Trixie Belden 15 - Trixie Belden und der ungebetene Gast
heimisch im Haus der alten Dame. Frau Vanderpol lebte allein, nahm jedoch lebhaften Anteil an allem, was in der Nachbarschaft geschah. Sie war mehr als einmal in Trixies Abenteuer verwickelt gewesen und hatte den Rotkehlchen auch einige ihrer kostbaren alten Möbelstücke für die Antiquitätenschau geliehen. Trixie wußte längst, daß man sich auf Frau Vanderpol verlassen konnte. So zögerte sie auch diesmal nicht, sie um einen Gefallen zu bitten.
„Juliana hat vor, in ihrem besten Sommerkleid zu heiraten“, erklärte sie, „aber Fräulein Trasch hat so viele Leute eingeladen und so große Pläne für das Fest gemacht, daß Juliana eigentlich auch ein richtiges Hochzeitskleid tragen sollte.“
Frau Vanderpol zwinkerte ihr zu. „Und da hast du wohl an meinen Dachboden gedacht, stimmt’s?“
„Genau“, bestätigte Trixie. Als sie merkte, wie Frau Van-derpols Blick zu Maxie wanderte, fügte sie hinzu: „Das ist übrigens meine Cousine Maxie.“
„Ach, du bist Harolds Tochter! Du siehst fast genauso aus wie dein Vater, als er ein Junge war“, sagte die alte Dame. „Na gut, dann sehen wir uns mal auf dem Dachboden um. Die Jungen können Herrn Vorwald inzwischen durchs Haus führen.“
Frau Vanderpols Dachboden war so hübsch und ordentlich wie bei anderen Leuten das Wohnzimmer. Sie führte Juliana und die Mädchen zu einer großen Truhe und hob den Deckel. Ein angenehmer Duft von Kampfer und Lavendel stieg ihnen in die Nase.
Für Trixie war die folgende Stunde ein reines Vergnügen. Sie liebte die schönen alten Kleider aus Seide und Samt, besetzt mit Rüschen und Spitzen, die so sorgsam in Seidenpapier aufbewahrt waren. Ein Brautkleid nach dem anderen wurde prüfend gegen Julianas Figur gehalten, doch alle waren zu groß.
Schließlich wurde alles wieder in die seidenen Hüllen verpackt und in die Truhe zurückgelegt.
„Tut mir leid, Juliana“, murmelte Trixie. „Ich dachte wirklich...“
Doch Frau Vanderpol unterbrach sie. „Seit wann gibst du so leicht auf?“ sagte sie. „Ihr habt ja mein eigenes Brautkleid noch nicht gesehen!“
Sie öffnete eine breite, kleinere Truhe. Und als sie ein weißes Baumwollkleid mit weiten Falten aus dem Seidenpapier wickelte, wußte Trixie, daß die Suche beendet war. Das war Julianas Hochzeitskleid!
Fast scheu nahm Trixie das Kleid aus Frau Vanderpols Händen. Sie faßte es an den Schulternähten und hielt es Juliana an. Das Kleid war sehr anmutig, schlicht geschnitten und an den Ärmeln und am Rock mit vielen Reihen gehäkelter Spitze verziert.
„Es wird genau passen“, sagte Brigitte leise. „Nicht eine Naht muß geändert werden! Es sieht aus, als wäre es für dich gemacht worden, Juliana.“
Der Ring
Es war etwa eine Viertelstunde später, während alle in Frau Vanderpols gemütlicher Küche saßen und frisch gebackene Käseplätzchen aßen, als Trixie bemerkte, daß Julianas Ring fehlte. Sie war so daran gewöhnt, die Diamanten von Julianas Verlobungsring bei jeder Handbewegung blitzen zu sehen, daß ihr die linke Hand der jungen Holländerin plötzlich irgendwie nackt vorkam.
„Juliana“, sagte sie, „wo ist dein Ring?“
Diese sah überrascht auf ihre Hand nieder. „Mein Ring!“ rief sie. „Er ist verschwunden!“
Alle starrten sie an und riefen erschrocken und ungläubig durcheinander: „Nein!“ — „Das kann doch nicht sein!“ — „Vielleicht ist er irgendwo an deinem Kleid hängengeblieben?“
Juliana stand auf und suchte ihr Kleid nach dem Ring ab. Dann schlug Pieter vor, sie solle in Frau Vanderpols Schlafzimmer gehen und sich ausziehen, falls sich der Ring in ihrer Unterwäsche festgehakt hatte, als sie die Brautkleider probierte.
Juliana schüttelte unglücklich den Kopf. „Ich habe die Brautkleider nicht anprobiert“, sagte sie. „Sie waren alle bis auf eines zu groß. O Pieter, was sollen wir nur machen? Dein schöner Ring!“
Sie weinte, und Pieter tröstete sie. Martin machte den Vorschlag, die Fußböden und die Bodentreppe abzusuchen. Frau Vanderpol schaltete sofort jede Lampe in der Küche und im Hausflur ein. Zentimeter für Zentimeter wurde Julianas Weg durchs Haus verfolgt, doch der Ring blieb verschwunden.
Ohne große Hoffnung suchten sie auch noch mit Taschenlampen den Platz vor dem Haus ab, die Auffahrt und schließlich den Kombiwagen selbst. Doch kein goldener Ring mit Diamanten blitzte im Licht auf. Juliana weinte so, daß Pieter sich Sorgen um sie machte.
„Du wirst wieder krank werden, Juliana.
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