Trixie Belden 06 - Trixie Belden und das Geheimnis in Arizona
bemerkt zu haben.“ Lächelnd streckte er Trixie und Uli das Kuvert entgegen.
„Mach du es auf, Uli!“ flüsterte Trixie aufgeregt.
Uli riß den Umschlag auf und zog einen Scheck daraus hervor. „Vierhundert Dollar!“ schrie er. „Mann! Aber das verdienen wir doch gar nicht, Onkel Tony! Unsere zwei Wochen sind doch erst nächsten Montag vorüber!“
Onkel Tony kicherte. „Kam mir so vor, als müßte ich für ein kleines Trostpflaster sorgen“, sagte er. „Weil ihr nämlich heute um Mitternacht alle miteinander entlassen seid.“
„Entlassen?“ stieß Trixie hervor. „Warum?“ Und dann wußte sie plötzlich die Antwort. „Oh, kommen die Orlandos zurück?“
Er nickte. „Morgen früh sind sie wieder hier. Ich habe heute einen Brief von ihnen bekommen, in dem sie ihr plötzliches Verschwinden erklärt haben. Du hattest recht, Trixie, sie wollten mir damals nicht sagen, was sie vorhatten, weil sie fürchteten, ich würde sie nicht verstehen. Tatsächlich haben sie ihre Arbeit hier so gern, daß sie dieses Jahr eigentlich nicht weggehen wollten. Aber in letzter Minute traf Señor Orlandos Bruder hier ein und hat sie davon überzeugt, daß es nicht richtig gewesen wäre, dem Fest fernzubleiben.“
„Der dunkle Fremde“, murmelte Trixie. „Kein Wunder, daß Petey ihn Tio genannt hat — er ist sein Großonkel!“
„Hör auf, vor dich hinzumurmeln!“ flüsterte Martin. „Ich werde euch alles genau berichten“, fuhr Onkel Tony fort. „Kommt mit.“
Er führte sie in sein eigenes Wohnzimmer, und als sie alle Platz genommen hatten, begann er zu erzählen: „Die Sache geht zurück bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, als der Begründer der Familie Orlando sich mit Coronado auf den Weg machte, um die sagenumwobenen Sieben Städte von Cibola zu finden. Er war damals ein Bursche von achtzehn Jahren, der Sohn eines aztekischen Adligen, der zum Gefolge des großen Montezuma gehörte. Die Mutter des Jungen war eine Doha Isabella; sie stammte aus königlich spanischem Geblüt. Als der Junge getauft wurde, erhielt er den Namen Pedro und ihren berühmten Nachnamen, Orlando. Jedenfalls, als Pedro mit den Überresten von Coronados Truppe zurückkehrte, war er erst zwanzig und noch nicht ganz entmutigt von dem Fehlschlag der Expedition. Er begann Vieh zu züchten, baute eine riesige Hazienda, heiratete und gründete eine große Familie. Seinen Geburtstag feiern seine Nachkommen jedes Jahr um diese Zeit in den Ruinen ihres Stammsitzes.“
„Wir haben uns schon gedacht, daß es — sich um so eine Art Fest handeln würde“, sagte Trixie beeindruckt. „Aber nach Peteys Bemerkungen klang es mehr, als hätten die Orlandos ein altes Grabgewölbe besucht.“
„Das stimmt auch“, erwiderte Onkel Tony und überflog noch einmal den Brief, den die Orlandos ihm geschrieben hatten. „Nach alter Tradition dauert die fiesta eine Woche lang, und der letzte Tag ist ein Totengedenktag , also dem Gedächtnis jenes Pedro gewidmet, von dem ich euch erzählt habe. Maria und Petey sind gerade noch rechtzeitig dazu eingetroffen; ich glaube also, die Familie hat ihr verziehen, daß sie nicht gleich mitgefahren ist. Ich kann verstehen, weshalb sie so lange gezögert hat — schließlich ist sie Witwe und muß an ihr Kind denken. Tatsächlich haben die Orlandos Angst, ich könnte kein Verständnis für sie aufbringen und würde sie nicht mehr hier arbeiten lassen. Wenigstens dachten sie das“, verbesserte er sich vergnügt. „Aber ich habe ihnen ein Telegramm geschickt und ihnen mitgeteilt, daß ich sie mit offenen Armen aufnehmen werde, wenn sie sofort mit dem Flugzeug hierher zurückkommen.“
Trixie seufzte befriedigt. „Ich bin froh, daß sie weggegangen sind“, sagte sie. „Damit haben sie uns doch die Möglichkeit gegeben, genug Geld zu verdienen, um Rosita zu helfen.“
„Stimmt genau“, erwiderte Martin. „Aber ich glaube kaum, daß sie das Geld annehmen wird.“
„Ich weiß nicht so recht“, murmelte Trixie nachdenklich. „Wenn wir ihr das Geld als Weihnachtsgeschenk geben, muß sie es doch einfach annehmen!“
Brigitte klatschte erfreut in die Hände. „Das ist die Idee, Trixie! Und nachdem Herr Wellington unseren Weihnachtsmann spielt, soll er ihr das Geld geben. Wenn jeder um sie herum ebenfalls Geschenke bekommt, wird sie sich bestimmt überreden lassen, es zu nehmen.“
„Sie muß einfach!“ stimmte Onkel Tony begeistert zu. „Aber seid ihr ganz sicher, daß ihr das Geld nicht selber
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