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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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niedergerannte Achaier rappelten sich auf und kamen nun ebenfalls näher.
    »Ich bin der unedle Khanussu«, sagte der lange Mann. »Unedel, kampferfahren, gierig, ehrlos und zu allem bereit, was mein Leben angenehmer macht und das meiner Gegner verkürzt. Habt ihr das alle verstanden?«
    »Du schreist ja laut genug«, sagte Achilleus; er schien Ninurta vergessen zu haben. »Shardanier, was?«
    Khanussu deutete eine Verneigung an. »Der edle Achaier kennt sich aus, zumindest teilweise. Ich bin von der fernen Insel Shardania, wie einige meiner arglosen Gefährten; andere kommen von der ebenso fernen, etwas größeren und insgesamt scheußlichen Insel Shekelia, wieder andere vom tyrsischen Festland, von der Libu-Küste oder aus fremden Gegenden, mit deren Namen ich euch nicht langweilen will, da ihr sie ohnehin nicht kennt. Wir haben gehört, daß hier die edlen Achaier und die nicht minder edlen Trojaner einander verdreschen wollen. Und nun unsere Frage: Wer von beiden zahlt mehr an Metall, Nahrung, Frauen, Wein, was auch immer? Wer mehr zahlt, kann auf unsere treuen Dienste rechnen; bis ein anderer noch mehr zahlt.«
    Inzwischen grinste alles ringsum; kein Gedanke mehr an Kampf. Ninurta blickte von einem der Männer zum anderen. Illyrier waren dabei, mit schweißtreibenden Mützen aus Wieselfellen; hellbraune Männer mit verwinkelten Stammeskerben auf Stirn und Wangen, an denen er sie als Angehörige verschiedener Libu-Völker erkannte; die Shardanier mit fast knielangen braunen Röcken; die Shekelier, die alles, was sie besaßen, in überall tauschbaren Gold und Silberschmuck steckten und diesen an den Ohren befestigten – Ohren wie tellergroße Siebe; zwei oder drei Romet; einige Männer mit Augen wie Schlitze und braungelber Haut.
    Keleos hustete; als er sprach, war die Heiserkeit verschwunden. »Ein ehrendes Angebot, fürwahr. Was ist euer Preis?«
    Khanussu breitete die Arme aus, als ob er den Ialysier umarmen wollte. »Endlich ein vernünftiger Satz von einem halbvernünftigen Mann! Was bietest du?«
    »Nichts.« Achilleus sprach ohne Heftigkeit oder Erregung, aber endgültig: unwiderrufliches Urteil eines gottgleichen Herrschers. »Achaier kämpfen selbst – sie lassen nicht andere gegen Bezahlung den Ruhm erwerben, der nur Achaiern zusteht.«
    Khanussu kratzte sich den Kopf; ein paar weißliche Zähne zierten sein Lächeln. »Eine edle Haltung, fürwahr; also steht euren Gegnern kein Ruhm zu? Und ihr habt nie Söldner eingesetzt?«
    Der Achaier war mit den Gedanken offenbar längst woanders. Er musterte einen schweren Bogen, den einer der schlitzäugigen Männer hielt, kniete nieder und betastete die Waffe.
    »Sehr schön, sehr stark. Wie weit fliegen die Pfeile?« sagte er.
    »Zweihundert Schritte.« Khanussu schüttelte erstaunt den Kopf. »Kennt ihr die nicht?«
    Achilleus stand auf. »Ich bin nicht für Pfeil und Bogen zuständig.« Er sah sich um, erblickte Ninurta und winkte.
    »Komm, Assyrer; du wolltest mir noch von Madduwattas erzählen.«
    Ninurta begriff die Stimmungswandel des Achaiers nicht; allerdings hielt er, ohne zu begreifen, die Gefahr für beendet. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Khanussu und einige seiner Männer beim Namen »Madduwattas« die Gesichter verzogen.
    Er folgte Achilleus, der zum Ende der Mole ging und aufs Meer hinausschaute.
    »Madduwattas«, sagte Ninurta leise, da der Achaier offenbar Wert darauf legte, nicht belauscht zu werden, »hat mir sein Siegel gegeben. Damit ich jedem, der mir ans Leben will, mit der Feindschaft des Fürsten von Arzawa drohen kann.«
    »Hat er seine Nahrungsgewohnheiten geändert?«
    »Was meinst du?«
    Achilleus spuckte ins Wasser. »Sieht er immer noch so jung aus?«
    »Ja. Was…?«
    »Nichts.« Er wandte sich um, legte die flache Hand auf Ninurtas Schulter und lächelte. »Gut, daß du es mir nicht vorher gesagt hast.«
    »Warum? Und was ist mit seiner Nahrung?«
    Achilleus wandte sich zum Gehen, zurück zu den anderen. Über die Schulter sagte er: »Er ist ohnehin unser Gegner. Ein Nicht-Achaier und… Nicht-Mensch. Statt mit dir und deinem schönen, albernen Schwert zu spielen, hätte ich dich zerrissen. Welche Wonne es wäre, Feind des Madduwattas zu sein!«
     
    Ninurta wußte, daß der gewaltige Achaier nur mit ihm gespielt hatte, wenn er auch keinen Grund dafür hätte nennen können. Er nahm es hin und sagte sich, daß er selbst auch nicht hatte töten wollen; er erinnerte sich an das geisterhafte Zucken des Schwerts, als dessen

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