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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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kriegen, indem sie nur die angenehmen Lebenssituationen anstreben. Aber das geht halt nicht immer. Gleichmut ist die Lösung. Frieden. Und den findest du nur, wenn du diese innere Glückseligkeit hast... das ist weit mehr als Glück. Das ist die Instanz hinter dem Glück... das verstehst du doch? Du müsstest es verstehen, du hast schon so viel erlebt in deinen Meditationen, gerade heute. Ändere deinen Blickwinkel – Glück und Trauer sind wie bei einer Kinderwippe mal das Oben mal das Unten. Kinder sehen das richtig – sie machen keinen Unterschied, ob sie gerade oben und unten sind. Das Wippen macht Spaß. Aber entscheidend ist der Gelenkpunkt. Der ist ruhig und unbelastet. Da herrscht weder oben noch unten, sondern ständiges, seliges Gleichgewicht. Da musst du hin. Das ist die Lösung“.
    Zweifelnd sah ich ihn an. Ich hatte wieder mal keine Ahnung, wie ich das  auf mein Leben umsetzen sollte.
    „Mäuschen“, sagte er und grinste. „Genieß das Leben und leb so, dass du dir in die Augen schauen kannst. Ist das vielleicht deutlicher?“
     
    ***
     
    Ich konnte tagelang vor Aufregung nichts essen, machte extra Sport, schrieb Ideen auf, die mir beim Autofahren, Frühstück oder in der Badewanne zuflogen und war so drauf, wie schon lange nicht mehr. Das Drehbuch Wiedemanns erlangte phantastische Züge und mir purzelten Eingebungen nur so im Kopf umeinander. Das Wichtigste in diesen Tagen war, einfach nur Stift und Papier immer bei der Hand zu haben. Sogar beim Joggen hatte ich eine Mini-Ausführung dabei.
    Der Tag, an dem ich mein Date hatte, war ein Donnerstag und J hatte vorher eine Besprechung mit uns allen anberaumt, etwas, was er ab und an in den ersten zwei Jahren gemacht, aber schließlich völlig aufgegeben hatte. Wir waren alle erstaunt und ich obendrein in Hektik, denn die Besprechung war auf 18.00 anberaumt und für 19.30 hatte ich mich mit Weidner verabredet. Er musste mich nun in der Firma abholen, weil ich es nicht mehr nach Hause schaffen würde. In meinem Bauch schwirrte es, wenn ich an seine graublauen Augen dachte. Und an seine Wärme. Und seine Hände. Und...
    „Wie lange werden wir brauchen?“ fragte ich J. Mir war es gar nicht recht, mich hier mit Weidner treffen zu müssen.
    „Solange es dauert“, gab er mir zur Antwort. „Und außerdem: Dich brauche ich sowieso noch gesondert, du kannst gleich danach in mein Büro.“
    „Aber ich hab einen Termin um 19.30!“
    „Dann verschieb den Termin“.
    „Das geht nicht! Das ist ein Recherchetermin wegen E!Liza!“
    „Dann Antreten morgen um 10.00 Uhr“.
    „Sag mal, wie bist du denn drauf?“ sagte ich erstaunt.
    „Wird Zeit, dass mal einer wieder Wind in die Segel bläst!“ blaffte er mich an. „Nachdem Madame meint, monatelang Urlaub machen zu können...“
    „Hey J, das haben wir schon durch, oder?“ sagte ich wütend. „Ich hab auch vorher nie Urlaub genommen, ganze fünf Jahre nicht, und ich habe sieben Tage die Woche 20 Stunden im Schnitt gearbeitet, also halt die Klappe!“
    Mit offenem Mund starrte er mich an. „Wirst du jetzt auch noch frech, oder was? Wie redest du denn mit mir?“
    „Immer noch anständiger als du mit mir!“ gab ich bissig zurück. Von J würde ich mir nichts mehr sagen lassen, ganz bestimmt nicht! Seine Augen wurden klein, er machte eine kurze Bewegung auf mich zu, blieb wie erstarrt stehen, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah mich wütend an. Mir wurde bewusst, dass er mir am liebsten Gewalt angetan hätte. Und dass ihn das aufgeilte. Was war nur mit ihm los? Wo war der alte J? Vorher hatte man ihm vielleicht vorwerfen können, einigermaßen flach zu sein, aber immerhin war er witzig gewesen. Aber nun... nun war er schlicht und ergreifend aggressiv. Ich drehte mich um, murmelte was von Arbeit und floh aus seinem Büro.
    „Mein Gott“, dachte ich. „Ich muss weg“. Und die anderen? Was machen dann Rob und Elisha...? Die war sowieso übel drauf, seit sie wieder mit Ralf zusammen war. Es verging kein Tag, wo sie nicht einen von uns missionierte, Sprüche und Ermahnungen auf den Tisch legte oder - noch schlimmer – irgendwelche YouTube-Videos schickte von Leuten, die gegen die ganze Welt hetzten. 
     
    Die Besprechung fand im erdgeschossigen Schulungsraum statt und alle von der festen Belegschaft waren da. 21 Leute saßen im Raum, gespannt, was J zu sagen hatte. Ich war geschminkt und frisiert, hatte die Stilettos und das kleine Schwarze, das ich mir gekauft hatte und das mich erfreulich

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