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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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er wird seine Gründe haben“.
    Und zu Jimmi gewandt: „Verfolg sie. Die hat garantiert zehn Leichen im Keller“.
    Als er ging, schauten Jimmi und ich uns an. Auf dem Monitor riss gerade der Produzent E!Liza das Kleid herunter. Ihr Körper sah aus wie der eines Unterwäschemodels.
    „Schöne Frau“, murmelte ich, obwohl doch keiner ihr Gesicht so richtig kannte.
    „Ja, ein Rassekörper“, bestätigte Jimmi. „Und die Show war mal wieder... erstklassig. E!Liza-mäßig“.
    „Glaubst du, das war echt?“ fragte ich nachdenklich. „Ich meine, von ihr geplant? Das ganze Ding?“
    „Na, aber hallo! Seit wann läuft bei E!Liza etwas ohne Plan?“
    Ich schwieg dazu. Die Reportage war inzwischen wie ein glühendes Eisen in meiner Hand. Woher sollte ich nur Stoff über E!Liza bekommen, positiv oder negativ? Ich beschloss, ihren Agenten tatsächlich anzurufen.
     
    In meinem Büro zog ich mich um, schminkte mich in der Toilette und sah dann auf die Uhr. Florian würde bald kommen und ich freute mich auf ihn. Um zu vermeiden, dass er ins Haus musste, wollte ich draußen auf ihn warten. Morgen war WOM-Tag und dem sah ich mit genauso großer Freude entgegen, auch, wenn ich dann um drei Uhr raus musste – die beiden Männer waren mir jede einzelne Sekunde wert. Ich ordnete noch die letzten Unterlagen auf meinen Schreibtisch, als die Tür auf ging, Emilie herein stelzte und unaufgefordert ihre neuesten spirituellen Errungenschaften vor mir ausbreitete:
    „Sonnja meint, ich mache Riesenfortschritte, sie habe selten so jemanden wie mich gesehen, wenn ich auch noch nicht ihr Niveau hätte... aber ich hab jetzt Kontakt mit einer anderen Heilerin aufgenommen, die mich in den dritten Reikigrad einweiht. Mal sehen, was Sonnja dann sagt! Den ersten hab ich ja schon, aber ich spüre schon sooo viel... selbst Shakti meint, dass ich auch ohne weitere Einweihung schon auf einem höheren Level bin und die Augen einer Heiligen habe... du siehst übrigens schlecht aus. Ich könnte dir ja mal eine Behandlung geben...“
    So ging es in einer Tour. Die Digitaluhr auf dem Schreibtisch näherte sich der 19.00. Ich dachte an meine Erkenntnisse bei WOM, bemühte mich, den ruhigen Pol in meinem Herzen zu finden und freundlich zu bleiben, wenn ich auch ihrem Gequatsche schon keine allzu positiven Gefühle entgegenbringen konnte.
    „Emilie, ist gut jetzt, ich muss gehen“.
    „Was, Feierabend? Früher ging’s um diese Zeit erst richtig los!“
    „Ich mache keinen Feierabend. Ich recherchiere“, knurrte ich. Immerhin hatte ich Florian aus diesem Grund kennen gelernt und damit war das nur eine halbe Lüge.
    „Und dafür brezelst du dich so auf?“
    „Ja, weil das halt in einem bestimmten Rahmen stattfindet... Herrgott, Emilie, mach jetzt die Fliege, ich muss los“.
    Aber sie lief neben mir her, den Gang entlang, die Treppe hinunter... zur Tür... verflixt!
    „Wir könnten uns doch mal wieder treffen... “
    „Ja, sicher, wenn’s ruhiger läuft... du siehst ja, was zurzeit los ist...“
    „Und deine Eltern fragen auch dauernd nach dir...“
    In mir meldete sich schlechtes Gewissen. „Warst du bei ihnen?“
    „Ja, neulich. Deine Mama hat mich zum Kaffee eingeladen und einen Kuchen gemacht“.
    Das versetzte mir einen Stich. Warum luden sie mich nie ein?
    „Und?“ fragte ich kühl. „Geht es ihnen gut?“
    „Schon. Sie fragen halt nach dir“.
    „Sag ihnen, sie können jederzeit anrufen. Sie haben meine Nummer“, sagte ich verletzt und verbiss mir weitere Bemerkungen.
    Unten angelangt wandte ich mich ihr zu.
    „Also, Emilie, bis demnächst... ich melde mich“.
    Es funktionierte nicht. Sie war wie eine Klette. Sie ging tatsächlich mit mir raus.
    „Musst du auch los?“ fragte ich nervös.
    „Nur mal ein bisschen raus hier... wo steht dein Auto?“
    „Bin mit dem Bus reingefahren“.
    „Und wie kommst du jetzt...“ sie verstummte. Sie hatte Florian entdeckt. Er war gerade mit seinem schönen Aston vorgefahren. In dieser Sekunde überfiel mich mit voller Wucht das alte Muster: Wenn er Emilie sieht, ist es aus. Dann hat er kein Interesse mehr an mir. Ich hatte tatsächlich die ganze Zeit nicht dran gedacht, aber jetzt... jetzt, wo die beiden kurz davor waren, aufeinander zu treffen, würde es so sein, wie es immer war. Ich würde zu einem Nichts mutieren. Alles Blut wich aus mir und ich musste mich am Firmenbriefkasten festhalten, konnte nicht einen Schritt auf Florian zugehen. Gottergeben stand ich da und sah zur Seite, als

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