Troja
Telamon, einen Eroberungszug durch die Troja gegenüberliegende thrakische Halbinsel. Als Polymestor, König der dortigen Thraker, von den glänzenden Kriegskünsten des Aias erfuhr, verlor er das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten und ergab sich. Als Gegenleistung für den Frieden lieferte er ferner Polydoros aus, den Sohn des Priamos, der einst als Neugeborener dorthin verbracht, von Polymestor erzogen worden und nun als Gesandter der Trojaner dorthin gereist war. Auch gab man den Danaern reichlich Gold und andere Geschenke, um ihren Kampfesmut zu besänftigen. Schließlich füllte Polymestor noch die Lastschiffe des Aias mit Nahrungsmitteln und versprach genug Getreide, um das ganze Heer ein Jahr lang zu versorgen. Nachdem er sich mit vielen Schwüren von allen Verbindungen zu Priamos losgesagt hatte, wurde er als Bundesgenosse der Danaer angenommen.
Als dies erreicht war, führte Aias seine Kämpfer weiter nach Nordosten ins Land der Phrygier. Dort tötete er im Zweikampf Teuthras, den Fürsten der Gegend. Wenige Tage später verließ er die verwüstete, niedergebrannte Hauptstadt mit gewaltiger Beute und mit Tekmessa, der Tochter des getöteten Teuthras.
Zu dieser Zeit war es auch, daß Diomedes und Odysseus verabredeten, den Palamedes zu töten.
12. DIE TUGEND DER ACHAIER
Viertausend Mannslängen, achteinhalbtausend mittelgroße Schritte bis zur Festung Ilios, aber sie hätte auch jenseits eines Meeres liegen können. Die Ebene – sattes, fruchtbares Schwemmland – wimmelte von Menschen in kopfloser Flucht: Fischer und ihre Angehörigen aus den Dörfern der Küstenhügel, Bauern aus den verstreuten Weilern und Gehöften, Strudelbildungen, wo Krieger aus trojanischen Vorwerken sich mit blanker Waffe einen Weg durchs Gewimmel bahnten, oder Wegengen, wo die Leute übereinander fielen, einander zu Tode trampelten.
Tashmetu, Ninurta und Tsanghar hatten den südlichen Küstenhügel erstiegen; die anderen waren beim Schiff geblieben.
»Eine gute Entscheidung, nicht zur Stadt zu rennen.« Tashmetu legte eine Hand auf Ninurtas Schulter. »In dem Gemenge möchte ich nicht stecken.«
Tsanghar schnalzte. »Mal sehen, wie lustig das Gemenge hier wird.« Er hockte sich mit untergeschlagenen Beinen hin und starrte über die Ebene.
Der Skamandros und ein weiterer, kleinerer Fluß (vielleicht ein alter Nebenarm) von Süden, dazu von Osten der Simois hatten in Äonen Land angeschwemmt und die Küste weiter nach Norden verschoben. Viertausend Mannslängen nordöstlich des Hügels, auf dem sie sich befanden, lag der Festungsberg mit Tempeln, Palästen und Unterkünften, hinter mächtigen Mauern; südlich und südwestlich davon die umwallte Unterstadt. Die alte Unterstadt – die zweite, neuere, ebenfalls befestigt, erstreckte sich auf dem ungesunden Nordufer des Simois. Dort hatte man in den vergangenen Jahrzehnten den Boden entwässert und Sümpfe ausgetrocknet, um Raum für all die Menschen zu schaffen. Ninurta hatte gehört, daß es dort oft Fieberseuchen gebe oder gegeben habe; er selbst war jedoch nie davon betroffen gewesen, und bei seinen Aufenthalten hatte er sich in der »neuen« Stadt erheblich wohler gefühlt.
Aber alle drei – Festung, alte Unterstadt, Neustadt – waren unendlich weit, die Wege verstopft, die Felder ebenso – Vieh und Karren und Menschen: Männer, Frauen, Kinder, Alte; und Krieger mit allem Zubehör an Waffen und Wagen. Wo der Skamandros knapp nördlich der Stadt die tief eingefressene Schlucht verließ, gab es – oberhalb des Zusammenflusses mit dem Simois – eine Brücke, und Ninurta wollte gar nicht genau wissen, was sich dort nun abspielte.
So, wie es jetzt aussah, würde der Hauptteil der Achiawa- Flotte mit dem kräftigen Westwind in die Meerenge fahren. Etliche Schiffe hielten auf die Westküste zu, um die Bucht und die Dörfer nördlich davon zu besetzen. Der große Hafen von Troja, zwischen der Nordspitze der Hügelkette und dem westlichsten der drei Mündungsarme, würde bald von Achaiern wimmeln; sie würden wahrscheinlich einen Teil ihrer Schiffe – die schlechtesten – an Land ziehen und zerlegen, um Holz für Unterkünfte und Feuer zu haben. Und dann? Gemetzel in der Ebene, eine lange Belagerung?
Die übrigen Händler, deren Schiffe an der Mole lagen, hatten sich in der Schänke aufgehalten, um den Rausch des Vorabends nicht allzu jäh abklingen zu lassen. Zwei der Schiffe gehörten Skythen; die Boote stanken erbärmlich und glichen eher struppigen Kötern denn
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