Trojanische Pferde
gedacht habe. Ich habe so lange mit Geheimnissen gelebt und bin so sehr in den Konflikt zwischen der saudischen Königsfamilie und der al-Mujari verstrickt, dass ich vielleicht ein bisschen die Übersicht verloren habe. Natürlich müssen wir alles tun, was möglich ist, um diese Leute aufzuhalten. Kann sein, dass ich einfach zu schockiert war, als ich Jassar und Tom zusammensitzen sah, und als Tom dann … das mit Ibrahim zur Sprache gebracht hat.«
»Ich habe bemerkt, wie Jassar dich dabei angesehen hat.«
»Ja, sicherlich wollte er sich vergewissern, dass ich damit klarkomme.«
Daniel befreite seinen Arm und zog sie an sich. »Wir werden uns viel zu erzählen haben, wenn das hier alles vorbei ist.« Er wandte sich an den CIA-Techniker. »Was machen wir jetzt?«
»Wahrscheinlich warten wir einfach. Ich habe keine Anweisungen bekommen.«
Daniel nahm Sasha an die Hand und führte sie in die Küche. Er bereitete Tee für sie beide. Eine halbe Stunden später steckte der Techniker den Kopf durch die Tür. »Wir sind wieder online.«
Als Daniel und Sasha sich vor den Bildschirm setzten, sahen sie Toms Gesicht im Vordergrund. Am anderen Ende des Tisches sprach Jassar mit den anderen Saudis. Tom sagte: »Daniel, ich werde Kopien brauchen von allem, was Sie und Sasha aufgetan haben – Ihre Kundenliste, sämtliche Kontaktdaten, alles. Ich weiß, dass ich Ihnen nicht sagen muss, wie sehr wir hier auf Ihre Hilfe angewiesen sind. Wir müssen uns sputen und diese Sache in den Griff kriegen. Intelligent Recovery Systems, ist das einer Ihrer Kunden?«
Daniel fühlte das Adrenalin einschießen. »Ja.«
»Wie ich höre, ist das der größte Anbieter von Betriebssoftware in dieser Branche.«
»Das ist richtig.«
»Zu den Abnehmern gehört auch BP. In deren Nordsee-Raffinerie haben wir noch eine von diesen logischen Bomben gefunden.«
Wieder eine Raffinerie.
»Wir vermuten, dass sie es als Erstes auf Raffinerien abgesehen haben. Größtmögliche Wirkung, aufwendigste Reparaturarbeiten.«
Tom nickte. »In New York stehen ein CIA- und ein Taskforce-Team aus Computeranalysten auf dem Sprung. Ich möchte, dass Sie beide innerhalb einer Stunde im Flugzeug nach Houston sitzen.«
»Unbedingt.«
»Gut. Haben Sie all Ihre Kontaktinformationen in Ihrem Blackberry oder was auch immer?«
»Ja, und unsere Auswertungen in Bezug auf meine Softwarekunden und ihre Abnehmer habe ich im Laptop.«
»Unsere Computertechniker können sich das im Flieger runterladen. Rufen Sie IR Systems an, sagen Sie denen, dass Sie mit unseren Leuten zusammen im Anmarsch sind. Ich fliege in Kürze nach New York zurück. Ich werde alle Teams, die wir in Bewegung setzen können, aus der Luft koordinieren.« Zum ersten Mal sah er Sasha an. »Sasha, sieht so aus, als hätten wir einiges aufzuarbeiten.« Wieder an Daniel gewandt. »Okay, auf geht’s. Viel Glück.«
Auf dem Weg zum JFK-Flughafen rief Daniel Dick Jantzen auf seinem Handy an.
»Kann das nicht warten?«, meldete sich Jantzen. »Ich bin gerade auf dem Golfplatz.«
»Nein, kann es nicht. Wissen Sie noch, dass Sie gesagt haben, ich soll mich nicht wieder melden, es sei denn, ich hätte die CIA an Bord?« Er bekam keine Antwort. »Nun, ich bin in diesem Moment auf dem Weg nach Houston, in Begleitung von Computerexpertender CIA und einer Anti-Terror-Taskforce. Sie wollen, dass Ihre Computerleute Punkt fünf Uhr nachmittags bei Ihnen in der Firma auf der Matte stehen. Und Sie ebenfalls. Sie bekommen auch die Gelegenheit, meine Spionagetussi persönlich kennenzulernen.« Daniel legte auf.
KAPITEL 37
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . B URAIDAH , S AUDI -A RABIEN .
Scheich bin Abdur kniete betend auf dem Lehmfußboden des schlichten Hauses gleich neben seiner Moschee in Buraidah. Dies war der Ort, von dem aus er die Aktivitäten koordinierte, die sich aus seiner Doppelrolle als geistlicher Führer und Anführer der al-Mujari ergaben – beides Bestandteil seiner heiligen Berufung.
Endlich schlug der Scheich den Koran zu, wickelte ihn in sein Tuch ein und legte ihn ins Regal zurück, anschließend rief er die drei Männer zu sich, die im Vorraum gewartet hatten.
»Ihr alle wisst, was dies für ein Tag ist, nicht wahr?«, fragte Scheich bin Abdur. »Es gibt keinen Gott außer Allah.«
»La ilaha ilallah!«, antworteten die Männer einstimmig.
»Dies ist ein geschichtlicher Augenblick. Heute beginnt unser Dschihad. Abdul, ist die telegrafische Geldüberweisung auf den Weg gebracht?«
Der
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