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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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in den Wahnsinn zu treiben. Es war ihm sogar gelungen, den Abschluss bis nach Ende des Fiskaljahres von Daniels Firma hinauszuzögern. Jede Wette, dass der Mistkerl eine äußerst spaßige Jahresbonusverhandlung mit seinem CEO gehabt hatte.
    Davor hatte er achtzehn Monate nichts mehr mit Daniel geschäftlich zu tun gehabt, daher war es ihm ein besonderes Vergnügen. Nicht ganz so groß wie damals, als er Daniels Aufstieg zum Partner bei Goldman hintertrieben hatte – dieser blöde, schmierige und selbstgerechte Mr Nice Guy, der immer schwer einen auf Teamplayer machte, hatte ein zu großes Ego, um auch nur auf die Idee zu kommen, dass Kovarik hinter den Kulissen systematisch gegen ihn arbeitete. Na, schließlich waren sie ja auch Kumpels, nicht wahr? Kumpels seit dem BWL-Studium, Kumpels, die zusammen bei Goldman angefangen hatten. Tja, und dann hatte sein guter Kumpel Daniel ihm Angie weggenommen.
    Angie,
seine
Freundin, die beste Frau, die er je im Bett gehabt hatte, und ihr Vater ein wahrer Krösus; Mann, ey, da hätte er seine Schäfchen im Trockenen gehabt. Ein Jahr vor dem Studium waren sie das erste Mal zusammen ausgegangen, danach zwei Jahre lang Fernbeziehung von Harvard aus, und dann verschwindet sie plötzlich an die Westküste. Als sie schließlich zurückkommt, sind Daniel und er inzwischen beide Vizepräsidenten bei Goldman geworden, sie guckt ihn einmal an und das war’s. Daniel verdreht ihr den Kopf, sie gehört ihm.
    Bis dahin wusste Angie von Kovarik nichts weiter, als dass er in Beacon Hill gelebt hatte, bevor er nach New York gekommen war. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass er in Boston-Süd aufgewachsen war und sich den Proletenakzent abtrainiert hatte. Garantiert war es Daniel, von dem sie es dann erfuhr. Na ja, spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Sie waren auf diese verrückte Peru-Reise gegangen, wo Daniel sie hatte so krank werden lassen, dass sie gestorben war. Jetzt würde er sie also sowieso nie wiederkriegen.
    Gott, wie er diesen Mistkerl hasste! Aber jetzt, wenn Daniel oben auf der Liste stand, die er diesen Spinnern überreichen würde, was dann? Vielleicht würde die Scheiße, die er sich vom Leibe halten wollte, an Daniel kleben bleiben. Vielleicht, wenn er es nur richtig anstellte.

KAPITEL 4
    4. J ULI, LAUFENDES J AHR . M ILFORD , P ENNSYLVANIA .
Garys und Jonathans Haus, Schauplatz der großen Party zum vierten Juli, lag auf einer Landbrücke im Sawkill Creek, und obwohl es keine zwei Kilometer von Daniels Wochenendhaus entfernt war, schien es einem anderen Sternbild anzugehören.
    »He, Matrose«, sagte Sammy, als Daniel eintrat. Das Leitmotiv der Party in diesem Jahr lautete Gilbert und Sullivan. Sammys Tracht wies ihn als den »Leiter der Königlichen Flotte« aus: Rüschen am Hemd, Samtjacke mit Messingknöpfen, Hut mit Federschmuck. »Kein Kostüm, wie?« Er sah Daniel missbilligend an.
    »Polierst du die Klinken der großen Eingangstür oder bist du dazu da, die Passagiere abzuschrecken?«
    »Bist du aber komisch. Die Bar ist am anderen Ende des Hauptdecks, mein Herzblatt.« Sammy trat nach draußen, um jemand anderes zu begrüßen.
    Daniel war nicht vorbereitet auf den Anblick, der sich ihm bot. Die meisten der Gäste – mindestens hundertfünfzig Personen im Alter zwischen zwanzig und Ende sechzig – waren in voller Gilbert-und-Sullivan-Montur erschienen und wogten lebhaft durch den sechs Meter hohen Saal. Aus den Lautsprechern plärrten Lieder aus der komischen Oper »HMS Pinafore«. Eine Gruppe in der Ecke stellte den Chor aus »Der Mikado« dar, komplett mit Pfannkuchengesichtern, Bleistiftstrichaugenbrauen und schablonierten, rubinroten Lippen. Er konnte nicht unterscheiden, was als Männer verkleidete Frauen oder was als Frauen verkleidete Männer waren. Gleich zu seiner Linken unterhielt sich ein weiterer Admiral mit einer grazilen, dunkelhaarigen Frau in Zivilkleidung, entwederein Neuling im alljährlichen Feierbetrieb oder eine Drückebergerin wie Daniel.
    Die gesamte linke Wand wurde von Tischen beherrscht, die sich unter der Last des Buffets bogen. Daniel ging daran vorbei zur Bar, zwei Flaschen eines sehr respektablen Burgunders in den Händen. Am Tresen angelangt, übergab er den Wein dem Piraten von Penzance, der als Barkeeper fungierte und außerdem einer seiner Gastgeber war.
    Jonathan entkorkte eine der Flaschen, schenkte Daniel ein Glas ein und verstaute den Wein unter dem Tresen. Daniel lehnte sich, das Glas in der Hand, mit dem Rücken an die

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