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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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manuelle Steuerung aufzurufen. Jetzt würde es Stunden dauern, bis das System wieder normal laufen konnte. Da war offensichtlich irgendwas, das die Software ins Wackeln brachte.
Defekte Sensoren? Nee. Es gab ja mehrere. Die funktionstüchtigen würden den defekten Sensor außer Kraftsetzen.
Jetzt schickte Jamison sich an, die Software-Routine für die Bohrfunktionen aufzurufen.
    Willkommen bei Parameter Drillfunktionen
    Befehl: Bohrgeschwindigkeit zurücksetzen
    Aktuelle Drehzahl 3162
    Eingabe neue Drehzahl: 2100
    Neueinstellung .....
    Aktuelle Drehzahl 3166
    Befehl:
    »Was zum Teufel …?«, rief Jamison ins Telefon. »Siehst du das?«
    »Jau. Hätte sofort langsamer werden müssen.« Nesbitt tippte. »Ich hab hier drei Sensoren, die das Gleiche anzeigen. Inzwischen über dreitausendeinhundertsiebzig Umdrehungen pro Minute. Temperatur auf der neunundzwanzig und der neununddreißig ist auf einhundertsechsundneunzig und einhundertzweiundneunzig hochgegangen.«
    »Ich versuch’s noch mal«, sagte Jamison. »Wir haben ein Problem mit der Software.«
    »Das fürchte ich auch«, stimmte Nesbitt zu. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er malte sich die unvermeidliche Unterredung mit dem Betriebsleiter in Dallas in drei oder vier Versionen aus. Ihm gefiel keine einzige davon.
    »Bob? Bist du noch da?«, fragte Jamison.
    »Jau. Ich melde die Sache nach Dallas. Ich ruf dich dann zurück.«

    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . H OUSTON , T EXAS .
»Das Ding wird zu heiß«, sagte Walt Stout, während er ungläubig die Digitalanzeigen auf der elektronischen Überwachungskonsole beobachtete. Er lief vor der vier Meter langen und zwei Meter hohen dreiteiligen Anlage hin und her, starrte auf blinkende Lampen, pulsierende Zeigerstände,Computerbildschirme und Schalter. »Sogar die Schalter haben noch Schalter«, hatte er seiner Frau erzählt.
    »Diese verfluchten Digitalsensoren. Ich will meine guten alten Manometer wiederhaben, denen kann man auch mal einen kleinen Tritt geben, damit sie richtig spuren.« Er kniff die Augen zusammen. »Viel zu heiß.«
    Walt gefiel es, im Raffineriebetrieb als der Zauberer vom Dienst zu gelten. Er kannte Rouge North wie seine Westentasche, bis hinunter zu den Schaltdiagrammen, und konnte, wenn irgendwas nicht stimmte, durch bloßes Horchen, Riechen und Fühlen der Vibrationen herausspüren, was es war. Er war ganz und gar nicht erbaut gewesen, als das neue Management bei Dorchester Refining beschlossen hatte, die manuelle Steuerung durch neue Computeranlagen und Softwaresysteme zu ersetzen. Walts Telefon klingelte. »Walt Stall«, meldete er sich.
    »Was zum Teufel geht da unten vor? Ich seh dich da rumhüpfen wie einen aufgescheuchten Hasen.« Es war Carey Struthers, der am anderen Ende der Raffinerie in seiner Werkleiterkabine saß.
    »Sie läuft heiß.«
    »Welcher Abschnitt?«
    »Im katalytischen Reformer.«
    »Scheiße. Meinst du, wir haben uns eine von diesen Bazillen eingefangen, von denen Youngblood und die Bundespolizei gesprochen haben?«
    »Könnte sein. Nimm’s mir nicht übel, Carey, aber ich hab jetzt keine Zeit, mich groß am Telefon aufzuhalten.« Walt legte auf, betrachtete die Temperaturanzeige der fürs katalytische Reforming zuständigen Reaktoren Nummer sechs bis Nummer zehn und fing an zu tippen:
    Reaktorfunktion: katalytischer Reformer
    Wähle Funktion: Reaktortemperatur
    Wähle Reaktor(en): Nummer 6 … 10
    Wähle Temperatur: 850
    Neueinstellung …
    Aktuelle Temperatur:
    Reaktor Nummer 6: 1002
    Reaktor Nummer 7: 1003
    Befehl:
    »Toll, einfach toll.« Walt stand auf. Er griff nach seinem Handy und wählte. »Daniel? Walt Stall hier.« Daniel hatte vor zwei Stunden auf dem Weg nach Houston vom Transportflugzeug der Armee aus angerufen, um Walt zu warnen. »Sie werden’s nicht glauben, aber meine Anzeigen für die katalytischen Reformer spielen verrückt. Ich glaube, diese Schweinehunde haben sie mit einem dieser Dinger angesteckt.«
    Daniel sagte: »Ich sitze im Auto und bin in zehn Minuten bei Ihnen. Ich bringe das Computerteam mit.« Walt verbrachte die nächsten zehn Minuten damit, vor der Überwachungskonsole auf und ab zu laufen, immer wieder die Anzeigen überprüfend. Die zehn Minuten fühlten sich an wie eine Stunde.

    Bei seinem Eintreffen sah Daniel sofort, dass etwas nicht stimmte. Walt Stall, den er noch vom kürzlich abgeschlossenen Dorchester-Deal her kannte, tigerte vor dem Steuerungspult auf und ab. Drei seiner Kollegen standen mit großen Augen daneben.

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