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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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klären.«
    Habib unterdrückte ein Lächeln. »Ich darf doch davon ausgehen, dass das Honorar, das wir am Telefon ins Auge gefasst haben, akzeptabel ist?«
    »Als Ausgangsbasis, ja. Da Sie nicht viel Zeit haben, will ich mich kurz fassen. Ich erwarte eine Honorarpauschale über hunderttausend Dollar im Monat. Diese Pauschale werde ich verrechnen gegen eine Geschäftsabschlussgebühr – bei uns als ›Erfolgsprämie‹ bezeichnet –, zahlbar nach der erfolgreichen Durchführung des Projekts. Die Abschlussgebühr von zwei Millionen, die Sie vorgeschlagen haben, liegt sehr niedrig, wenn man bedenkt, wie komplex und heikel die Aufgabe sich darstellt, die Sie mir stellen. Ich wäre mit vier Millionen Dollar einverstanden.«
    Habib hatte keine Lust, den ganzen Tag mit dem Mann zu palavern. Außerdem war es nicht sein Geld. Er nickte.
    »Dann gäbe es nur noch ein Problem«, sagte Kovarik.
    »Nämlich?«
    »Wie definieren wir ›Erfolg‹?«
    »Oh, das wird uns nicht schwerfallen.«

    »Na, die Sache ist mir ja praktisch in den Schoß gefallen«, sagte Kovarik laut, nachdem Habib gegangen war. Wenn man das Honorar zu den drei Kundenhonoraren hinzurechnete, die er sich bereits gesichert hatte, dann waren die Ausgaben des ersten Jahres von Kovarik & Co. gedeckt. Alles Weitere, einschließlich der Vier-Millionen-Prämie von ihrem gemeinsamen Kunden, wer zum Teufel das auch sein mochte, war Profit!
    Aber was diese Leute im Schilde führten, das war weiß Gott nicht ohne. Zwischendurch, mitten im Gespräch, hatte er sich mal kurz gefragt, ob dieser Typ, Kapur oder wie er richtig heißen mochte, vielleicht Araber sei oder Afghane oder Pakistani. Warsein Kunde womöglich irgend so ein fundamentalistischer Spinner oder Terrorist? Ausgeschlossen, dass er sich auf so etwas einlassen würde. Alle künftigen Unterredungen mit Kapur mussten von Angesicht zu Angesicht stattfinden, Dokumentenaustausch nur in Papierform, ohne jegliche E-Mail-Spuren. Er würde darauf bestehen, dass die juristische Person, die als sein Auftraggeber firmierte, sauber war. Und keine Honorarüberweisungen, ausschließlich Schecks von amerikanischen Banken. Er wollte nicht, dass irgendwelche Scheiße von dieser Sache an ihm kleben blieb.
    Und dann, wie der Typ ihm versichert hatte, die Definition von Erfolg sei überhaupt kein Problem, na ja, man musste kein wissenschaftliches Genie sein, um hier zwei und zwei zusammenzählen zu können. Sobald sein neuer Kunde sein Zauberkunststück vollbracht hatte, würde der Betrieb im Öl- und Gasgeschäft entweder ins Stocken geraten, zum Erliegen kommen oder, was wahrscheinlicher war, einfach in die Luft gehen. Kovarik dachte an die Bohrinsel zurück, die vor einigen Jahren explodiert und im Golf versunken war. Die Quelle hatte noch monatelang Öl gespuckt und alles ruiniert: Fischgründe, Strände, Sumpfgebiete. Was das Saubermachen gekostet und was für einen Reibach einige seiner Kunden dabei gemacht hatten! Und auch Kovarik war gut im Geschäft gewesen, hatte den betreffenden Kunden bei der Finanzierung geholfen, ein paar von ihnen zum Fusionieren gebracht. Und jetzt musste man sich das Gleiche in einem fünfzigoder vielleicht sogar hundertmal größeren Maßstab vorstellen. Die Finanzierung von neuen Ausrüstungen und Werkanlagen: Bohrgeräte, Raffinerien, Offshoreplattformen, Pipelines. Bankrotte, Umwandlungen, Fusionen. Jeder einzelne Banker in der Öl- und Gasbranche würde ein ganzes Jahrzehnt lang die Honorare nur so hereinschaufeln.
    Ja, das ist mir wirklich in den Schoß gefallen.
Und ob Kapur es ahnte oder nicht, viel Arbeit war es nicht, was er von ihm verlangte. Kovarik musste nur eine umfassende Übersicht erstellen von allen Bankern im Öl- und Gasgewerbe, all ihren Systemsoftwarekunden und all deren Abnehmern. Ein Drittel davon konnte ereinfach aus dem Kopf heraus erledigen, mit dem Rest konnten sich seine Analysten ein paar Nächte um die Ohren schlagen.
    Er begann schon mal, erste Überlegungen anzustellen. Daniel Youngblood wäre natürlich ganz oben auf der Liste mit all seinen Kunden. Kovarik brauchte nur an ihn zu denken, schon beschleunigte sich sein Puls und die Kiefermuskeln verspannten sich. O Mann, wie er den Kerl hasste. Und was für ein Spaß es letztens war, ihn bei dem Dorchester-Deal zu quälen. Er hatte seinen eigenen Kunden systematisch verrückt gemacht: ja, nein, vielleicht, ja, nein, vielleicht. Immer hin und her, damit sich die Sache schön hinzog, um Daniel zu zermürben und

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