Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
eingravierten Drachen verziert war. Auf dem Deckel
befand sich der größte, wildeste aller Drachen mit fünf Klauen an jedem Fuß,
der gegen einen kleineren kämpfte.
„Das hat mein Urgroßvater von einer
Reise nach China mitgebracht“, erklärte Fräulein Rachel, nahm die schwere Dose
und stellte sie auf den Tisch, damit die Mädchen sie genauer betrachten
konnten.
„Seht euch nur die grünen Augen an!“
sagte Trixie bewundernd und betastete die Steine, die in das Metall eingefügt
waren. „Der größte Drache ist einfach prächtig.“
„Das muß er auch sein!“ Die alte Dame
lachte. „Er ist nämlich ein kaiserlicher Drache. Nur kaiserliche Drachen haben
fünf Klauen.“
Lilli, die bisher vollauf damit beschäftigt
gewesen war, die Waffeln zwischen sich und ihrem Pudel aufzuteilen, beugte sich
nun ebenfalls neugierig über die Dose. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die
grünen Steine, bis sich das Sonnenlicht funkelnd in ihnen brach. „Ich mag seine
grünen Augen“, sagte sie. „Das ist ein richtiger Märchendrache!“ Minuten später
erklang lautes Hupen vor dem Haus — Tom Delanoys Zeichen zum Aufbruch. Trixie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Gleich
Mittag. Himmel, die Zeit ist wie im Flug vergangen! Hoffentlich haben wir Sie
nicht zu sehr aufgehalten.“
„O nein, Kind, ganz im Gegenteil. Es
hat mir richtig gutgetan , wieder mal junges Blut im
Haus zu haben. Ich hoffe, ihr besucht mich bald wieder.“
„Fräulein Rachel ist einfach goldig“,
versicherte Brigitte gleich darauf im Auto und sah noch einmal zu dem kleinen
weißen Haus zurück, ehe sie um die Wegbiegung fuhren. „Was mag dieser Paul Trent wohl Beleidigendes über ihre Familie gesagt haben?“
„Oh, wahrscheinlich hat er die dumme
alte Geschichte erwähnt, daß einer ihrer Vorfahren mit einem Räuberhauptmann
befreundet war.“ Trixie hob die Schultern. „Du weißt ja, daß man sich erzählt,
der Einäugige Jack hätte einen Goldschatz irgendwo im Moor versteckt.“
Lilli, die wieder still in ihrer Ecke
gesessen hatte, richtete sich unvermittelt auf und starrte Trixie an. „Einen
Goldschatz ? Im Moor?“
Trixie lachte. „Natürlich ist das nur
ein dummes Gerücht. Es hat nie einen Schatz in Martins Brühl gegeben. Aber eine
Menge Leute sollen schon danach gesucht haben.“
„Hat man wirklich nie etwas gefunden —
auch nicht ein winziges Goldstück?“ forschte Lilli eindringlich.
„Nein, nichts als Schlangen und
Frösche“, versicherte Brigitte. „Das Moor ist ein schauriger Ort — brrr !“
„Ich hätte keine Angst, dort nach dem
Schatz zu suchen“, sagte Lilli nachdenklich und streichelte den Kopf ihres
Hundes. „Ich würde Schneewittchen mitnehmen, und wir beide würden das Gold
bestimmt ganz schnell finden.“
Tom Delanoy drehte sich lachend um. „Sag so etwas besser nicht vor deiner Tante, Lilli. Sie
könnte glauben, daß du es ernst meinst.“
„Ich meine es auch ernst!“ erwiderte
die Kleine herausfordernd. „Schneewittchen könnte gegen die Schlangen kämpfen,
und ich würde das Geld ausgraben. Und dann würde ich es Tante Della geben und
müßte nie wieder auf meiner alten Geige spielen und nicht dauernd herumreisen,
wenn ich müde bin!“ Ihre Stimme zitterte.
Brigitte und Dinah wechselten
erschrockene Blicke, doch Trixie gab ihnen ein Zeichen, zu schweigen. Lilli
hatte den Kopf gesenkt und schmiegte ihre Wange an Schneewittchens weiches
Fell. Trixie konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch sie war ziemlich sicher, daß
das kleine Mädchen weinte.
Fräulein Krennel wartete vor der Garage auf ihre Nichte und verlor keine Zeit, sie ins Haus zu
schicken. Als Lilli verdrießlich und widerstrebend abgezogen war, wandte sich
ihre Tante an die Mädchen.
„Wir sind zu der Auffassung gekommen,
daß Lilli sich nun wieder genügend erholt hat, um kommenden Samstag ihr Konzert
zu geben“, verkündete sie steif. „Ich muß euch also bitten, mich zu
unterstützen und sie vor jeder Aufregung zu bewahren. Lillis Karriere ist zu
wichtig, als daß man sie leichtfertig aufs Spiel setzen dürfte.“
„Es war nicht aufregend bei Fräulein
Martin“, versicherte Trixie rasch. „Die alte Dame war furchtbar nett, und sie
hat Lilli gern. Der Besuch hat uns allen Spaß gemacht.“
„Wie dem auch sei, ich wünsche nicht, daß
Lilli noch einmal dorthin fährt“, sagte Fräulein Krennel abschließend, wandte sich um und stolzierte ins Haus.
Einige Stunden später kam Herr Belden
von der Arbeit nach
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