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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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mysteriöse Aura magischer Möglichkeiten kultivieren‹.«
    »Was bedeutet das denn?«, fragte Sasha lachend.
    »Du musst lernen, mit dem Arsch zu wackeln.«
    Sasha atmete den Duft der Blumen ein. Irgendwo wurde gekocht, der Geruch von arabischen Gewürzen lag in der Luft. Sie atmete wieder aus und ließ, die Augen geschlossen, ihren Kopf auf den Liegestuhl zurücksinken.
    Nafta zog Sasha den Morgenmantel über die entblößte Haut. »Das mit der Sonne war mein voller Ernst. Sie schleicht sich nicht an. Sie überwältigt dich.«
    »Danke. Und danke auch, dass du mir letzte Nacht geholfen hast.«
    »Keine Ursache«, sagte Nafta. Dann aber saß sie wieder da, mit verkniffenen Lippen, wie gestern Abend. Sasha war entschlossen herauszufinden, was der Grund für ihre Anspannung war. »Wie kommst du zurecht?«, fragte Nafta jedoch, bevor Sasha ihr auf den Zahn fühlen konnte.
    Sasha zuckte die Achseln. »Die Mädchen, denen ich heute begegnet bin, haben mich ausgesprochen frostig angeguckt.«
    »Weißt du, warum?«
    »Na ja, du hattest erzählt, dass hier gern mal Zickenalarm herrscht. Und da ich die Neue bin, wäre das also normal.«
    »Falsch. Du bist eine große Sensation. Und alle wissen über letzte Nacht Bescheid.«
    »Oh?« Sasha zog die Augenbrauen hoch.
Was zum Teufel …?
    »Die Reaktion der anderen Mädchen sollte dich nicht überraschen. Dir eilt ein gewisser Ruf voraus.«
    Sasha runzelte die Stirn. »Was für ein Ruf?«
    »Du bist von Jassar persönlich ausgewählt worden. Das ist keine Kleinigkeit. Allein dadurch stehst du schon mal ziemlich weit oben in der Hierarchie.« Sie beugte sich, mit ernstem Blick, ganz nahe zu Sasha hin. »Weißt du, was für eine Kränkung Ibrahims Verhalten letzte Nacht für mich war?«
    »Nein.«
Worum geht es hier überhaupt?
    Nafta blickte sich um, als wäre das, was sie zu sagen hatte, streng vertraulich. »Gestern war Freitag.«
    Sasha sah sie verständnislos an.
    »Zwar verteilen die Männer ihre Gunst ziemlich gleichmäßig auf all ihre Frauen, aber der Freitagabend ist für ihre erste Frau reserviert. Für die Favoritin. Der Koran sagt: Wenn eine Frau nicht ausreicht, nimm vier.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Was Konkubinen angeht, gibt es allerdings keine Beschränkung. Und ist der Mann nicht verheiratet, dann ist der Freitag grundsätzlich für die Favoritin vorgesehen. Ibrahim weiß das besser als jeder andere. Ich bin die Favoritin. Und trotzdem hat er mir gesagt, dass er dich will.« Sie schlug die Augen nieder und spielte mit einem ihrer Armbänder.
    Sasha antwortete nicht.
Deswegen also warst du so verkrampft. Du fühlst dich verletzt? Was für eine seltsame Kultur. Was für ein seltsames Wesen du bist, Nafta
. Sasha drückte ihre Hand. Nafta beugte sich vor, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Sei nett zu mir, Schwester, wenn du deine Rolle einnimmst.«

KAPITEL 14
    O KTOBER, VOR DREIUNDZWANZIG J AHREN . R IAD , S AUDI -A RABIEN .
Sasha war aufgeregt, als sie leise an die Tür zu Jassars Arbeitszimmer klopfte. Sie wollte sich nicht verspäten.
Heute ist es so weit.
Ihre rasche Gewöhnung an die fremde Kultur – ihrer Ansicht nach dadurch befördert, dass sie dazu erzogen worden war, »alles erleben zu wollen« – hatte wider Erwarten dazu geführt, dass ihr Zorn auf Jassar mehr oder weniger verraucht war. Dennoch war eine Distanz zwischen ihnen entstanden – er hatte sie zweifellos verraten. Wie sonst sollte man es betrachten? Aber sie war fest entschlossen, diese Distanz zu überwinden. Sie wollte, dass ihre gemeinsamen Stunden mit Jassar wieder zu Lichtblicken ihres Lebens wurden, so wie früher in der Schweiz.
    Eine junge Dienerin öffnete die Tür und nickte ihr zu. Jassar blickte ihr von einem bequemen Sofa aus entgegen. Die Ausstattung des Arbeitszimmers war entschieden eklektisch und stützte sich auf sorgfältig ausgewählte Antiquitäten aus den verschiedensten Kulturen und Epochen – Beistelltische im französischen Provinzialstil, eine Biedermeierkommode, chinesische Vasen aus der fünften Dynasie –, kombiniert mit niedrigen Tischen traditionellerer arabischer Art, persischen Teppichen und mit Dekorationsstoff bezogenen Sesseln. Anlässlich ihres ersten Besuchs bei Jassar war sie für sich zu dem Schluss gekommen, dass dies hier das geschmackvolle Modell war, nach dem Ibrahims Raumausstatter das grell überkandidelte Vorzimmer seiner Suite gestaltet hatten. »Hallo Sasha. Komm doch rein.«
    »Hallo

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