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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Visastempel in deinen Papieren hast?« Sie seufzte. »Es lohnt sich einfach nicht, sich mit derlei Komplikationen abzuplagen, wenn man die Möglichkeithat, es zu vermeiden. Glaub mir, das ist alles.« Sie sah ihn mit schmerzlichem Blick an.
    »Warum machst du immer so weiter?«, sagte Daniel schließlich. »Merkst du nicht, dass ich dir nicht glaube?«
    Sie zuckte zusammen und lehnte sich zurück, als hätte sie diese Möglichkeit nie erwogen. Nach einer Weile sah sie ihn wieder an, offen, gleichsam ungeschützt. »Ich mache so weiter, weil ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, und dich nicht verlieren möchte. Und ich bleibe hier, bis du mir wieder vertraust. Oder mich rausschmeißt.«
    Wie er sie so sah, sich vorbeugend, mit der geschmeidigen Energie der kleinen Tänzerin, da fragte Daniel sich, ob er ihr würde widerstehen können. Hm, langsam wurde die Sache zu einem beinahe philosophischen Problem. Gab es hier etwas zu beweisen? Er beugte sich ebenfalls vor, als gälte es, in einer zähen Verhandlung das entscheidende Argument auf den Tisch zu bringen. »Aha. Und was war mit meinem Computer?«
    Lydia erstarrte. Aber sie hielt seinem Blick stand, mit eingefallenen Wangen. Offenbar hatte sie an der Frage mächtig zu kauen.
    Daniel musterte sie mit neuerlicher Distanz. Er fragte sich, worüber sie groß nachdachte, warum sie so lange brauchte, um eine Antwort zu finden.
    Sie zögerte immer noch. Dann holte sie Luft, und er wusste, dass das jetzt ein Knackpunkt seines Lebens war, in ihrer Antwort beschlossen. »Es tut mir leid, dass ich dein Vertrauen verletzt habe«, sagte sie. »Aber es war im Grunde unbedeutend.« Daniel hörte die Worte wie eine Art Nachlese. Er hatte vorher schon entschieden, dass er ihr nicht glauben würde.
Dieser Blick und das lange Zögern, das hat doch seinen Grund
. Gleich darauf wiederum kam er zu dem Schluss, dass es doch eine plausible Erklärung gab, denn sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie ihm eigentlich reinen Wein einschenken wollte, sich das aber aus irgendeinem Grunde nicht gestattete, und dieser Zwiespalt hatte sich eben in ihrem Zögern ausgedrückt. Und deswegen würde er sie nicht wegschicken, bis er eine Erklärung für alles gefunden hatte, denn seine Gefühlefür sie waren ja keine Einbildung! Die alte Spruchweisheit fiel ihm ein, wonach man, wenn man überlegen muss, ob man verliebt ist, es garantiert nicht ist. Aber darüber dachte er gar nicht nach, denn das war nicht die Frage. Die Frage war, was sie im Schilde führte und wie die Erklärung aussah, die er akzeptieren konnte und die bewirkte, dass er sie nicht verlor.
    Für seinen Magen war das alles jedenfalls entschieden zu viel.
    Als Daniel den Mund öffnete, entwischten ihm die Worte, ohne dass er sie in Schach halten konnte, wie Murmeln, die über eine abschüssige Platte rollen. »Vielleicht solltest du gehen«, sagte er. Er sah das unterdrückte Entsetzen in ihrem Gesicht. Er war dankbar dafür: Immerhin zeigte sie eine Reaktion und nicht nur die toten Augen einer Lügnerin.
    Lydia hob die Hände, als wollte sie ihm Einhalt gebieten. Tränen schwammen in ihren Augen. »Gerade eben hast du mir gesagt, dass du mich liebst. Glaubst du, da könnte ich jetzt einfach so gehen?«
    Warum habe ich das Gefühl, dass sie mir schon wieder was vorspielt?
Erst großer Schrecken, dann Tränen. Daniel kniff die Augen zusammen.
Aber sie macht es verdammt gut.
»Was erwartest du – dass ich dankbar bin, der Angeschmierte sein zu dürfen in dem Schwindel, den du abziehst?«
    »Daniel, bitte, wir müssen das vernünftig klären.«
    Er hörte die Nervosität, nein, Panik in ihrer Stimme und hielt inne. »Was ist los?«
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir mitteilte, dass ich beobachtet werde? Dass du beobachtet wirst.« Ihr Gesicht verriet Furcht. »Ich habe ein paar wilde, blödsinnige Sachen gemacht, als ich jung war.« Sie lehnte sich zurück. »Was ich dir über meine Vergangenheit erzählt habe, als wir uns kennenlernten, und auch gerade eben, das ist nicht die Wahrheit. Gut, einiges schon, aber das Wesentliche habe ich weggelassen. Dass ich im Stich gelassen worden bin von, nun ja, nennen wir sie weiter Sophie, aber der Name tut nichts zur Sache. Die Frau, die mich aufgezogen hat. Ich bin in eine schwierige Situation geraten, die ich dir lieber nicht schildern möchte.« Ihr Blick forschte in seinen Augen, seinem Gesicht. Er spürte die Dringlichkeit,die darin lag. »Ich bin in eine politische Sache verwickelt worden.

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