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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verströmte etwas Bedrohliches. Ihm war zuzutrauen, dass er sein Schwert zog und ihnen allen aus purem Vergnügen den Kopf abschlug. Annette hielt es für geboten, sich in Trix’ Ausschnitt zu verkriechen.
    Der Blick des Kommandeurs huschte über die Jungen, Maichel und Bambura hinweg. Als er auf Krakritur fiel, nickte der Mann kaum merklich. Hort weckte noch größeres Interesse bei ihm, der Soldat betrachtete unverhohlen die gewaltigen Muskeln des Barbaren. »Du siehst nicht aus wie ein Gaukler«, meinte er. »Du weißt ein Schwert zu führen.«
    »Ich war einst ein Krieger«, antwortete Hort.
    Der Nomade nickte und starrte als Nächstes Gavar an, dessen Gesicht das Helmvisier verbarg. »Warum trägst du eine Rüstung?«
    Zur Überraschung aller verbeugte sich Gavar daraufhin tief und antwortete honigsüß, wie es nie zuvor von ihm zu hören war: »In dem Stück, das wir der Aufmerksamkeit des verehrten Publikums anempfehlen, spiele ich den schuftigen Vitamanten Gavar, einen niederträchtigen Ritter und Magier von den Kristallenen Inseln. Meine Maske ist so aufwändig anzulegen und so widerwärtig anzusehen, dass ich mein Gesicht lieber nicht zur Schau stelle.«
    »Öffne das Visier!«, verlangte der Kommandeur kalt.
    Gavar zögerte nur ganz kurz, ehe er das Visier nach oben schob. Trix lugte entsetzt zu ihm hinüber – selbst ein schlichter Nomade musste in Gavar einen echten Untoten erkennen! Und der Mann vor ihnen war alles andere als ein schlichter Nomade.
    Doch Gavar sah aus wie jeder Mensch. Seine Lippen waren rot, die Wangen rosig, und sogar die Augen hatten das Weiße der Untoten verloren und nahmen sich normal aus. Nun gut, fast normal. Wenn Trix einem solchen Mann begegnet wäre, hätte er immer noch bei sich gedacht: ›Was für eine Missgeburt!‹ Aber er wäre nicht zu Tode erschrocken.
    »Was für miserable Schminke«, spie der Nomade aus. »Ich habe drei Jahre in eurer Hauptstadt gelebt und etliche Stücke gesehen. Arbeite an deinem Äußeren, Schauspieler. Vielleicht lässt sich der Mineralisierte Prophet selbst dazu herab, eurer Vorstellung beizuwohnen!«
    »Ich werde mir alle erdenkliche Mühe geben!«, versicherte Gavar mit einer weiteren tiefen Verbeugung.
    »Ismud. Ich bin Ismud, Feldherr des großen Abrakadasab, der seine treuen Sklaven in den Kampf führt. Richtet euch hier ein. Ihr könnt euer Stück heute Abend aufführen, sobald die Sonne hinterm Horizont versunken ist.«
    »Wir benötigen noch verschiedene Requisiten«, erklärte Maichel. »Stangen für die Kulisse, Bretter, um ein Häuschen für den Souffleur zu bauen …«
    »Ihr könnt die Palmen fällen. Essen und Wasser werden euch gebracht. Wenn ihr noch etwas braucht, sagt es jetzt.«
    »Nein, nein, alles andere haben wir«, beteuerte Maichel.
    »Ich will nicht hoffen, dass ihr den Mineralisierten Propheten enttäuscht«, fuhr Ismud fort. »Sollte er sich langweilen, wird er eine Möglichkeit finden, sich zu unterhalten. Nur bezweifle ich, dass sie euch gefallen würde.«
    Daraufhin wendete er sein Pferd und ritt gemächlich davon.
    Maichel wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Die Herren Kommandanten … man kennt das … Gut, an die Arbeit!«
    Hort holte schweigend seine Streitaxt aus dem Wagen und steuerte auf die Palmen zu.
    Da es völlig unmöglich war, Sitzreihen für die Zuschauer herzurichten, bauten die Schauspieler die Bühne in der Senke des einstigen Sees auf. Natürlich blieb es auch so einem Großteil der gewaltigen Armee versagt, die Aufführung zu sehen, doch fünf- oder sechstausend Soldaten konnten hier mühelos Platz finden und das Spiel verfolgen.
    Mangels Vorhang rahmte lediglich eine noch unversehrte Palme auf jeder Seite die Bühne. Neben den Bäumen erhoben sich schlichte Kulissen mit aufgezeichneten Bullaugen, hinter denen jeder Schauspieler auf seinen Auftritt wartete. Den Bühnenhintergrund bildete eine Leinwand, auf die das Meer gemalt war. Da es am Ende an Requisiten fehlte, musste sogar der Wagen herhalten, um die beiden Schiffe anzudeuten: Die Räder dienten als Steuerruder, die Achsen als Masten.
    »Was für eine Schmach!«, stöhnte Maichel. »Kein Bühnendach, nur die Kulissen links und recht, bloß eine Leinwand, keine Maschinen, kein Licht, kein Hinterbühnenbereich! Flickwerk! Wie sollen wir da spielen?«
    »Als ob es auf die Requisiten ankommt!«, tröstete ihn Bambura. »Auf die hätten wir längst verzichten sollen. Der Zuschauer soll sich am Spiel der Darsteller weiden, nicht schöne

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