Tropfen im Ozean
Kamin, in dem sich auf drei Meter Holzscheite stapelten, eine italienische niedrige Couch und ein eleganter Tisch auf hellem Flauschteppich, ein großer Bildschirm an der Wand und eine zu meinem Erstaunen in Gebrauch wirkende Küche. Das Schlafzimmer hatte er mir nicht gezeigt, stattdessen eine Klassik-CD eingelegt, die er sehr mochte. Mit geschlossenen Augen hatten wir mit einer Decke auf dem dicken Teppich vor dem Kamin gelegen und gelauscht.
„Du wirkst ein bisschen bedrückt“, hatte er gesagt und mir über die Wange gestreichelt. Das war so schön, diese kleine zärtliche Geste.
„Ja, ich hab zurzeit einen ziemlich dämlichen Auftrag, der mir zu schaffen macht“, hatte ich erwidert. „Aber lass uns nicht davon reden. Ich will lieber etwas von dir wissen“.
Florian hatte viel von sich erzählt. Er hatte liebende Eltern (was mir einen Stich versetzte), eine tolle Kindheit erlebt (nochmal Stich), vom sechsten Lebensjahr an gewusst, dass er Arzt werden wollte, natürlich den NC gepackt, ein Vorzeigestudium hingelegt und drei Jahre für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet. Mit Empathie berichtete er über diese Zeit in den verschiedensten Krisengebieten, darüber, wie sie sein Leben verändert und bereichert hatte. War ursprünglich der Antrieb für die plastische Chirurgie die monetären Aussichten gewesen, hatte seine Gesinnung eine Wendung erfahren, als er sah, wofür er seine geschickten Hände und sein Wissen noch einsetzen konnte.
„Wie gehst du dann mit Diven um, die in deine Praxis kommen und sich wegen einer Falte aufregen?“ hatte ich neugierig gefragt.
„Das sind in den seltensten Fällen Diven“, war seine Antwort. „Das sind oft nur unglückliche Frauen, die Probleme mit ihrem Mann und mit ihrem Aussehen haben, weil der mit ner jüngeren rummacht. Oder die sich selbst nicht mögen und hoffen, eine OP ändert das. Die jahrelang darauf sparen, sich ein bisschen was leisten zu können. Und die tierische Angst vor dem Eingriff haben. Natürlich gibt es auch die Kapriziösen, die nichts außer sich selbst und ihren Körperkult sehen... die nehme ich mit Humor... und geschäftlich.“
Das wäre ein Ansatz gewesen, nach E!Liza zu fragen, aber ich wollte nicht. Das Thema würde ich komplett und absolut aus der Sache zwischen Florian und mir raushalten, egal, um welchen Preis. Dann hatte er angefangen, mich zu küssen, hatte gekuschelt...mmh... sanft, zart... es waren Gefühle in mir hochgekommen, die ich lange, lange nicht mehr gefühlt hatte. Und - es war beim Kuscheln geblieben.
An all das dachte ich, als wir nun wieder vor seinem Auto standen und ins Grüne schauten.
„Also?“ fragte ich. „Wie sieht’s aus? Spaghetti? Chianti? Salat?“
Er lächelte sein so jungenhaftes Lächeln. Er hatte wirklich das sympathischste Gesicht der Welt. Dann zog er mich an sich und küsste mich mit einer Intensität, die mich glauben ließ, keinen funktionierenden Muskel mehr im Körper zu haben, so sehr schmolz ich dahin.
Wir gingen zu mir. Wir landeten im Bett. Und es war schön. Dennoch vermied ich es, allzu euphorisch zu werden. Es hatte schon so manches Mal schön begonnen. Doch mit Florian wurde es schöner und schöner... ich spürte, wie sich mein Gesicht erhitzte, wie ich immer drängender wurde. Ich mochte seine kräftige Statur, den kleinen Bauch, mochte seine Haut, hatte das Bedürfnis, ihn überall streicheln zu müssen und... Wunder über Wunder... ich dachte keine Sekunde daran, wie er meinen Körper finden würde.
Erst als es immer heftiger wurde, befielen diese Gedanken wie Parasiten mein Gehirn. Noch dazu machte Florian Anstalten, nach unten zu kriechen und erschrocken versteifte ich mich. Nicht... nicht... nur das nicht... er darf das nicht sehen... meine Beinmuskulatur verspannte sich, meine Hände legten sich wie eine Bremse auf seine Arme und ich bewegte mich nicht mehr. Florian war unter der Decke und bevor ich vollends gefror, zog ich ihn hoch, panisch, und tat alles, um ihn zum Abschluss zu bringen – was keine Schwierigkeit war.
Erleichtert kuschelte ich mich danach an ihn. Genoss das Gefühl, dass er liegen blieb und hatte gleichzeitig Angst, dass es mal anders sein könnte. Fühlte mich blöd, weil ich einem Muster gefolgt zu sein schien, ohne mich dagegen wehren zu können. Aber Florian zog mich fest an sich. Oh dieses An-sich-ziehen! Das war ein so göttliches Gefühl! Ich rückte mit meinem Hinterteil ein bisschen nach hinten, so dass es genau in die Kuhle an seinem
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