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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Fotos, offen und versteckt. Von Menschen bei der Arbeit, Sägespänen auf dem Boden, einem Staubwirbel im Lichtstrahl, der durchs Fenster schien. Und hier wurde mir zum ersten Mal Robs Fähigkeit bewusst, in allem etwas Besonderes zu sehen. Er sah Ecken voller Material, die auf ihre Weise kreativ wirkten, sah, dass einer der Mitarbeiter ein tolles Profil hatte und entdeckte schnell Herrn Kropps Leidenschaft für schlichte, puristische Designmöbel. Rob fragte ihn ein Loch in den Bauch und der Schreiner, vollkommen dadurch aufgetaut, entpuppte sich als verkappter Idealist. Mit leuchtenden Augen schwärmte er vom ökologisch-biologischen Aspekt, der bei all seinen Arbeiten eine große Rolle spielte, den gewagten Farb-und Materialkombinationen und dem Drang, zeitlose, aber originelle Möbel zu zimmern.
    „Mann“, sagte Rob begeistert. „Wenn Sie einen Innenarchitekten an der Hand hätten, der Ihnen die Aufträge zuwirft...“
    „Davon träum ich, mein Junge“, sagte der Schreiner, der, angetan von unserer echten Überzeugung, immer redseliger wurde. „Aber der Film soll ja für Kunden sein... und die hier in der Gegend wollen Kassettendecken und eine heimelige Essecke...“ Er seufzte.
    „Na, dann werden Sie staunen, was so ein Filmchen ausmachen kann“, sagte Rob vergnügt und zwinkerte mir zu. „...und wie weit Sie das Internet in die Welt bringt... und damit an Designer!“
    Kropp sah Rob an, dann mich. Auf einmal wurde er so rot im Gesicht, als ob die Botschaft von seinem Blut endlich ins Gehirn transportiert worden sei und er wirklich begriff, was für eine Chance er mit dieser Transaktion bekam. Geradezu aufgeregt zeigte er uns jedes noch so kleine Detail und wir schossen Bilder von ihm, wie er mit den Fingern einen Amethyst liebkoste, selbstvergessen mit der Lesebrille am Schreibtisch etwas erklärte und bewundernd über ein besonders schönes Stück Holz fuhr.
    Ich selbst war wie im Fieber. Mir purzelten die Ideen nur so durch den Kopf, während Rob erste Aufnahmen mit seiner Kamera machte. Aufgedreht kamen wir zurück, hatten im Auto ein umfangreiches Brainstorming gemacht, Ideen gesammelt und erste Entwürfe für ein Skript.
    Ich setzte mich auf eine Matratze am Boden (mein Arbeitsplatz für ein ganzes Jahr) und schrieb an dem Skript. Danach überarbeiteten wir die Bestelllisten und ich fragte Rob, was er alles brauchte.
    „Vor allem ein anständiges Schnittprogramm“, antwortete er.
    „Sag bloß, du hast mit dieser Nerd-Version gearbeitet, die du auf dem Rechner hast!“
    „Nee, gab ja nix zu tun“, sagte Rob und grinste. „J hat bisher kaum Aufträge reingebracht, weil ich ihm klargemacht hab, dass ohne Regisseur und Ausstattung nichts läuft... und die paar Clips hab ich ihm so gemacht... zuhause mit meinem Gerät.“
    „Meine Güte, du bist ja ein echter Philanthrop!“ grinste ich. „Aber jetzt bestellen wir per Eilservice und solange wir hier sind, räumen wir die Ecke hier frei und stellen einen provisorischen Tisch für drei Monitore und Rechner auf. Hast du Adressen von guten Kameraleuten?“
    „Hab ich“, sagte Rob und klopfte mir gönnerhaft auf die Schulter. „Das wird lustig, wenn das Ordnungsamt mal hier vorbei kommt und sieht, dass du eine alte Matratze als Schreibtisch hast... da hat übrigens Js Katze schon mal drauf gepisst“.
     
    Rob und ich hatten gleiche Vorstellungen, was ein professionelles Filmstudio anging und wir ergänzten uns super. Er konnte eine Kamera führen - obwohl er eher schmächtig war – aber er hatte eine äußerst ruhige Hand und das Gefühl für den richtigen Winkel, für die richtige Bewegung und zudem brillante Ideen und Einfühlungsvermögen. Mit Entzücken stellte ich fest, dass er nicht nur eine Koryphäe für ungewöhnliche Aufnahmen war, sondern auch unglaubliches Feeling und Kompetenz im Schnittstudio bewies. Seine Schnittcompositions und sein Feeling für special-effects waren einfach genial. Wie wirr ich auch manchmal meine Vision über eine Aufnahme kundtat: Rob wusste immer, was ich meinte und fand Wege, sie umzusetzen. Dann saß er mit zig Espressos und seinem Spinning-Stift, den er mit affenartiger Geschwindigkeit und einer unglaublichen Akrobatik über seine Finger jagte, über einem 500 Seiten starken Anleitungsbuch und las quer. Ich war mir nicht sicher, ob er ein fotografisches Gedächtnis hatte - seine Genialität jedenfalls war unbestritten.
    Meine Stärken wiederum lagen in der Regie, Kreativität, Skriptverfassung und

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