Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
gellten die Schreie durch die Menge. „Ist das der Grund für das Zustandekommen der Sendung?“
    Der Produzent an ihrer Seite hielt sie immer noch fest, das zerrissene Kleid in seiner Hand, dessen Stoff einen Teil von E!Lizas schönem Körper bedeckte. Er machte eine herrische Bewegung mit dem Kopf in eine Richtung und zog sie nicht zurück zur Limousine, sondern zu einem anderen Wagen, der in der Nähe des Cafés geparkt hatte und zu dem es nur ein paar Schritte waren. 
    Der zurückgebliebene zweite Produzent verkündete nur noch knapp: „Wir geben in den nächsten Wochen eine Pressekonferenz. Der Termin wird auf unserer Internetseite stehen!“
    Dann drehte auch er sich um und verschwand im Wagen.
    Ein abgekartetes Spiel. Ein glanzvoller Auftritt. Ohne Worte. Buchstäblich. E!Liza hatte  noch nicht einmal eine Silbe dafür sagen müssen.
     
    Die Reporter verfolgten E!Liza und ihre Macker, solange es ging. Es gab noch jede Menge Geschrei und Gerangel um letzte Fotos, letzte Aufnahmen, heiser gebrüllte Fragen gegen verdunkelte Autoscheiben.
    Jimmi war nicht mitgelaufen. Und ich... ich wollte nur noch weg hier, raus aus diesem sich auflösenden Menschenknäuel, den Ausdünstungen aus Mund und Achselhöhlen und einem Schauspiel für skandalverwöhntes Publikum. Ein hektischer Ellbogen rammte mein Gesicht. Ich schrie auf vor Schmerz und der Täter im karierten Baumwollhemd erschrak, verlor nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch seine Kamera, die mit voller Wucht auf meinen Kopf landete.
     
    Benommen taumelte ich mit Jimmi in die Toilette des Cafés und legte mich einfach auf den Boden. Mein Kopf brummte und mir war schwindlig. Jimmi hockte neben mir und legte mir nasse Papierhandtücher auf die Stirn. Das Wasser tropfte unangenehm an den Seiten herunter, die Schläfen entlang, Richtung Ohren. Ich stöhnte  und richtete mich auf.
    „Was für ein Wahnsinn“, murmelte ich. „Jetzt weiß ich ganz sicher, dass das nicht mein Job ist, definitiv nicht“.
    Jimmi grinste erleichtert. „Wie geht’s?“ fragte er. „Hast du Kopfweh?“
    „Ja, brummt nicht schlecht“, murmelte ich und fühlte mit der Hand auf die Stelle an meinem Kopf, auf dem ebenfalls nasse Papiertücher lagen. „Oh je, das ist ne satte Beule...“
    „Gott sei Dank nur ne Beule“, sagte Jimmi. „Gott sei Dank blutet nichts. Ist dir schlecht? Ich hol doch lieber die Sankas...... am Ende hast du ne Gehirnerschütterung!“
    „Ne, lass mal, geht schon“, sagte ich und richtete mich auf. „Mir ist nicht schlecht“.
    Der Besitzer des Cafés schaute herein und erkundigte sich nach mir.
    „Alles gut“, beschwichtigte ich ihn.
    „Soll ich Ihnen einen Kaffee machen?“ fragte er freundlich. „Sie könnten jetzt sicher was Gutes vertragen“.
    „Ja... das ist nett... ein Kaffee... ich...“
    „Mensch...“ sagte Jimmi. „Ich hab noch einen Termin, ich kann nicht bleiben, bist du sicher, dass du einigermaßen okay bist?“
    „Ja, ganz sicher, geh du nur. Ich trink den Kaffee und dann bin ich weg. Wann sehen wir uns?“
    Wir machten Zeit und Ort aus, dann ging ich in den Restaurantbereich und setzte mich erschöpft an einen Tisch. Immer wieder berührte ich die schmerzhafte Stelle am Kopf. Elisha hätte gesagt: Das ist kein gutes Zeichen und - nein, das war es wirklich nicht.
    „Harter Job“, sagte da eine alte Dame, die den Nebentisch belegt hatte.
    „Das kann man wohl sagen“, lächelte ich schief. „Aber normalerweise mache ich so was nicht. Gerade deswegen.“
    „Oh, mir würde das Spaß machen!“ erwiderte sie. „Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich Journalismus studieren und all diese Promis interviewen!“
    „Tatsächlich?“ fragte ich zurück. „Sie haben doch gesehen, dass es ganz schön wüst zugehen kann“.
    „Ja, aber wenn man mal seine eigene Sendung hat, so wie Oprah, das wär doch was“, erklärte sie mir. „Vielleicht ist das ja nur die erste Zeit so, zu Beginn der Karriere, wenn man sich noch hochkämpfen muss...“
    „Kann schon sein“, sagte ich geistesabwesend. Ich hatte Sehnsucht nach Florian und wollte einfach nur weg. Aber die alte Dame war schon auf der mit Kunstleder bezogenen Bank in meine Nähe gerückt und ich schaute mich instinktiv nach dem Kellner um.
    „Wissen Sie“, sagte sie redselig. „Ich hab ein Händchen für so was! Meine Freundin lebt in Berlin, die besuche ich öfter und da hab ich auf der Berlinale Gerard Butler erwischt!“
    „Wow, Gerard Butler!“ erwiderte ich ehrlich

Weitere Kostenlose Bücher