Tropfen im Ozean
gehst, dich selbst mit. Also ist es wichtig, da anzufangen. Alles andere fügt sich“, antwortete er.
„Hm...“, machte ich. „Heißt das, dass meine Umgebung so ist, weil ich so bin, wie ich bin? Dass sich etwas ändern würde, wenn ich mich ändere?“
„Bingo. Entweder verschafft dir deine neue Einstellung so viel Abstand, dass dich frühere Misslichkeiten nicht mehr stören oder du siehst Dinge plötzlich anders... oder dein Umfeld ändert sich. Alles kann passieren“.
„Also, J ändert sich ganz sicher nicht“, sagte ich im Brustton der Überzeugung. „Der Erfolg gibt ihm in allem Recht – warum sollte der sich ändern?“
„Warum willst du denn, dass er sich ändert? Vielleicht ist das gar nicht die Lösung. Ich dachte, mit J bist du durch?“
„Ja, doch... schon... aber ich habe Angst, dass mich alte Gefühle übermannen, wenn ich ihm wieder face to face gegenüberstehe“.
„Wir werden sehen. Diese Prüfung wird kommen“.
Ein laues Gefühl bemächtigte sich meiner. Prüfung?
„Wie meinst du das?“ hakte ich nach.
„So, wie ich es sage. Wenn wir uns ändern, ist es oft so, dass alte Dinge hochkochen. Dann kannst du sehen, inwieweit du noch in sie verwickelt bist“.
„Ich hasse Prüfungen“, maulte ich. „Immer, wenn es drauf ankommt, versage ich“.
„Tsts...“ machte er. „Das ist purer Aberglaube“.
„Und wenn ich dann durchgefallen bin, darf ich noch mal von vorne anfangen?“ fragte ich und hörte mit Entsetzen, wie sarkastisch ich klang.
„Genau“, sagte er gelassen. „Du kriegst immer eine nächste Chance – ist doch super, oder?“
Wider Willen musste ich grinsen. „Ja, so gesehen schon. Aber... ich möchte herausfinden, warum ich mich so verhalte... warum mein Leben so ist, wie es ist, verstehst du?“
„Wie würdest du es denn gerne haben wollen, dein Leben?“ fragte er zurück.
„Naja... ich will, dass mein Name unter meine Arbeit kommt, dass die Leute wissen, dass ich es bin, die JC aufrecht erhält.... ich will ... eine gute Beziehung haben...mit allem drum und dran...“ Ich seufzte tief. „Ganz ehrlich, wenn ich könnte, würde ich mich völlig neu erschaffen. Ich würde meine Nase kleiner machen und mir eine Elfenstatur designen, lange Beine, schönen Busen, schmale Taille, geschmeidiges Haar... ewige Jugend und ein Leben in Wohlstand“.
Er lachte laut heraus. „Das hört sich ja köstlich an!“ rief er. „Meinst du das ernst?“
„Wenn du’s genau wissen willst: Ja! Aber das geht halt nicht. Ich sehe so aus, wie ich aussehe. Und ich empfinde das als ungerecht. Warum sind manche Menschen mit allem gesegnet und andere arm und krank? Der eine behindert, andere gesund? Gut, manche Dinge kann man ändern. Man kann arbeiten, um zu Wohlstand zu kommen, ich kann trainieren, um meinen dicken Hintern wegzukriegen – er war nicht immer so dick, weißt du ... aber manche Menschen werden in Verhältnisse geboren, die einfach schrecklich sind. Oder ihnen passiert etwas... ein Unfall, der Verlust eines geliebten Menschen... was ist damit? Was denkt sich Gott dabei? Ich weiß, Einstein hat gesagt „Gott würfelt nicht“, aber mir kommt es trotzdem oft so vor“.
„Also, wenn du mich fragst – ich finde das Leben sehr gerecht“, antwortete er. „Und es gibt so vieles, für das man dankbar sein kann“.
„Was soll daran gerecht sein, dass es Menschen gibt, die einfach super ausschauen und denen alles gelingt und andere wiederum kommen nie auf einen grünen Zweig?“
„Hm...“ machte er nachdenklich. „... das ist eine Frage, die ich nur mit meinem persönlichen Weltbild beantworten kann“.
„Und das wäre?“
„Dass ich daran glaube, dass alles seine Ursache und Wirkung hat“.
„Das ist ein allgemeiner Grundsatz“, erwiderte ich.
„Genau. Und der erklärt für mich vieles in dieser Welt. Ausgehend von der Annahme, dass wir nicht nur einmal hier auf die Erde kommen, macht das Sinn. Jede Handlung hat ihre Folgen. Was aber dabei immer wieder gerne vergessen wird, ist die Zeit. Wenn du heute bei Rot über die Ampel fährst, passiert erst mal nichts. Es dauert es eine Weile, bis der Strafzettel ins Haus flattert. Und womöglich hast du sogar vergessen, dass du ein Verkehrsdelikt begangen hast, und wunderst dich über die Mitteilung. Genauso ist es im Leben. Hast du Gutes getan, sind das Verdienste. Wenn du Schindluder treibst, wirst du es ausbaden müssen. Manche Menschen begehen scheinbar ungestraft Verbrechen, kommen einfach so
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