Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Wasser aus den Rümpfen schöpften.
    »Und wie war das mit dem Gold des Gürtelsterns? Habt ihr es gefunden?«
    Khanussu lächelte, beinahe traurig. »Aber wäre ich denn dann hier?«
    »Gut. Reden wir über Gold. Oder Silber – Gold ist hier selten.«
    »Silber?« Khanussu ließ die Hand sinken, die eben einen weiteren Vogel aus dem Himmel werfen wollte. »Silber ist ein guter Gesprächsstoff. Sprich von Silber, Assyrer – am besten sprich viel, von viel Silber.«
    »Wieviel?«
    »Hmf. Einen halben shiqlu für jeden Mann für jeden Tag.« Ninurta lachte. »Wirf mit Silberstückchen nach Möwen , Mann. War nett, dich kennenzulernen.«
    »Ah. Sind alle Assyrer geizig?«
    »Ich bin die Großzügigkeit selbst, aber zu deinem Unglück nicht auch die Dummheit.«
    Khanussu nickte. »Ach, wie traurig, daß beides so selten vereint ist. Ein shiqlu für drei Tage? Für jeden?«
    »Ich will dir sagen, was ich vorhabe; wenn ich es dir gesagt habe, werde ich einen shiqlu für fünf Tage bieten. Aber ich kann euch keine Nahrung geben.«
    »Edler Herr Ninurta – weitgereiste Krieger, die ein wenig Silber haben, finden überall etwas zu essen. Fünf Tage? Bah. Vier.«
    »Fünf. Oder wollt ihr abreisen, ohne etwas verdient zu haben?«
    Khanussu bleckte die Zähne. »Du meinst, die Achaier sind alle so wie Achilleus, was das angeht?«
    »Keleos sagt, morgen oder übermorgen könnte man versuchen, nach Norden zu wandern, um mit den Fürsten zu reden. Ich weiß nicht, ob es viel Sinn hat, aber wenigstens sind jetzt die Wege frei.«
    »Was hast du vor?«
    Ninurta zögerte; dann sagte er: »Ich will, daß die Herrin Tashmetu geschützt ist. Ich nehme an, das ist sie am besten in der Stadt. Die Trojaner könnten eher bereit sein, Silber für Söldner auszugeben. Ich will versuchen, uns alle in die Stadt zu bringen.«
    »Ha.« Khanussu schwieg einige Zeit; plötzlich lachte er und sagte: »Edler Assyrer, wenn es dir gelingt, was wird dann aus unseren stolzen Schiffen? Willst du sie nicht kaufen?«
    Ninurta runzelte die Stirn. »Eure Schiffe? Herr der Habgier, Shardanier, Hirschkotbaumeister – in drei Tagen werden eure feinen Schiffe untergehen; ich höre die Bohrwürmer bis hierhin schmatzen.«
    Mürrisch sagte der Shardanier: »Daß ich aber immer an Männer mit scharfen Ohren geraten muß!«
     
    Keleos sagte, das größte Durcheinander sei beendet, alle Kämpfer irgendwie untergebracht, jenseits der Hügel habe sich ein unruhiger Waffenstillstand ergeben – »wir haben die Nordküste besetzt und das Land westlich des Skamandros; das übrige beherrschen die Trojaner. Aber sie gehen jedem Kampf aus dem Weg. Es kann sehr lange dauern. Immerhin, Ninurta: Die Wege sind begehbar.«
    Am Morgen brachen sie auf – Ninurta, Tashmetu, Tsanghar, drei weitere Männer der Kerets Nutzen , dazu Khanussu und die Söldner sowie ein Unterführer des Keleos, der bei den Achaiern (und unterwegs, Wachtruppen gegenüber) für sie sprechen sollte. Von den Waffen, die die Kerets Nutzen geladen hatte, nahmen sie die Hälfte mit; alle trugen Bündel, Beutel oder Säcke. Ninurta hatte eines der kostbaren Schwerter am Gürtel befestigt. Eines befand sich in der Hand des widerwärtigen Madduwattas, vier blieben an Bord – vorläufig. Die übrigen vier hatte Tsanghar mit einem Lederriemen zusammengebunden und trug sie über der Schulter.
    Am frühen Nachmittag durchquerten sie eines der verlassenen Fischerdörfer. Die Achaier hatten die Hütten zerlegt und alles zu Feuerholz gemacht, was brennbar war; zerbrochene Tongefäße, halbzerfallene Lehmwände und herumliegende Gebrauchsgegenstände waren alles, was vom Dorf blieb. Am Strand schnarchten einige Dutzend Achaier neben Booten, die sie aus dem Wasser gezogen und umgedreht hatten; oben auf dem Hügelgrat sah man hin und wieder eine Gestalt oder einen Helmbusch.
    Khanussu und Ninurta waren vorausgegangen; die anderen folgten mehrere hundert Schritte zurück. Der Shardanier seufzte, als er die Trümmer betrachtete; dann schaute er nach rechts, wo am Beginn eines winzigen, talartigen Einschnitts der gemauerte Rand eines Brunnens zu sehen war.
    »Ah, gut. Wasser!«
    Sie gingen zum Fuß der Hügel, hatten den Brunnen noch nicht erreicht, als sie dumpfe Geräusche hörten.
    Das Tal, wenn man es so nennen wollte, war kaum tiefer als sechzig Schritte. Am Ende des Einschnitts, zu Füßen einer steilen Felswand, waren die Reste eines früheren, wahrscheinlich längst versiegten Brunnens zu sehen: eine eingestürzte

Weitere Kostenlose Bücher