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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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geben, daß der Achaier ihn zerstückeln, zermalmen, zerquetschen würde. Ninurta wog das Schwert, ließ die Klinge in der Luft tanzen. Die armlange Waffe, doppelt so groß wie die Stichschwerter der Achaier, schien zu erwachen; etwas wie Gier und grausame Lust floß durch den Griff in die Hand, in den Arm des Assyrers. Fast ohne es zu wollen bewegte er sich, führte einen senkrechten Hieb. Die scharfe Klinge zerteilte die beiden Speerschäfte; die Bronzespitzen klirrten auf die Steine der Mole. Achilleus’ Kurzschwert hob sich blitzschnell, aber nicht schnell genug; die Spitze der Stahlwaffe leckte schon an seinem Hals.
    »Soll ich zustoßen?« sagte Ninurta.
    »Soll ich zustoßen?« sagte eine Stimme neben ihm. Sie gehörte Patroklos, der sich nicht mehr um Keleos kümmerte. Sein rechter Arm lag wie ein Würgeisen vor Tashmetus Kehle; der Speer in seiner linken Hand würde sich gleich in Ninurtas Leber bohren.
    »Erzähl mir von Madduwattas. Achilleus schien nicht weiter bekümmert.
    »Ist das die Ehre der achaischen Helden?« sagte Ninurta, ohne sich oder seine Klinge zu bewegen, die immer noch den Hals von Achilleus berührte. »Ich dachte, es sollte ein ehrenhafter Zweikampf sein.«
    Achilleus lachte knapp. »Wir sind hier, um einen Krieg zu gewinnen und eine Stadt zu plündern, Assyrer, nicht um Märchen zu erzählen oder alberne Dinge wie Ehre über den Sieg zu stellen.«
    »Es reicht«, sagte Keleos. Sein Gesicht war rot angelaufen. Er schrie: »IALYSOOOS!«
    In dem Bruchteil eines Atemzugs, in dem Ninurta sich zur Seite fallen ließ, die Klinge von Achilleus’ Hals abzog (fast war es, als ob der Stahl sich nicht vom Fleisch des Achaiers trennen wollte) und Patroklos’ Speer damit halbierte, flog der schwere Hammer aus Tsanghars Hand und prallte gegen Patroklos’ Nacken, unmittelbar unter dem Helmrand. Tashmetus linke Hand krallte sich in den Leibrock des Achaiers, um sein Gemächt. Als er taumelte, dumpf jaulte und den Druck seines Armes verringerte, biß sie in sein Handgelenk und tauchte ab, ließ sich einfach aus seiner Umklammerung gleiten. Zwei Männer der Kerets Nutzen hatten Bogen in der Hand, die Pfeile aufgesetzt; Achilleus stürzte sich auf den Assyrer, der gerade rechtzeitig das Schwert heben und den Helden abwehren konnte; vom Strand her drang Geschrei, als die Männer des Keleos die wenigen dort noch wartenden Gefolgsleute von Achilleus und Patroklos über den Haufen rannten, um dem Ruf ihres Fürsten nachzukommen.
    Und während zwei der Myrmidonen Achilleus mit Schilden gegen mögliche Pfeile von der Kerets Nutzen abschirmten; während Patroklos wankte, aber nicht fiel, und Tashmetu ihm das Schwert aus dem Gürtel riß; während Ninurta, auf dem Rücken, die Stahlklinge wieder an Achilleus’ Hals setzte; während der Achaier, dessen kurzes Schwert den Assyrer nicht erreichen konnte, mit einer Miene der Verachtung den freien Arm hob und Ninurtas Schwert wegwischte, ohne die tiefe Schnittwunde, die dabei entstand, auch nur durch ein Zucken zur Kenntnis zu nehmen – während all dies geschah und niemand mehr einen Überblick hatte oder gar eine Ahnung, wie alles zu beenden wäre, schrammten zwei schwarze Schiffe an der Nordseite der Mole entlang, ein Hagel von Pfeilen, gutgezielt, prasselte auf die leeren Flächen zwischen den Männern, und einige Dutzend wilde Gestalten überschwemmten die Mole, traten nach Waffen, stießen überraschte Achaier um.
    Die an Bord Gebliebenen legten neue Pfeile auf die Sehnen; die auf der Mole trieben alle zu einem dichten Knäuel zusammen, wobei sie die länglichen Schilde ebenso einsetzten wie Speerschäfte und den einen oder anderen Schwertgriff. Der Anführer, ein langer hagerer Mann mit grauen Haaren, die ihm bis zu den Schultern reichten (er trug nur eine Lederkappe statt eines Helms), legte die Hände an den Mund und brüllte in gutem Achaisch:
    »Auseinander, ihr albernen Geschöpfe! Unterbrecht das gegenseitige Abmurksen, bis ich eine Frage gestellt habe! Auseinander, hört ihr?!«
    Patroklos rieb sich den Nacken. Achilleus lutschte an der Armwunde und sah die Neuen an, mit einem blutigen Grinsen. Ninurta nahm Tashmetus ausgestreckte Hand und ließ sich von ihr hochziehen. Keleos hob beide Arme, versuchte zu lächeln und sagte heiser:
    »Wer auch immer ihr seid, willkommen – es war der richtige Augenblick. Was für eine Frage?«
    Die anderen Ialysier, vom Strand herbeigestürmt, waren kurz vor dem Knäuel stehengeblieben, offenbar ratlos; ein paar

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