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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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unentdeckt bleiben möchten. Jedenfalls« – und Ledouce warf dem Scheich einen affektiert melodramatischen Blick zu – »vorläufig.«
    Unerträglicher, aufgeblasener Dummkopf!
    Ali setzte sich wieder gerade. »Logische Bomben – Programme, die andere Computersysteme zu einem vorherbestimmten Zeitpunkt sabotieren – eingebaut in ›Trojaner‹-Programme, die den zentralen Rechner infiltrieren, aber unentdeckt und passiv bleiben, bis sie plötzlich ihre Fracht entladen.«
    »Das ist eine höchst eindrucksvolle Darbietung von Referenzen«, erklärte der Scheich, bevor Ledouce, dessen theatralischesGehabe ihm den Nerv tötete, das Wort ergreifen konnte. »Gibt es sonst noch etwas, das du erwähnen möchtest?«
    »Nein, Scheich bin Abdur.«
    »Ali, wir sind beeindruckt. Ich bin beeindruckt«, sagte der Scheich. Ali neigte den Kopf. »Wir haben großes Interesse, dich zu engagieren. Der Form halber wird Herr Henri Ledouce eine repräsentative Auswahl deiner Hacks auswerten, und danach werden wir über die Konditionen und die genauen Zielvorgaben deines Engagements verhandeln. Herr Habib hier wird als Berater in diesen Verhandlungen fungieren.« Der Scheich machte eine Pause, als wollte er Alis Dankbarkeitsbekundungen für seine großherzige Geste entgegennehmen. Ali reagierte mit einer abwinkenden Handbewegung, deren Ergebenheit den Scheich entzückte. »Heute würden wir gern deinen ersten Auftrag mit dir besprechen. Bist du mit den Zugriffsmöglichkeiten auf irgendeins der Computernetzwerke vertraut, die mit der saudischen Ölgesellschaft Aramco in Verbindung stehen?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Sehr gut. Insbesondere wären wir an deiner Fähigkeit interessiert, dort zum Erfolg zu kommen, wo wir bisher gescheitert sind« – er warf Ledouce einen abschätzigen Blick zu –, »nämlich an der Hauptraffinerie in Dharahn. Es soll als Testlauf dienen, bevor wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen. Wir möchten gewisse Maßnahmen durchführen, die, sagen wir, den Prozess der Verarbeitung des Öls in seine diversen Nebenprodukte verzögern. Das geschieht nicht mit der Absicht, dem saudischen Volk Schaden zuzufügen, sondern soll dazu dienen, auf die Verwundbarkeit Saudi-Arabiens gegenüber Kräften von außen hinzuweisen. Wir werden dafür sorgen, dass der Eingriff als Werk der westlichen Ungläubigen, speziell der Amerikaner, erscheint. Du musst also mit aller Schläue vorgehen, und du darfst keine offensichtlichen Spuren hinterlassen, die in irgendeine Richtung deuten. Für alles andere sorgen wir. Hast du verstanden?«
    »Selbstverständlich. Als ein wahrer Gläubiger verstehe ich vollkommen.«
    »Gut. Herr Ledouce wird dir genauere Instruktionen geben.«

    Meine Fresse
, dachte Habib, während er die beiden beobachtete,
die gleichen sich wie ein Irrer dem anderen
.
    Er sah, dass der Scheich ihn ansah, als wollte er fragen: »Nun, was denkst du?«
    Ich denke, dass ihr Typen zum Fürchten seid. Du, dein halbwüchsiger Freak hier, deine religiösen Fanatiker, eure ganze Bande. Mehr zum Fürchten sogar als ich an meinem schlechtesten Tag.

    2. J ULI, LAUFENDES J AHR . M ILFORD , P ENNSYLVANIA .
Daniel hielt an der Ampel – der einzigen Ampel in Milford – und sofort schlich sich der Schmerz wieder an. Es war leichter, ihn abzuschütteln, wenn jemand neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, jemand, mit dem er reden konnte, Spaß haben, streiten, ins Bett gehen. Fünf warme Leiber hatten diesen Sitz in der Zeit seit Angelas Tod vorübergehend eingenommen.
    Er parkte vor seinem Haus. Jetzt, wo Angela tot war, kam es ihm riesig vor – ein vierhundertfünfzig Quadratmeter großer Schindelbau im Greek-Revival-Stil am Stadtrand. Leer. Schon auf der Veranda hörte er das Telefon klingeln, kramte nach seinem Schlüssel, blickte dann aber, da er erriet, wer der Anrufer war, quer über die Straße und winkte. Sammy öffnete sein Küchenfenster und winkte zurück.
    »Wer als Letzter noch nüchtern ist, macht den Abwasch«, rief Sammy und winkte Daniel, herüberzukommen. Daniel nickte, dann ging er ins Haus.
    Sammy und Mickey lebten ebenfalls in New York und hatten das weitläufige viktorianische Gebäude auf der anderen Straßenseite gekauft, ein Jahr, nachdem Daniel und Angela eingezogen waren. Mickey arbeitete die ganze Woche lang achtzehn Stunden am Tag als selbstständiger Computerberater, sodass er es sich leisten konnte, am Wochenende achtzehn Stunden am Tag das Hausin Milford zu restaurieren, da er, wie

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