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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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erkannt werden konnte.
    Trotz des Drucks, der auf uns lastete, waren Rob und ich Feuer und Flamme, als wir das Rohmaterial sichteten und schufteten wie die Verrückten, um so schnell wie möglich voranzukommen. Ich engagierte einen Sprecher mit einer etwas rauen, tiefen Stimme, arbeitete den entsprechenden Text aus, filterte das Material und schrieb die Schnittlisten für Rob.
    J fragte jeden Tag, wie weit wir waren, aber es zog sich hin, weil ich ja so viele andere Aufgaben nebenher erledigen musste. Das Logo lag halbfertig auf der Matratze und kostete Zeit, die wir nicht hatten. Wir arbeiteten bis spät in die Nacht am Film und wenn Rob nach Hause ging, textete ich und hörte mir dir Ohren wund für passende Filmmusik. Wenn ich nicht am Film arbeitete, telefonierte und mailte ich umher, um das Equipment zu erweitern oder dachte über Visitenkarten-Gestaltungen, neues Personal und Homepages nach. In der Regel waren die Nächte zwei, drei Stunden lang, mein Kopf brummte von der Vielfalt der Aufgaben, die erledigt werden mussten. Während mich zu Beginn die Leidenschaft  wachhielt, setzte in der vierten Woche Erschöpfung ein, die mich während des Tages in Minutenschlaf versetzte und meinen Magen übersäuerte, weil ich zu viel Kaffee trank.
    Dem Schreiner selbst war der Endzeitpunkt egal, es war spürbar, dass er nur nach einer Gelegenheit suchte, den Vertrag zu canceln. Nie fragte er nach, er wollte keinen Rohschnitt sehen, brachte sich nicht ein, gar nichts. Aber J war gierig auf den Film. Er war unser beider Debüt. Er wollte wissen, ob ich sein Geld wert war und ich wollte es auch wissen - das hielt mich bei der Stange.
    Und endlich, endlich... um vier Uhr früh nach Wochen intensivster Arbeit, in denen wir zeitgleich ein provisorisches Studio eingerichtet, eine Homepage, Logos, Aufkleber, Visitenkarten, Slogans und einen Film produziert hatten, war es soweit: Premiere!
    Das Hochgefühl hielt gerade mal fünf Sekunden an. Danach stürmten gravierende Fragen die Bühne. J agierte, als hätten wir einen Film für die Festspiele in Cannes produziert, er wollte eine echte Premiere. Gott ja, aber wo sollte die stattfinden? Selbst, wenn wir uns nicht für unser Messi-Studio geschämt hätten, es wäre nicht einmal Platz für einen Zuschauer gewesen. Sogar J sah das ein, er stand nämlich gerade im Türrahmen und kam nicht ins Zimmer, weil alles so voll stand. Rob saß auf seinem Stuhl und spielte gelassen mit seinem Spinning-Stift, da sagte J zu mir:
    „Weißt du was? Wir machen das auf Großleinwand im Sportlerheim. Wennschon dennschon! Das ist Werbung pur! Der Gastwirt muss schon mal mitschauen! Wir stellen ein paar Snacks hin und machen ne Flasche Sekt auf! Entweder feiern wir deinen Abschied oder deinen Einstieg. Ist doch ne gute Idee, oder?“
    Vollkommen erschöpft sah ich J an. Und schwieg. Ich war so müde, dass ich in den ersten Sekunden gar nicht verstand, was er da sagte. Wie Schleim tropften seine Worte in mein Hirn, zäh und glibberig. In dieser Stille fiel klackernd Robs Spinningstift zu Boden. Er hob ihn auf und sagte:
    „Mach die Fliege, J, Arschlöcher wie dich können wir hier nicht gebrauchen“.
    „War’n Witz! War’n Witz!“ rief J und hob beide Hände.
    Aber wir wussten alle, dass es keiner war.
     
    ***
     
    „Oh, Scheiße, die Pissnelke ist dabei!“ flüsterte Rob laut in mein Ohr. Ich spürte noch seinen Atem an meiner Wange, als er ging, um sich um die Technik zu kümmern und schloss die Augen. Mir war übel. Gestern Nacht hatte ich mir nochmal allein den Film angesehen und war fast darüber zusammengebrochen. Er war schlecht! Er war viel zu subtil, zu sehr angewiesen auf das Feingefühl der Menschen, zu zart, zu abgehoben... er passte weder zu Herrn Kropp, noch zu seinen Mitarbeitern, noch zu seinen Kunden. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, als ich dieses Drehbuch geschrieben hatte? Ich hatte mich in meinen eigenen Geschmack verstiegen und gemeint, das müsse allen gefallen! Oh, mir war so übel! Ich war den Tränen nah und als Rob auch noch Kropps berühmte Pissnelke ankündigte, verlor ich jeden Mut. Der einzige Gedanke, der mich aufrechterhielt, war die Tatsache, dass Rob auch alles gutgeheißen und glänzende Augen gehabt hatte. Aber selbst ihn kanzelte mein kritisierender Verstand in diesem Moment herunter: Er war bei Privatsendern gewesen und wahrscheinlich rausgeflogen, zu eigen, zu individuell... ein skatender Eigenbrötler, der nur noch in einer Absteige wie bei J

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