Trixie Belden 08 - Trixie Belden hat sich geirrt
kletterte in die Tiefe.
Als sie jedoch auf dem Grund des Schachtes angelangt war und in der Dunkelheit nach Bobby tastete, merkte sie, daß sie sich nun erst an der noch schmaleren Öffnung zu einer weiteren Höhle befand, aus der Bobbys klagende Stimme zu ihr heraufdrang: „Kommst du jetzt, Trixie?“
Sie beugte sich vor. Die Öffnung war nur eine Felsspalte und zu eng für sie, um hindurchzuschlüpfen, doch als sie ihren Arm ausstreckte, so weit es ging, konnte sie Bobbys Hand berühren. Sie umklammerte sein schmales Handgelenk mit festem Griff. „Jetzt, Spatz, los geht’s! Ich ziehe, und du stemmst dich hoch, dann bist du in einer Sekunde bei mir.“
Sie zerrte und zog und spürte, wie sich Bobbys Finger in ihre Handfläche gruben. Er gab sich alle Mühe, freizukommen — doch plötzlich wurde seine Hand schlaff, und sein Griff lockerte sich. „Der Felsbrocken läßt mich nicht los!“ klagte er schluchzend.
„Bobby“, sagte sie möglichst ruhig, „tut es weh, wenn du versuchst, dich loszumachen?“
„Nein.“ Nun klang seine Stimme erschöpft. „Mir geht’s gut, aber ich hab Hunger und will heim.“
Ein kalter Schauder lief Trixie über den Rücken. Wenn er keine Schmerzen verspürte, hatte er sich beim Sturz vielleicht das Rückgrat verletzt. Sie verschlimmerte dann womöglich alles, wenn sie ihn hochzuziehen versuchte!
Oh, sie mußte irgendwie Hilfe finden! Aber wo? Sie wußte ja nicht, in welche Richtung sie sich wenden sollte! Trotzdem — sie mußte es versuchen.
„Bobby“, sagte sie und streichelte seine kleine Hand. „Ich laufe jetzt los und suche nach Klaus und Martin. Die holen dich dann hier heraus. Bleib eine Zeitlang ganz ruhig sitzen und ruhe dich aus, bis ich zurückkomme.“
„Ist gut. Aber helft ihr mir dann auch, das Kätzchen zu suchen? Es war ein schönes, großes, und als ich’s fangen wollte, ist’s weggelaufen, und ich dachte, es wäre hier in der Höhle, und dann bin ich ins Loch gefallen, und...“ Er gähnte und murmelte etwas Unverständliches.
Trixie begann nach oben zu klettern. Hoffentlich schläft Bobby eine Weile, dachte sie. Es war nicht leicht, wieder in die Haupthöhle zu kommen, doch in ihrer Verzweiflung schaffte sie es schließlich. Wie betäubt stolperte sie in die sternklare Nacht hinaus.
Ein starker Wind war aufgekommen. Trixie zitterte — doch nicht so sehr vor Kälte als aus Angst um ihren kleinen Bruder. Sie mußte Hilfe holen, ehe er dort unten in der eiskalten Höhle erfror!
Verzweifelt blickte sie sich um. Plötzlich sah sie etwas Helles gegen den dunklen Himmel flackern. Das mußte ein fernes Lagerfeuer sein! Sie atmete auf und begann zu rufen, doch der Wind trug jedes Geräusch mit sich fort.
Sie mußte das Lagerfeuer erreichen. Trixie ging ein paar Schritte vorwärts und unterdrückte ein erleichtertes Schluchzen, blieb jedoch gleich wieder ruckartig stehen. Wie sollte sie jemals hierher zurückfinden? Aber bleiben konnte sie auch nicht. Sie mußte einen Ausweg finden.
Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie zog den weißen Wollpulli, den sie trug, über den Kopf, und begann mit zitternden Fingern den rechten Ärmel herauszutrennen. Als sie endlich die Stelle fand, an der die Wolle vernäht war, und die erste Masche aufgetrennt war, ging es ganz leicht.
Sie knüpfte das Ende der Wolle an den Busch, der neben dem Eingang zur Höhle wuchs, und machte sich auf zum fernen Lagerfeuer. Dabei trennte sie den Ärmel ihres Pullovers immer weiter auf, so daß sie während des ganzen Weges einen weißen Wollfaden hinter sich herzog. Es ging auf und ab, durch Schluchten und über Anhöhen, zwischen Bäumen hindurch und an Felsen vorbei. Als der rechte Ärmel völlig aufgetrennt war, kam der linke an die Reihe. Trixie knüpfte die beiden Wollenden a-neinander und marschierte entschlossen weiter.
Endlich kam sie an eine Hecke aus Büschen, hinter der sich auf einer kleinen Lichtung das Lagerfeuer befand. Der Geruch von gebratenem Fleisch erfüllte die Luft.
Trixie stolperte vorwärts und zwängte sich durch die Hecke. Schon wollte sie die beiden Männer, die dort mit dem Rücken zu ihr am Feuer saßen, anrufen, als sie sah, auf wen sie da gestoßen war. Wie erstarrt blieb sie stehen und brachte keinen Laut hervor.
Es waren Dan Mangan und ein zweiter Junge in einer schwarzen Lederjacke. Gerade jetzt stand der Fremde auf, und im Licht des Feuers sah Trixie, daß er dunkelhaarig war, scharfe Gesichtszüge hatte und ein paar Jahre älter als Dan zu sein
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