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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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konnte Jassar es kaum erwarten, zurück nach Riad zu kommen, so zappelig fühlte er sich.
Aber eine Sache gibt es vorher noch zu tun
, dachte er zum fünften Mal. Er blickte zum Telefon, dann auf seine Uhr, trommelte mit den Fingern auf den Beistelltisch und lenkte seine Gedanken noch einmal auf die anstehenden Geschäfte. Endlich klingelte das Telefon. Er kontrollierte seine Uhr.
11.59.32
. »Hallo, meine Liebe, du bist achtundzwanzig Sekunden zu früh«, sagte er, ohne zu fragen, wer dran war.
    »Dir ist klar, wie riskant das hier ist?«, sagte Alica am anderen Ende der Leitung.
    »Ja, ich weiß, aber ich hielt es für wichtig, dass wir direkt miteinander sprechen. Du klingst wie ein älterer Mann, der in einem Windkanal feststeckt.«
    »Ich benutze einen Stimmenverzerrer. Können wir’s kurz machen? Diese Leitung könnte ohne Weiteres zurückverfolgt werden – oder angezapft sein.«
    »Wie du möchtest, aber schalte bitte den Verzerrer aus. Ich muss deine Stimme hören, damit ich weiß, dass du es auch wirklich bist. Die Lage spitzt sich zu, und man muss wirklich mit allem rechnen.«
    »Okay.« Sie schaltete das Gerät aus. Ihre Stimme klang angespannt, aber er war sich fast sicher, dass sie es war.
    »Was hast du für mich?«
    Sie sprach hastig. »Es ist Folgendes … Gott, das ist echt verrückt über Telefon … Scheich bin Abdur hat uns angeheuert, damit wir uns in Saudi Aramcos Hauptraffinerie einhacken, alsProbelauf sozusagen, und wir wissen jetzt, dass wir logische Bomben legen sollen.« Ihr Sprechtempo verlangsamte sich, als wollte sie ein wenig in den technischen Details schwelgen, die sie ihm beschrieb. »Logische Bomben, falls du es nicht weißt, sind speziell zugeschnittene Programme, die darauf ausgelegt sind, Software zu befallen, die Systeme lenkt. In diesem Fall sind es mechanische Prozesse – automatisierte Ölpipelines, Raffinerien, Bohranlagen und so weiter. Und zum vorherbestimmten Zeitpunkt machen sie alle ›Bumm‹, oder je nachdem.«
    Keine Frage, sie war es. »Was für andere Angriffsziele?«
    Die stakkatohaft vorgebrachte Frage schien Alica an ihre Besorgnis über die unsichere Leitung zu erinnern. Sie hielt inne. »Ich ruf dich von einem anderen Apparat aus zurück.«
    »Außergewöhnlich.« Jassar starrte den Hörer an. Zwei Minuten später klingelte das Telefon erneut.
    »Mir ist wirklich überhaupt nicht wohl bei dieser Telefoniererei«, sagte Alica.
    »Was für andere Angriffsziele?«, wiederholte Jassar.
    Sie griff wieder auf ihre Maschinengewehrsprechweise zurück. »Das weiß ich noch nicht genau. Das kommt erst nach der Saudi-Aramco-Sache. Es ist kompliziert, so viel ist klar. Bin Abdur will, dass wir uns in die Computerprogramme der führenden Computerdienstleister für die Öl- und Gasindustrie einhacken. Ich weiß noch nicht, wer alles dazugehört, aber der größte von denen heißt Intelligent Recovery Systems. Die Programme der Firma machen alles, was man sich nur vorstellen kann im Öldienstleistungssektor – Steuerung von Raffinerien und Bohranlagen, sekundäre und tertiäre Erschließung, alles. Die Firma nimmt alle zwei Wochen routinemäßig Online-Updates ihrer Softwareprogramme vor. Wir legen unsere logischen Bomben in der Firmensoftware ab, wenn die Updates online an die Kundencomputer geschickt werden.«
    »Wann macht es ›Bumm‹?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Jassar bemerkte die neuerliche Anspannung in ihrer Stimme. »Hast du sonst noch was für mich, meine Liebe?«
    »Reicht das nicht?« Jassar hörte statisches Rauschen in der Leitung, dann brach die Verbindung ab.
    Adrenalin schoss durch seinen Körper. »Bist du noch da, meine Liebe?« Nichts. Er fragte sich, ob ihr Gespräch abgefangen worden war oder, schlimmer noch, ob jemand sie aufgespürt hatte. Mit Zwischenfällen solcher Art hatte er nicht gerechnet.

KAPITEL 22
    A UGUST, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Daniel war es noch nicht gelungen, sich die Knoten aus den Beinen zu schütteln, als er am Tag nach seiner Besprechung mit Jassar gegen achtzehn Uhr nach Hause kam. Während des kurzen Zwischenaufenthalts in Heathrow hatte er sie ein bisschen strecken können, aber die folgenden acht Stunden des Schlussabschnitts bis zur Landung auf dem JFK-Flughafen waren immer absolut verheerend. Seine Nase kitzelte noch immer von dem während der Taxifahrt durch die Stadt genossenen Cocktail aus Abfallgestank, Straßenausdünstungen und Auspuffgasen, wie ihn nur ein drückend heißer Augusttag in

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