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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gestriegelten Lasttieren. Skythische Hökerer, die die Länder um die Meerenge mit zweifelhaften Waren verseuchten. Tashmetu hatte sich erkundigt, ob die Skythen wohl mit älteren Leichen handelten; Ninurta vermutete, daß es ungegerbte Tierfelle waren, die da vor sich hin dufteten. Und uralter Fisch, eingelegt in übersalzene Schlangengalle.
    Als sie wieder hinabgingen, hatte sich auch Lissusiri beruhigt. Die Götter, hatte er geschrien, sollten die Achaier in Hundekotze und Dämonenpisse ertränken; da bis jetzt keinerlei Anzeichen für eine Erfüllung des Wunschs zu sehen waren, schien er sich mit der Taubheit oder Unzuständigkeit der Götter abzufinden; er und der andere Steuermann, Qingo, waren dabei, alle beweglichen Teile zu sichern, die beiden Heckruder, die sie aus den Bronzeringen gelöst hatten, auf Deck unterzubringen und, ganz allgemein, die Kerets Nutzen auf längeres Liegen vorzubereiten. Bod-Yanat kochte auf dem mittschiffs fest eingebauten kleinen Herd etwas, das köstlich roch. Mit grimmigem Gesicht sagte er, die besseren Dinge wolle man doch noch schnell verzehren, ehe das Plündern beginne.
    Warten. Die Schiffe kamen näher. Noch näher. Nördlich der Bucht erreichten die ersten das Ufer, schoben sich auf den Strand (Ninurta bildete sich ein, das Knirschen zu hören). Tashmetu stand neben ihm auf dem Achterdeck; sie sagte nichts, nahm nur seine Hand, als eine Meute räudiger Segler rechts und links der Mole die Tücher einholte.
    Die langhaarigen Achaier (mit verfilzten Mähnen) entstiegen den dunklen, bauchigen, stinkenden Schiffen; Befehle und Flüche füllten die Luft; Speerträger rannten zu den Gebäuden, weiter, auf die ersten Hügel. Dann:
    Nichts. Fast eine Enttäuschung. Bootsführer und Truppenführer teilten die Männer ein, schickten sie hierhin und dorthin: Wege besetzen, Zugänge sichern, Wasser suchen, Vieh, Früchte. Schäbige Schiffe, die die Rückfahrt, wann auch immer, ohnehin nicht überstehen würden, schob man weiter auf den Strand, entlud sie, kippte sie um. Männer mit Äxten gingen daran, sie zu zertrümmern; andere kamen mit Seilen und Sägen, Körben voller Nägel, anderem Werkzeug, um aus den Planken die ersten Unterkünfte zu errichten.
    »Sehen die uns nicht?« sagte Tashmetu irgendwann leise.
    »Sie sehen uns, aber sie haben andere Dinge zu tun. Sie werden sich um uns kümmern, sobald ihnen nichts Besseres mehr einfällt.«
    Die Sonne ging schon fast unter, als endlich ein Mann mit rotem Umhang und hohem Helmbusch, von sieben oder acht Kriegern begleitet, die Mole betrat. Die anderen Händler hatten sich bei Annäherung der Flotte ebenfalls zu ihren Schiffen begeben; inzwischen mußten sie halbwegs nüchtern sein. Der Behelmte blieb neben jedem Schiff kurz stehen, wechselte ein paar Worte mit dem Zuständigen, gab – so sah es aus – knappe Anweisungen, ging weiter.
    Plötzlich lachte Ninurta. Er schüttelte den Kopf und sagte, zu Tashmetu gewandt:
    »Hin und wieder muß man auch Glück haben. Jetzt erkenne ich ihn.«
    »Wer ist es?«
    »Unser aller Herr – dem Namen nach. Keleos, Fürst von Yalussu, in dessen geborgtem Namen wir über die Meere fahren dürfen.«
    Der Fürst von Ialysos stank nicht, anders als die meisten seiner Männer; unter dem Helm trug er die Haare kurz, wie sie sahen, als er ihn abnahm und unter den Arm klemmte. Sein gebräuntes Gesicht verzog sich zu einem belustigten Grinsen, in dem ein wenig Besorgnis zu stecken schien. Die Zähne waren weiß, gepflegt.
    »Ich hätte mir denken können, daß ich dich hier treffe. Nicht, daß es mich besonders heiter stimmt.« Er streckte den rechten Arm aus; Ninurta umklammerte kurz das Handgelenk.
    »Warum stimmt es dich nicht heiter?«
    Keleos musterte das aufgeräumte Schiff, die Gesichter der Besatzungsmitglieder, streichelte dann mit den Augen Tashmetus Gesicht. »Unter anderem wegen dieser wunderschönen Frau.«
    »Tashmetu«, sagte Ninurta. »Handelsfürstin aus Ugarit, seit kurzem an dem edlen Unternehmen beteiligt, das deinen Namen zu ewiger Schande mißbraucht.«
    Keleos deutete eine kleine Verneigung an. »Handelsfürstin? Ich fürchte, meine achaischen Krieger und die übrigen Fürsten haben keine Verwendung für kluge Frauen. Und die Verwendung, die sie schönen Frauen zugedacht haben, ist eben das, was mich so wenig heiter stimmt. Habt ihr etwas zu trinken?«
    Bod-Yanat und Tsanghar brachten Becher und einen Krug mit Wein. Keleos nahm einen langen Schluck, seufzte und lehnte sich an die

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