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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Können und auf dieser Ebene konnten sie gefahrlos kommunizieren. Aber immer musste er sie ärgern und oft ruhte sein Blick auf ihr.
     
    ***
     
    „Was macht die Visagistin?“ fragte J, während er meine Jacke auf den Rücksitz deponierte. Ich konnte es immer noch nicht fassen: Ich fuhr mit einem der bestaussehenden Männer dieser Stadt in einen wundervollen Tag!
    Ich fühlte mich gut. Tatsächlich hatte ich es vorher noch zum Friseur geschafft, wenn ich diesen auch mit meiner ewigen Telefoniererei und dem Laptop auf dem Schoß fast zum Wahnsinn getrieben hatte. Aber nun hatte ich eine tolle Farbe und wundervolle Strähnchen auf Kopf, Handy und Laptop. Die Hose saß nicht ganz so eng wie sonst – ich spürte die drei Kilo weniger sehr genau. Das und der geschäftliche Erfolg polsterten mein Selbstvertrauen genug auf, um mich gutgelaunt neben J zu setzen, während ich ihm antwortete, dass ich jemanden im Auge hätte und wir einen Versuch starten würden. Er strahlte zurück, bewundernd, und sagte:
    „Mann, auf dich kann man sich echt verlassen. Dir sagt man was und du machst es einfach. Das ist so super!“
    Glücklich lehnte ich mich in die teuren Ledersitze seines 911er Porsches zurück.
    „Wo geht’s denn hin?“ fragte ich ihn, als er den Motor startete.
    „Nach Zürich“, erwiderte er. „Da gibt es einen Künstler, den ich dir vorstellen will“.
    „Okay“, sagte ich leicht unsicher. „Ähm... ich dachte, wir sind allein?“
    „Sind wir ja auch, Mädel“, beschwichtigte mich J. „Das ist nur eine kurze Sache... eine Stunde Kontaktpflege, sonst nix,... und  - natürlich sind wir allein. Wie du sicher bemerkt hast, ist der 911er ein Zweisitzer“.
     
    Das dumpfe Gefühl, dass er eventuell nur die Fahrt mit „du und ich“ gemeint haben könnte, verdichtete sich immer mehr. Immerhin: Während der Fahrt waren wir allein. Er fuhr die ganze Strecke bis nach Zürich, lange Stunden, und unterhielt sich mit mir übers Geschäft. Ausschließlich. Ich hingegen versuchte, ein bisschen was über ihn zu erfahren: Wie er aufgewachsen war, wie seine Jugend so verlaufen war... um einen unauffälligen  Übergang auf die ersten Freundinnen zu schaffen und damit letztlich zum Thema zu kommen: Wie er über mich und sich dachte. Aber es war nur wenig aus ihm herauszuholen. Der ewig offene J – hier machte er dicht.
    Kurz vor Zürich sah er auf die Uhr.
    „Mann“, sagte er. „Wir sind gut durchgekommen! Wir kommen pünktlich zum Mittagessen!“
    „Mittagessen?“
    „Ja, er hat uns zum Essen eingeladen – ist  doch prima, oder?“
    „...aber ich dachte...“ ich schloss den Mund, weil mir die Worte: ‚ich dachte, wir wären allein’, wieder auf der Zunge lagen und jetzt hörte es sich superblöd an.
    „Okay“, sagte ich schließlich einfallslos.
    „Der will dich kennenlernen“, plapperte J weiter. „also denk ich mir, verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen und machen eine Spritztour hierher. Zürich ist ne tolle Stadt!“
    „Moment, Moment“, sagte ich langsam und in mir schrillten Alarmglocken. „Was meinst du mit angenehm und nützlich und dass er mich kennenlernen will...?“
    J stieg aus und holte sein Jackett vom Rücksitz. Meine Jacke ließ er liegen. Ich holte sie selbst und schloss die Autotür.
    „Na, du bist doch der Regisseur in meiner Firma“, sagte J völlig verblüfft. „Also bist du dabei. Das bist du doch immer“.
    „Öh...“, sagte ich perplex, während tiefe, schwarze Enttäuschung mich überflutete. „Das heißt, das hier ist gar nicht... privat?“
    „Privat?“ J sah mich an, ebenso perplex. Mir schoss die Röte ins Gesicht.
    „Ähm... weil du gesagt hast... nur du und ich... ein ganzer Tag...?“
    „Ist doch auch so. Nur du und ich. Siehst du sonst noch wen von der Crew?“
    Vollends frustriert schloss ich den Mund. Sah meine pummelige Figur, die mir noch vorher geradezu schlank vorgekommen war, im Schaufenster gespiegelt, sah sie diesmal mit Js Augen: FETT. Ein Arsch wie ein Brauereigaul. Frustriert blickte ich zu J, doch der schaute gerade bewundernd einer schwarzhaarigen, langbeinigen, flachbauchigen Schönheit hinterher, die über die Straße ging.
     
    Der Künstler war der totale Egomane, sprach ausschließlich von sich und seinen längst vergangenen Erfolgen, profilierte sich mit Zeitungsausschnitten, TV-Auftritten und Filmaufnahmen. Als J mich vorstellte, folgte das Übliche: Ein schiefes Lächeln, der Blick auf Vorder- und Hinterteil und schon war

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