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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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dem Rücksitz, da hatte er mich plötzlich gepackt und mich an sich gezogen. An seinen Hals gepresst, roch ich sein Aftershave, fühlte eine Ader klopfen, spürte, wie er mein Gesicht in beide Hände nahm, es zurückbog und mich leidenschaftlich küsste. So heiß, dass alles in mir verschwamm. Es war kein Gedanke mehr da, nichts. Dann ließ er mich los, mein Herz klopfte. Seine Augen glitzerten. Seine Finger bewegten sich sanft, ganz zart zu meinem Gesicht, streichelten es. Ich schloss die Augen und genoss diese unvermutete Sanftheit. Spürte seine Hand an meiner Bluse. Spürte, wie er zwei Knöpfe öffnete, seine Hand, die in den Spalt glitt, eine Brust von mir umfasste. Unwillkürlich streckte ich den Oberkörper etwas vor. J hatte große Hände und mein A-Körbchen verschwand buchstäblich unter seiner Hand. Ich zuckte zusammen. Drückte die Brust noch mehr raus, aber J ließ urplötzlich von mir ab und stieg wortlos aus. Ich hörte, wie er den Kofferraum öffnete, die Kiste heraushob.
    Schweigend hatte er sie auf den Bürgersteig gestellt, gewartet, bis ich mich aus dem Wagen geschält hatte, war dann eingestiegen und davon gebraust. Hatte er noch Gute Nacht gesagt? Ich weiß es nicht.
     
    Und nu? Nun saßen wir uns gegenüber und machten Business. Normalerweise hätte ich ihn jetzt schon in die Wüste schicken sollen, aber ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Er hatte sich doch für mich interessiert und ich mochte nicht glauben, dass das alles gewesen sein sollte. Hatte wirklich der Moment, da mein Mini-Busen unter seiner großen Hand verschwunden war, alles verdorben? Ich fühlte mich schuldig. Mit großer Anstrengung riss ich mich zusammen und zwang mich, der Unterhaltung zu folgen.
     

Sabrina
     
    Die Hochzeit mit der Glasbaustein-Braut nahte. Bernd hatte in letzter Minute das Okay für einen zweiten Kameramann erhalten. Das kostete extra – aber wenn’s den Brautleuten das wert war... für den Film jedenfalls war es eine Bereicherung. Aber uns fehlte jetzt ein Schnitt-Tag im Studio, denn da sie kurzfristig gebucht hatten, hatte Rob einspringen müssen. Ich hatte mit der Braut geredet und ihr meine Ideen erklärt, sie war sehr offen und vertraute mir. Sie hatte sogar die Visagistin (die teure, weil noch keine andere da war) gebucht und sich um superweiche Kontaktlinsen bemüht, die sie aber nicht lange tragen konnte.
    Wir kamen überein, dass sie die Brille bei den wichtigsten Einstellungen abnehmen sollte. Bei der Trauung wollte sie die Linsen tragen, um in diesem so wichtigen Moment so vorteilhaft wie möglich auszusehen. Die Arbeit hielt mich wie immer auf Trab, genug, um mich abzulenken, genug, um eine Ausrede zu haben, nicht nachdenken zu müssen.
     
    „Und?“ fragte Rob. „Alles klar bei dir?“ Er schaute mich fast besorgt an und ich biss die Zähne zusammen und nickte. „Ja, alles klar, zu wenig Schlaf, wie immer“,und brachte ein schiefes Lächeln zustande. Vermutlich war mein unausgeglichener Gemütszustand zu spüren, auf jeden Fall aber zu sehen. Meine Haut war teigig und ich hatte Pickel bekommen. Und ich war müde. Dauernd und immerzu. Müde, müde, müde.
    „Tja, so ist das“, witzelte Rob und tätschelte mir die Schulter. „Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf während der Arbeitszeit!“
    Ich musste lachen und er drückte mir seinen Kaffeebecher in die Hand.
    „Hier, nimm mal nen Schluck und wirf dir noch ein paar Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht... dann wird das schon“.
    Ich nickte. Eine Hochzeit dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Ich war um sechs Uhr früh aufgestanden und drei Stunden vorher ins Bett gegangen.
     
    Wie immer waren wir zwei Stunden vorher am Zielort, die Visagistin Ella im Schlepptau, deren Künste mir ein frischeres Aussehen beschert hatten.
    Die Braut empfing uns fertig frisiert, aber komplett ungeschminkt, in Bademantel und Puschen an den Füßen. Sie war furchtbar aufgeregt und nervös, hatte diese Brille auf und die Frisur war ein Alptraum. Ihr gewelltes Haar war straff aus dem Gesicht gekämmt, nur am Hinterkopf hatten ein paar mutige Locken überleben dürfen, die nun einsam herabbaumelten. Das Grässlichste aber war der Kopfschmuck: Sie war über und über mit weißen Seidenblüten übersät, was die Friseurin schick fand.
    So bleich, die überdimensionalen Gläser auf der Nase schluckten wir erst mal alle, als wir sie sahen. Die Braut merkte das und fing an zu weinen.
    „Ich seh’ zum Ausreißen aus!“ schluchzte sie. „Das

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