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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Papyros. Ich lernte, gründlich gekaute Wörter mißtrauisch niederzuschreiben, mit gründlich gekautem Halm und Tinte. Ist es nicht wunderbar, wie ein wenig Bedrohung den Geist feilt, wie die Fußstapfen des Todes dem lehmigen Geist des Knaben Form geben und sich mit einsickerndem Weltwissen füllen? Wunderbar, fürwahr; und wie gern hätte ich damals auf die Tritte und die Stapfen verzichtet!
    Aber dies später. Sei langmütig mit dem Jüngling, der beschrieb, wie die Flotte der Achaier Trojas Gestade erreichte. Westwind ließ uns in die Meerenge des Dardanos eindringen, das Vorgebirge umrunden, hinter dem der Hafen und die Mündungen von Skamandros und Simois harrten: und die Ebene von Ilios. Nicht alle Schiffe segelten dorthin; es war beschlossen worden, daß die Boote des Tlepolemos, zusammen mit einigen anderen, die südliche Bucht anlaufen und sichern sollten, dazu die am Gestade liegenden Fischerdörfer. Es war ein klarer, windiger Nachmittag im Frühsommer, und sobald wir Hafen und Küste erreicht hatten, geschah, was der Knabe so beschrieb:
     
    Genau zu diesem Zeitpunkt erschien Sarpedon bei Troja; der Lykier kam mit einer großen Menge Krieger auf all die Ersuchen des Priamos hin. Von fern sah er, daß eine gewaltige Heeresmacht mit Schiffen gelandet war, und da er Unheil ahnte, ordnete er seine Streitkräfte und stürzte sich auf die Danaer, als diese eben die Schiffe verlassen wollten. Die Söhne des Priamos bemerkten, was sich dort tat, griffen zu den Waffen und eilten ans Meeresufer. Nun konnten die Danaer weder ihre Schiffe verlassen, da ihnen die Vernichtung drohte, noch konnten sie ihre Waffen erheben gegen den dräuenden Heerbann, der sie einzuschließen begann; das Gewirr war so groß, daß den Danaern fast keine Möglichkeit des Handelns blieb. Endlich machten jedoch die, welche sich in solcher Eile wappnen konnten, einander Mut und griffen den Feind an. Protesilaos, dessen Schiff als erstes den Strand erreicht hatte, wurde vom Speer des Aineias durchbohrt und fiel im Kampf in vorderster Reihe. Auch zwei der Söhne des Priamos fielen, und in beiden Heeren gab es weitere schwere Verluste.
    Als der Kampf andauerte, flößten Achilleus und Aias, Sohn des Telamon, unseren Streitern Zutrauen, dem Feind jedoch Furcht ein, so prächtig fochten sie; allein durch ihre Tapferkeit brachten sie die Danaer dazu, weiterzukämpfen. Die Feinde konnten Achilleus und Aias nicht länger widerstehen; die unmittelbar mit ihnen stritten, wichen immer weiter zurück, bis schließlich alle die Flucht ergriffen. Ohne Belästigung durch den Gegner, jedenfalls für diesen Augenblick, verbrachten die Danaer ihre Schiffe in guter Ordnung an einen sicheren Platz. Dann wurden unter allen Achilleus und Aias, auf deren Tapferkeit man das größte Vertrauen setzte, dazu ausgewählt, die Flügel der Flotte zu hüten und die Sicherheit des Heers zu wahren, indem sie dessen Flanken schützten.
    Am folgenden Tag wollte man Protesilaos und die anderen bestatten; zu diesem Zeitpunkt rechnete man gewiß nicht mit einem feindlichen Angriff. Doch hatte Kyknos, dessen Fürstentum nicht weit von Troja war, von unserer Ankunft erfahren und überfiel die mit der Bestattung befaßten Danaer aus einem Hinterhalt. Von dieser unerwarteten Bedrohung entsetzt, flohen unsere Männer ohne jede Ordnung oder Zucht. Als aber der Rest des Heers davon erfuhr, griffen alle zu den Waffen und stürzten herbei; Achilleus kämpfte mit Kyknos, betäubte ihn schließlich durch einen Steinwurf, da Kyknos sich den Waffen nicht beugen mochte, und erwürgte ihn mit dem Riemen des eigenen Helms. Achilleus und seine Männer töteten auch viele weitere Feinde, und so waren unsere bedrohten Männer wieder frei.
    In großem Gram und Ungemach ob der schrecklichen Verluste nach so vielen Angriffen des Feindes beschlossen unsere Führer, zunächst mit Teilen des Heers die Städte in der Nähe von Troja zu erstürmen. So zogen sie ins Reich des Kyknos und verwüsteten alles ringsumher. Dann jedoch drangen sie in die Hauptstadt des Reichs ein, wo sich die Söhne des Kyknos aufhalten sollten. Da sie auf keinerlei Gegenwehr trafen, begannen sie die Stadt, Kyknai, niederzubrennen, als plötzlich die Bewohner sie mit Bitten und Tränen anflehten, von ihrem Vorhaben abzulassen. Auf Knien beschworen sie alle menschlichen und göttlichen Mächte und brachten vor, daß die Missetaten eines ruchlosen Fürsten nicht gebüßt werden sollten von einer makellosen Stadt, die immer treu zu

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