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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Sammy sagte, partout nicht in der Lage war, auch nur mal fünf Minuten lang still zu sitzen. Sammy war unter der Woche Geschäftsführer einer Boutique in Greenwich Village und am Wochenende, Mickey zufolge, für ausgiebiges Nörgeln zuständig.
    Sammy, Mickey und Daniel tranken zusammen, während der Nachmittag in den Abend überging, Daniel seinen Rotwein, Sammy und Mickey ihre Wodka Martinis. Von Zeit zu Zeit verschwand Mickey im Garten, um dort irgendwelchen undurchsichtigen Aktivitäten nachzugehen, und überließ es Sammy, Daniel mit seiner ganz eigenen Art von Unverfrorenheit zu traktieren.
    »… du denkst doch wohl nicht gerade an diese Schlampe Rebecca, oder?« Sammys Augen blinkten unter buschigen braunen Augenbrauen hervor. Die Menge seiner Haare hätte normalerweise für drei Leute ausgereicht.
    »Was?«
    »Ich sagte, du denkst doch wohl nicht an diese Schlampe Rebecca, oder?«
    »Natürlich nicht, wie kommst du denn darauf?«
    »Weil du schon wieder den gleichen schieläugigen Blick am Leib hast wie in der Zeit, nachdem du sie kennengelernt hattest. Als du der Ansicht warst, du seist in sie verliebt – Mickey und ich hatten ja das deutliche Gefühl, dass nur dein Unterleib verliebt war –, bis du sechs Monate später mit ihr Schluss gemacht hast.«
    Daniel blickte finster drein. »Ich wünschte, es wären tatsächlich nur sechs Monate gewesen. Aber die Sache zog sich ja, mit Unterbrechungen, über anderthalb Jahre hin. Zwischendurch waren da noch Sandra und Kimberley – Kimberley sogar zweimal.«
    »Ach ja, Kimberley. Reizende Lady. Wenn sie nur nicht so langweilig gewesen wäre.«
    Daniel musste lachen. Er wusste nicht, was er ohne Sammy und Mickey anstellen würde. In den Wochen, nachdem er mit Angie aus Peru zurückgekommen war, hatten sie mit ihm an ihrem Bett gesessen, während sie abwechselnd glühte, sich zu erholen schien, wieder abglitt und schließlich an dem Fieber starb, daseinfach nicht einzudämmen war. Nach ihrem Tod, in den langen Wochen, da er in seiner Trauer nicht fähig war, irgendetwas zu tun, hatten sie für ihn eingekauft, bei ihm gesessen und nötigenfalls dafür gesorgt, dass er hin und wieder etwas aß.
    Es dauerte mindestens einen Monat, bevor Daniel über seine Schuldgefühle sprechen konnte. Ja, erklärte er, es sei Angies Idee gewesen, durch die Bergwelt von Peru zu wandern. Aber seine, Daniels, Idee war es, einen Schamanen aufzusuchen, um die mystische »Andere Seite« der dritten Welt zu erkunden. Später pflegte Daniel stundenlang in ihrem Haus zu sitzen und ihnen das Ohr abzukauen, nachdem er sich die ganze Woche lang bei der Arbeit ganz gut im Griff gehabt hatte. Und Sammy und Mickey legten ihm zuverlässig die Arme um die Schultern, wenn er mal wieder ohne Vorwarnung in Tränen ausbrach.
    Und daher war Daniel den beiden nicht nur durch Freundschaft aufs Engste verbunden, sondern jetzt auch durch ihre intimen Einblicke in sein zerrüttetes Seelenleben. Sie hatten Angie angebetet, so wie jeder, der sie kannte, und Daniel kam recht bald zu der Erkenntnis, dass er sich vielleicht besser fühlen würde, wenn sie ihn mal richtig beschimpften, dafür, dass er sie ihnen, und allen anderen, durch sein fahrlässiges Verhalten geraubt hatte.
    Sammy sagte zu Daniel. »Du weißt echt nicht mehr, wo’s langgeht. Du hast jeglichen Glauben verloren. Dieser Scheiß bei Goldman, als du nicht Partner werden konntest, hat dich kalt und bitter gemacht.«
    Daniel betrachtete Sammys Glas. Es war voll, aber er konnte sich nicht erinnern, wie oft es schon leer gewesen war. Sammy konnte schon in nüchternem Zustand ziemlich anstrengend sein. Aber wenn er erst ein paar Martinis intus hatte … »Davon hab ich mich erholt«, sagte Daniel. Er setzte sich gerade und reckte das Kinn vor, wie ein Angeklagter, der im Kreuzverhör seine Unschuld beteuert.
    »Ja, kann schon sein, aber ich wette, es hat dich nicht zu einem besseren Investmentbanker gemacht. Hat dich nur entschlossener gemacht. Und härter.«
    »Mag sein. Aber karrieremäßig läuft es wieder rund. Und ich habe mindestens eine Sache für die saudische Regierung in Aussicht, die dafür sorgen kann, dass ich jeden Morgen voller Begeisterung aus dem Bett springe.«
    »Na gut, vielleicht bist du über die Goldman-Sache hinweg, aber nicht über Angie. Dein Privatleben ist immer noch eine Katastrophe.«
    »Ich bin über Angie hinweg.«
    »Blödsinn.«
    Niemand sonst redet so mit mir. Ohne Sammy, wo würde ich da stehen?
    »Nach

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