Trixie Belden sucht den weißen Geisterfisch
vor den Augen sah. Sie
wartete, bis Klaus und Martin sie eingeholt hatten und beim Strahl von Ulis
Taschenlampe die Karbidlampen anzündeten. Trixie zitterte vor Ungeduld und
Spannung und hielt den Atem an, als Klaus endlich mit der größten Lampe in der
erhobenen Hand vorausging.
Als der Lichtschein über die
Höhlenwände glitt, konnte nicht einmal Slim einen
überraschten Ausruf unterdrücken. Sie befanden sich in einem riesigen Raum. Von
der Decke hingen geheimnisvoll glitzernde Tropfsteingebilde, sogenannte
Stalaktiten, und die gleichen bizarren Gebilde schienen aus dem Boden zu
wachsen. Die Wände waren mit herrlichen Kristallgebilden bedeckt, die wie
Vorhänge aus weißem Samt wirkten. Sie warfen das Licht der Lampen vielfach
gebrochen zurück, gleißend wie kostbare Juwelen.
Der Boden war schlüpfrig von
Feuchtigkeit, die Luft kühl. Eine Quelle plätscherte mitten durch den Raum,
verschwand in einer Felsspalte und tauchte dahinter wieder auf, nur um ein
Stück weiter erneut unter einem traubenförmigen Gebilde aus Kalkstein zu
verschwinden.
„Bist du noch nie hiergewesen ?“
Trixie wandte sich an Slim ; ihre Stimme klang fast
andächtig.
„Ne. Hier gibt’s nichts, was man nicht
auch in der Bascombs-Höhle oder in der am
Truthahnhügel finden könnte. Die sind alle gleich, und ich kann auf jedes von
diesen Löchern verzichten. Also los jetzt, bringen wir’s hinter uns!“
„Halt, wartet einen Augenblick!“ sagte
Trixie. „Ich hab eine Idee. Diese Höhle befindet sich doch auf Onkel Tonys
Grundstück. Sie sollte auch einen Namen haben, meint ihr nicht?“ Sie schraubte
den Deckel ihrer Thermosflasche ab, goß ein paar Tropfen Tee auf den
Höhlenboden und begann feierlich: „Ich taufe dich auf den Namen...“
„...Rotkehlchen-Höhle!“ riefen die
anderen im Chor.
„Ja, genau das: Rotkehlchen-Höhle!“
„Grünschnabel-Höhle würde besser
passen“, brummte Slim .
Die anderen beachteten ihn nicht. Sie
leuchteten die Höhle wieder mit ihren Lampen ab und folgten der Quelle
Zentimeter für Zentimeter.
„Siehst du irgend etwas?“ fragte
Brigitte schließlich.
Trixie schüttelte den Kopf. „Noch
nicht, aber die Höhlekommt mir schon sehr
vielversprechend vor. He, war da nicht etwas Weißes im Wasser?“
Die Mädchen knieten auf dem felsigen
Boden nieder und beleuchteten das Rinnsal mit den Taschenlampen. „Schnell!“
schrie Trixie. „Hier ist etwas!“
„Ja, und jetzt ist es weg“, sagte
Dinah. „Warum hast du dein Netz nicht gleich ins Wasser getaucht?“
„Da ist es wieder!“ Trixie machte einen
Satz. „Dort, am Rand der Quelle!“ Sie hob ihr Fischnetz, senkte es
blitzschnell, und gleich darauf zappelte eine grauweiße, ausgelaugt wirkende Grille darin, deren Fühler ebenso lang waren wie ihr Körper.
„Ist das ein Fisch?“ fragte Martin
spöttisch.
„Du weißt genau, daß es keiner ist“,
fuhr ihn Trixie an. „Aber wo Geistergrillen sind, muß es auch Geisterfische
geben!“
Im Spukhaus tut sich was
Plötzlich kommandierte Slim : „Los jetzt, wir verschwinden hier!“
Die „Rotkehlchen“ musterten ihn
erstaunt.
„Ich bin kein Freund von Geisterwesen —
und es heißt, daß der Teufel selbst in den Höhlen lebt. Jeder hier in den Ozarks kann euch das bestätigen. Wenn ihr weitergeht,
werdet ihr’s schon noch merken. Und diese weißen Dinger da, im Wasser und
außerhalb, die bringen Unglück!“
„Nennst du fünfhundert Dollar Unglück?“
fragte Martin unwillkürlich.
Slim hob rasch den Kopf. „Fünfhundert
Dollar?“
Martin, der von zwei Seiten gegen das Schienbein
getreten wurde, stotterte: „Ach, nichts, das... das war nur so ein dummer Witz
von mir.“
„Wenn du meinen Bruder besser kennst, Slim , wirst du merken, daß er öfter dumme Witze macht“,
bemerkte Trixie spöttisch und fügte hinzu: „Seht ihr diese winzigen Lichtpunkte
dort auf dem Felsvorsprung? Ist das ein kleines Tier?“
„Das ist ’ne Packratte“, erwiderte Slim . „Möchte wetten, daß die da droben ihr Nest hat.“
Dinah schauderte. „Ich mag keine
Ratten“, sagte sie. „Diese alten Wasserratten, die bei uns in Lindenberg am
Fluß herumlaufen, sind wirklich gefährlich!“
„Packratten sind etwas ganz anderes“,
erklärte Klaus. „Sie sind sauber wie Eichhörnchen und ebenso fleißige
Vorratssammler. Außerdem sind sie sehr scheu. Wenn ihr euch den Boden genau
anseht, findet ihr die Spuren ihrer kleinen Pfoten im nassen Lehm. Ich habe
einmal
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