Trixie Belden 05 - Trixie Belden und das Geheimnis im Wald
sie bei mir geblieben, bis ich wieder nach Hause durfte. Trotzdem — trotzdem...“, Brigitte ließ sich auf einmal verzweifelt auf den Teppich fallen und brach in Tränen aus. „Trotzdem — glaube ich nicht, daß — daß sie mich lieb hat.“
Echtes Mitleid sprach aus Trixies blauen Augen, als sie neben der Freundin niederkniete und sie zu trösten versuchte. „Natürlich hat sie dich lieb“, wiederholte sie.
„Nein, das tut sie nicht“, schluchzte Brigitte heftig auf. „Warum schickt sie mich sonst immer in Internate und auf Ferienlager? Warum holt sie mir Kindermädchen und Gouvernanten und kümmert sich nicht selber um mich wie andere Mütter?“
„Ich weiß es nicht“, gab Trixie zu. Auf einmal fiel ihr etwas ein, und sie richtete sich auf. „Weißt du was, Brigitte? Vielleicht hat sie Angst vor dir. Vielleicht geht es ihr mit dir genauso wie dir mit ihr. Ich glaube, du solltest versuchen, mehr mit ihr zu reden. Ich meine, du solltest alles ihr sagen und nicht immer Fräulein Trasch. Meine Mutter wäre bestimmt sehr traurig, wenn ich ihr durch einen fremden Menschen sagen ließe, daß ich ein Fahrrad oder sonst etwas möchte.“
Mit einem Schlag waren Brigittes Tränen versiegt. Sie richtete sich auf und starrte Trixie an. „Glaubst du wirklich?“ fragte sie aufgeregt. „Glaubst du, sie würde mir zuhören, wenn ich — nun wenn ich ihr zum Beispiel von meinen Alpträumen erzählte?“
„Natürlich würde sie dir zuhören“, beteuerte Trixie überzeugt. „Sie wäre wahrscheinlich immer gern deine Vertraute gewesen, sie hat aber nie gewußt, wie sie es anfangen soll.“
Brigitte sprang auf die Beine. „Ich glaube, du hast es erfaßt, Trixie“, rief sie ganz außer sich. „Jetzt erinnere ich mich, was mir Papa vor langer Zeit einmal erzählt hat: Mama war ziemlich kränklich, als ich auf die Welt gekommen bin. Besonders kräftig ist sie immer noch nicht. Am Anfang war es wahrscheinlich einfach zuviel für sie, sich um mich zu kümmern, und damit hat alles angefangen.“
Trixie atmete erleichtert auf, als sie Brigitte wieder etwas zuversichtlicher sah. „Deine Mutter ist bestimmt ganz genauso wie du, Brigitte“, meinte sie. „Wenn ihr zwei einmal zusammenfindet, werdet ihr euch blendend verstehen.“
„Ich soll ihr angeblich wie aus dem Gesicht geschnitten sein“, gab Brigitte zu und wies auf ein großes Porträt, das an der gegenüberliegenden Wand hing.
Trixie ging hinüber, um besser sehen zu können. „Das bist du in zwanzig Jahren“, sagte sie und sah zu der hübschen Frau mit dem schmalen Gesicht und Brigittes nußbraunen Augen auf. „Und wie sieht dein Vater aus?“
„In meinem Zimmer steht ein großes Foto von ihm“, sagte Brigitte. „Komm, wir gehen hinauf. Hier unten fühle ich mich immer ganz verlassen und elend.“
Ein Mädchen deckte gerade Brigittes Bett auf, als die beiden Freundinnen ins Zimmer kamen. Sie entfaltete ein feines, spitzenbesetztes Nachthemd und holte Brigittes Morgenrock aus dem Ankleidezimmer.
„Brauchen Sie heute abend sonst noch etwas, Fräulein Brigitte?“ erkundigte sie sich.
„Nein, danke.“ Lächelnd wandte sich Brigitte an Trixie. „Ich möchte gern, daß du heute nacht bei mir bleibst“, bat sie. „Wir könnten uns so schön über alles unterhalten. Und morgen früh würde uns Celia das Frühstück ans Bett bringen, nicht wahr, Celia?“
Das Mädchen nickte. „Kakao, Erdbeermarmelade und ein herrliches Omelett von unserem Koch.“
„Oh, bitte, Trixie“, bettelte Brigitte. „Wenn du hierbleibst, könnten wir auch morgen ganz früh losreiten.“
Trixie zögerte noch. Brigittes hellblaue Batistbettwäsche sah wirklich sehr einladend aus. Und der Gedanke, Frühstück ans Bett serviert zu bekommen, obwohl sie sich kerngesund fühlte, war schon sehr verlockend. Da konnte sie wirklich nicht länger widerstehen. „Ich werde Paps anrufen“, meinte sie. „Wenn er mich vom Hühnerfüttern morgen früh beurlaubt, kann ich bestimmt bleiben.“
Als Trixie anrief, meldete sich Frau Belden und erlaubte ihr, über Nacht bei Brigitte zu bleiben.
„Kann ich morgen den ganzen Tag freihaben, Mami?“ bat Trixie. „Wir möchten nämlich auf der anderen Seite der Straße durch den Wald reiten und irgendwo picknicken.“
Ihre Mutter besprach sich kurz mit ihrem Vater, der auch der Ansicht war, daß Trixie einen freien Tag verdient hatte.
„Danke, Mami. Gute Nacht.“ Trixie legte den Hörer auf und rannte durch die große Halle in
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