Trixie Belden entdeckt das Haus im Moor
wurde langsam unbehaglich zumute.
Nach einer Weile fragte Dinah: „Stimmt es wirklich, daß du schon vor Königen
und Königinnen gespielt hast, Lilli?“
Die Kleine schnitt eine Grimasse und
antwortete nicht sofort. Dann sagte sie gleichgültig: „Ich glaube schon.
Jedenfalls hat Tante Della es gesagt. Aber für mich sind sie alle gleich — eben
Zuhörer. Ich spiele für sie dasselbe wie für die anderen. Wir sind immerzu auf
Reisen und übernachten dauernd in langweiligen Hotels.“ Sie stieß einen Seufzer
aus und verkroch sich wieder in ihre Ecke.
Trixie empfand Mitleid mit Lilli, doch
sie wußte nicht, was sie sagen sollte, um sie zu trösten. So war sie
erleichtert, als Tom Delanoy sich umdrehte und sie
mit fröhlichem Grinsen warnte: „Festhalten, meine Damen! Jetzt folgt die große
Berg- und Talbahn!“ Und sie kicherten alle, als sie auf der schmalen Straße zu
Fräulein Rachels Haus tüchtig durchgerüttelt wurden.
Die alte Dame arbeitete gerade in ihrem
Garten, als der Wagen vorfuhr. Ihr anfangs etwas abweisendes Gesicht wurde
freundlicher, als sie Trixie und die kleine Lilli aussteigen sah. Sie lud die
Mädchen und Tom Delanoy sofort zu einer Tasse Minzentee ein.
Der Chauffeur lehnte das Angebot
hastig, aber höflich ab. „Ich bleibe hier draußen und warte auf die jungen
Damen, Fräulein Martin. Werfen Sie sie einfach raus, wenn sie Ihnen lästig
werden.“
„Oh, sie werden mir bestimmt nicht
lästig“, versicherte die alte Dame lächelnd. „Kommt mit ins Haus, Kinder.“
Brigitte, Trixie und Dinah folgten ihr,
doch Lilli blieb zurück, ihren Pudel im Arm. „Ich glaube, ich bleibe lieber
hier“, sagte sie zögernd. „Schneewittchen ist so traurig, wenn ich ihn allein
lasse.“
„Aber er kann doch auch mit
hereinkommen, Kindchen“, sagte Fräulein Rachel. „Vielleicht finden wir sogar
ein Zuckerplätzchen für ihn.“
Im Haus übergab Trixie der alten Dame
das frisch gewaschene und gebügelte Kleid, das einst Emily Martin gehört hatte.
Fräulein Rachel nahm es und legte es behutsam auf eine Kommode.
„Ich werde es aufheben“, sagte sie zu
Lilli, „für den Fall, daß es wieder einmal ein kleines Mädchen ausleihen
möchte.“
Lilli erwiderte mit unkindlichem Ernst:
„Es ist ein sehr hübsches Kleid, vielen Dank. Es tut mir leid, daß ich gestern
so böse war. Ich hab’s nicht so gemeint.“
„Ist schon gut, Kind. Denk nicht mehr
daran. Und jetzt setzen wir den Kessel für den Minzentee aufs Feuer.“
Kleine Ursachen, große Wirkung
„Wir hätten Sie beinahe schon gestern
besucht“, sagte Trixie während des Teetrinkens zu Fräulein Rachel. Sie saßen in
dem kleinen, vom Sonnenlicht überfluteten Wohnzimmer, das mit zierlichen alten
Möbeln ausgestattet war.
„Und warum seid ihr nicht gekommen?“
fragte die alte Dame lächelnd.
„Na ja, vor Ihrem Haus stand ein Wagen,
und wir dachten, Sie hätten bereits Besuch. Da wollten wir nicht stören. Dabei
war es nur Paul Trent . Er fuhr später an uns vorbei
undmachte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.“
Die alte Dame schaukelte eine Weile
nachdenklich in dem alten Schaukelstuhl hin und her. Dann sagte sie: „Herr Trent ist ein unbesonnener junger Mann. Er kam hierher und
stellte mir einige sehr persönliche Fragen über meine Familie. Als ich ihm
keine Auskunft geben wollte, machte er beleidigende Bemerkungen über meine
Vorfahren. Deshalb habe ich ihm die Tür gewiesen.“
„Und das geschah ihm gerade recht!“
versicherte Trixie hitzig. „Er ist ganz einfach unverschämt.“
„Nun, wir sollten den jungen Mann jetzt
wohl lieber vergessen. Ich glaube, ich habe noch einen Teller voll
Schokoladenwaffeln in meiner Speisekammer.“ Fräulein Rachel erhob sich und
verließ das Zimmer.
„Meint ihr, wir sollten ihr von dem
Artikel im Tagblatt erzählen?“ flüsterte Trixie ihren Freundinnen zu.
„O nein, wir dürfen sie nicht noch mehr
aufregen“, erwiderte Brigitte leise, und Dinah nickte zustimmend.
Als die alte Dame triumphierend mit den
Waffeln zurückkam, sprachen sie über ihren Kräutergarten und alles mögliche
andere, ohne Paul Trent noch einmal zu erwähnen.
Schließlich ging Fräulein Rachel zu dem zierlichen alten Schreibtisch in einer
Ecke des Wohnzimmers und nahm Papier und Bleistift, um das Rezept für den Minzentee aufzuschreiben.
„Oh, was für eine wunderschöne
Messingschachtel!“ Trixie hatte auf einer Kommode eine uralte Dose entdeckt,
die auf allen Seiten mit
Weitere Kostenlose Bücher