Tropfen im Ozean
schön, dich zu sehen!“ quiekte sie und lief auf mich zu, ihre Tüte raschelte laut. „Ich hab ungespritzte Äpfel mitgebracht - ein paar Vitamine kann man ja immer gebrauchen!“
„Hier auf jeden Fall“, grätschte Ralf dazwischen. „Das ist ja der Wahnsinn hier. Siehst du, wie das Pendel ausschlägt? Der Wahnsinn! Und in dieser Atombude willst du arbeiten? Das ist der Wahnsinn! Und hier... die haben Strichcodes! Überall! Das ist die 666! Die Exorzistenzahl! Der Waahnsinn!“
Gierig nach weiteren skandalösen Enthüllungen schaute er sich um
„Du sollst nicht immer Wahnsinn sagen“, rügte ihn Elisha. „Du weißt doch, dass Worte beeinflussen... du bist, was du isst und du bist, wie du sprichst...“
„Ein wahrer Satz“, ließ sich Rob vernehmen und ich erkannte seine Stimme kaum wieder, so hart klang sie. „Was tut dieser Apokalypse-Fatzke hier? Der Typ hier macht einen wirklich wahnsinnig. Entweder der geht oder es findet kein Gespräch statt“.
Völlig verdattert starrte ich Rob an. Was war denn mit dem los? Ralf starrte ihn an, griente gallig und sagte:
„Komm, Elisha, das war’s. Der Wink des Schicksals! Wir haben hier nichts verloren“.
„Elisha“, sagte ich und ging einen Schritt auf sie zu. „Rob meint es nicht so, er hat einen langen Tag hinter sich...“
„Doch“, sagte Rob. „Ich meine es so. Entweder die verhungerte Bio-Schwuchtel da geht aus meinem Dunstkreis oder aus dem Job wird nichts.“
„Elisha, komm!“ sagte Ralf gebieterisch und winkte sie zu sich wie ein Polizist im Straßenverkehr. „Du siehst doch... der Typ telefoniert sogar mit dem Handy !“
Und als wir ihn erstaunt ansahen: „Ja, ihr Säftels, haltet euch nur schön das Handy ans Ohr! Direkt an den Kopf! Das röstet eure gesamten Gehirnzellen durch! Elisha, gib ihnen den Bericht!“
„Welchen Bericht?“ fragte Elisha.
„Na, der mit dem Manager!“ geiferte er. „Der ausschließlich mit dem Handy telefoniert hat! Und genau an der Stelle einen faustgroßen Gehirntumor bekommen hat! Die Menschen sind so dumm! Sie verstrahlen ihr Hirn mit dem Ding, stecken sowieso schon vollkommen denaturierte und behandelte Produkte – von Lebensmitteln will ich in diesem Fall gar nicht mehr sprechen! – auch noch in die Mikrowelle und zerstören damit nicht nur jeden eventuell erhaltenen Nährstoff, sondern vergiften sie zusätzlich mit der Strahlung! Während sie gleichzeitig höllische Angst vor einem Atomkrieg und radioaktiver Verseuchung haben! Die Welt ist so blöd! Und hier willst du arbeiten? Da kannst ja gleich ins AKW!“
Rob zuckte gewaltig und Elisha stand die Verzweiflung im Gesicht.
„Ralf“, versuchte sie einzulenken. „Wir brauchen das Geld. Du hast auch keinen Job... wir müssen die Miete bezahlen.“
„Wir finden schon was. Das Schicksal ist immer mit den Guten. Du wirst dich doch hier nicht verpesten lassen wollen? Schau dir mal den Raum hier an! Von oben bis unten voll mit Elektronik! Eins, zwei... Mann... mehr als zehn Monitore! 10fach Steckdosen! Wie willst du diese Strahlung aushalten? Nach einem Jahr hast du Krebs! Und dann kommst du auch noch nach Hause und willst mich umarmen, verstrahlt wie du bist! Mit mir nicht, meine Gute, mit mir nicht!“
„Das reicht“, sagte Rob. „Raus hier. Oder ich kotze. Entweder alle beide, auf jeden Fall aber dieser Pseudo -Schamane!“
So wütend hatte ich Rob noch nie gesehen. Das passte doch gar nicht zu ihm! Sonst war er immer die Ruhe selbst, egal, mit welchem Schwachkopf er zu tun hatte! Aber jetzt war er sogar aufgestanden, bereit, Ralf, wenn es sein musste, gewaltsam nach draußen zu befördern. In Sekundenschnelle war im Raum eine unglaubliche Aggressivität entstanden. Ralf lächelte süffisant.
„Siehst du?“ sagte er aufreizend selbstgefällig. „Das ist doch das totale Zeichen! Ich hab dir immer gesagt, dass Medien das Schrecklichste auf der Welt sind – neben der Pharmaindustrie, die sich darauf spezialisiert hat, Menschen krankzumachen. Bloß, um noch mehr Medikamente verkaufen zu können! Wir werden kontrolliert von elf Familien! Menschen, die die Geschicke der Erde im Zaum halten! Und Fußball ist auch von ihnen erfunden worden! Schon mal drüber nachgedacht? Das sind elf Spieler! Fußball ist von den Illuminaten erfunden!“
Er begann sich in Rage zu reden, ließ sich aus über schädlichen Industriezucker und Fastfood bis hin zu den Kondensstreifen der Flugzeuge, die bewusstseinsverändernde Substanzen
Weitere Kostenlose Bücher