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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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andere Sachen leihen, denn mit ihnen trifft es bestimmt nicht die Falschen!«
    »Angeblich wurden diese Worte von einem Mystiker gesagt, als sein Volk beschlossen hatte, weit weg von seiner Heimat zu ziehen«, berichtete Wasab. »Aber Genaues weiß man nicht.«
    »Das Gute an einer Weisheit ist ja«, sagte Trix, »dass sie bei einem Anlass formuliert wurde, aber auch für einen ganz anderen passt!«
    »Was für Worte!«, entzückte sich Wasab. »Goldene Worte! Ich werde sie den Mystikern hinterbringen … Wer weiß, vielleicht ist es diesem Gedanken bestimmt, in das Buch aufgenommen zu werden!«
    Er schlug den Folianten erneut aufs Geratewohl auf. » Die Hilfe eines Freundes mag mitunter gering sein, aber du darfst immer auf sie hoffen. Die Hilfe eines Feindes mag mitunter groß sein, doch kommt sie stets unerwartet! «
    »Das knüpft an den ersten Gedanken an«, sagte Trix. »Wir alle wissen, dass unsere Freunde uns helfen. Aber wir können uns kaum vorstellen, dass unsere Feinde uns einmal helfen!«
    Wasab schnalzte mit der Zunge: Die Erklärung überzeugte ihn.
    »Meiner Ansicht nach«, meldete sich Ian zu Wort, »ist das eine Warnung. Denn Hilfe ist nur gut, wenn sie rechtzeitig kommt. Dagegen kann sich überraschende Hilfe sogar als schädlich herausstellen. Sir Glamor hat mir einmal erzählt, wie er gegen ein Monster kämpfte. Plötzlich tauchte ein Zauberer auf. Glamor und er standen nicht gerade auf bestem Fuß. Trotzdem wollte der Zauberer ihm helfen – oder auch nur seine Stärke unter Beweis stellen. Jedenfalls hat er eine Feuerkugel auf das Monster geschleudert, nur war das Biest feuerfest. Aber Glamor hat es dabei vom Pferd gefegt. Als er endlich seine Augenbrauen gelöscht, sein Gefluche und die Jagd nach dem Zauberer eingestellt hatte, war das Monster längst über alle Berge.«
    »Ich weiß nicht, aus welchem Anlass diese Worte gesagt wurden«, gestand Wasab. »Versuchen wir es noch mit einer dritten Weisheit, die wird sicher Klärung bringen!«
    Wasab schlug das Buch zu und wieder auf und legte den Finger wie ein gieriger Geier auf die verschnörkelten Buchstaben. »Seltsam«, murmelte er, während er die Stelle las. »Wirklich sehr seltsam. Vielleicht sollten wir so tun, als hätte es nie einen dritten Rat gegeben?«
    »Lest schon vor!«, drängte Trix.
    » Und wenn deine beste Ziege keine Milch mehr gibt und ihr Fell räudig geworden ist, dann verarbeite sie zu Fleisch, denn was soll sie dir sonst noch nutzen? «
    Alle versanken in ihre Gedanken.
    »Im Buch finden sich auch etliche Alltagsweisheiten«, räumte Wasab ein. »Banale Dinge – die manchmal befremdlich klingen, an die wir uns aber trotzdem halten. Etwas in der Art wie: Wenn dein Freund in einen dunklen Keller geht und du einen erstickten Schrei aus der Tiefe hörst, so renne ihm nicht gleich nach, sondern rufe ein paar Männer zusammen, zündet Fackeln an und haltet die Schwerter bereit. Oder: Wenn jemand von dir Geld leihen will und verspricht, dir in einem Jahr doppelt so viel zurückzugeben, so schimpfe ihn ›Schwindler!‹. Oder: Spüle dir die Hände sorgsam mit Wasser, nachdem du dein Geschäft erledigt hast, und wenn es kein Wasser gibt, dann reibe sie mit Sand ab.«
    »Das habe ich verstanden!«, rief Trix.
    »Das mit dem Händewaschen?«, fragte Wasab begeistert.
    »Nein! Das mit der Ziege! Das muss man im übertragenen Sinne auffassen! Wenn du von einer Sache auch nicht mehr den gewohnten Nutzen hast, so kannst du doch einen anderen Nutzen aus ihr ziehen!«
    »Eine würdige Auslegung!«, lobte Wasab.
    »Ich würde eher so sagen«, bemerkte Ian. »Das ist auch eine Warnung. Nämlich dass dich jemand leicht opfert, wenn du ihm nicht mehr nutzt!«
    »Was für ein Pessimismus! Und das in so jungen Jahren!« Wasab reckte die Hände. »Oje, oje, oje, wie schwer dein Leben sein muss!«
    »Ich bin Waise, und Waisen tun gut daran, Pissi … Pessimessi …« Ian konzentrierte sich und nahm erneut Anlauf. »… Pessimismus an den Tag zu legen. Mag mein Leben auch schwer sein, immerhin lebe ich!«
    »Letzten Endes bin ich mir aber sicher, dass das Buch euch Erfolg verheißt!«, rief Wasab. »Daran dürft ihr nicht zweifeln!«
    Ein sanftes Klopfen an der Pforte beendete dies Gespräch. Wasab spähte in den sternenklaren Himmel hinauf. »Es ist Zeit für euch!«, sagte er. »Lasst euch mal wieder beim alten Wasab blicken, wenn ihr in Dachrian seid!«
    Trix hatte angenommen, eine ganze Drachenherde werde sie zur Oase bringen. Neun Menschen

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