorgelassen), wusste er aus Chroniken und Balladen, dass Soldaten und Befehlshaber nur den kleineren Teil einer Armee ausmachten. Wenn zwei feindliche Streitmächte gegeneinander vorrückten, kam auf jeden Soldaten mindestens ein Mann (oder eine Frau) ohne Uniform. Ob es einem Feldherrn nun passte oder nicht, aber eine große Armee brauchte Köche, Bäcker, Fleischer, Wasserträger, Bierbrauer und Kellermeister, Furageure, Jäger und Fischer, Schneider, Kürschner und Sattler, Schmiede, Waffenmeister und Schreiner, Hebammen, Heiler, Veterinäre und Totengräber, Barden, Troubadoure, Schauspieler, Zauberkünstler und Jongleure, Fuhrmänner, Hundeführer, Falkner und schließlich Weißnäherinnen, und zwar mindestens eine auf sieben Soldaten oder drei Offiziere.
    Schon immer hatte Trix die Notwendigkeit der Weißnäherinnen erstaunt, aber alle Chroniken und Handbücher zur Kriegsführung stimmten darin überein, diese seien zur Stärkung des Kampfesmutes und zur Vermeidung von Unbequemlichkeiten unabdingbar. Anscheinend litt die Uniform während der Kämpfe stark, und jene jungen Frauen, die in armen Vierteln angeworben werden sollten, schwitzten die ganze Nacht über ihnen, um sie wieder in Ordnung zu bringen. Gewiss kämpfte es sich in zerrissener Kleidung ebenso schlecht wie mit leerem Magen, perfiden Wunden oder stumpfen Schwertern.
    Deshalb erwartete Trix, in Abrakadasabs Armee nicht nur gestählte Krieger, sondern auch geschäftige Meister,

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