Tropfen im Ozean
weiterzuentwickeln... Gott, ich hab es immer schon gespürt, dass ich anders bin... nun weiß ich es endlich... stell dir vor, sie sagte...ich bin schon 89786 Jahre alt und habe 93 Leben hinter mir!“
„Oh, Scheiße“, platzte Rob heraus. „90000 Jahre! Und schlappst immer noch auf diesem Planeten herum?! Viel kannst du ja nicht kapiert haben, wenn du immer noch da bist.“
Elisha boxte Rob in die Seite, aber der ließ sich nicht beirren. Er kicherte sich schlapp.
„Ey, der Hammer!“ rief er. „Das sind ja im Durchschnitt 1000 Jahre pro Leben! Was haste denn dazwischen gemacht?“
„Wer sagt denn, dass ich immer auf diesem Planeten inkarniert bin“, schnappte Shakti. „In anderen Dimensionen war ich Göttin und Schamanin und da kann man gut und gerne über 1000 Jahre alt werden!“
„Scheint, du hast seitdem einige Rückschritte gemacht“ gluckste Rob. „So aufgedunsen, wie du daher redest.“
Entrüstet japste Shakti auf: „Also, ich finde... du...“
„Sag nur noch, die Alte hat dir für den Bullshit auch noch Geld abgeknöpft!“ wieherte er, und als er Shaktis Gesichtsausdruck sah: „Ja, Scheiße, echt, du hast auch noch was bezahlt für diesen Mist! Ich fass es nicht!“
Er konnte sich gar nicht beruhigen und bekam einen regelrechten Lachkrampf. Shakti starrte Rob ungläubig an, während er munter weitermachte:
„Hat sie auch dazu gesagt, als was du auf die Erde gekommen bist?“ fragte er. „Vielleicht hast du 89700 Jahre davon als Kröte verbracht... oder als Spatz... deinem Hirn nach zu schließen. Meine Fresse“, schloss er dann. „ihr seid keinen Deut besser als die Materialisten, gegen die ihr schießt oder wer auch immer euer Feind ist“.
„Wir haben keine Feinde“, sagte Shakti, um ihre Würde bemüht. „Und wir hassen niemanden“.
„Na, da wär ich mir nicht so sicher“, grinste Rob. „Lass mich noch ein paar Minuten mit dir diskutieren, dann hast du bestimmt Lust, mir deine Hämorriden zu zeigen!“
SONNja war hinzu getreten und schaute Rob mit ihrem gewollt-intensiven Blick an.
„Gibt es ein Problem?“ fragte sie betont ruhig.
„Nö, nicht dass ich wüsste“, sagte Rob. „Hast du eins? Vielleicht Hämorriden?“
„Nicht dass ich wüsste“, sagte sie hart.
„Fein“, sagte Rob gleichmütig. „Und? Meditieren wir jetzt? Oder hast du doch welche und kannst dich nicht setzen?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das hier Richtige für dich ist“, sagte SONNja und maß ihn von oben bis unten. „Vielleicht bist du noch zu jung dafür, um eine halbe Stunde lang still sitzen zu können... geschweige denn, in dein innerstes Selbst abzutauchen“.
„Tja, keine Ahnung. Aber... irgendwann muss man ja anfangen“, antwortete Rob und grinste schon wieder diabolisch. „Ich nehme mal an, dass ich durch deine berühmte Einführung ganz gut reinkomme...“ Er nickte mir überdeutlich zu. Panisch machte ich Zeichen, er solle endlich den Mund halten. Ich hatte ihm von meinem Widerwillen bei Sonnjas Prologen erzählt.
SONNja lächelte wieder unsicher. Aber ihr Ego war zu groß, um eine selbst so offensichtliche Schmeichelei zu ignorieren und letztendlich nahmen wir alle auf dem Boden Platz und taten das, wofür wir hergekommen waren.
Der Anfang der Meditation lief ab wie immer. SONNja legte eine Instrumental-CD ein. Ich saß neben Rob, um ihm notfalls in die Seite stoßen zu können, falls er wieder Querelen machen sollte. Aber er saß mit einer so weichen Selbstverständlichkeit und Versunkenheit im Schneidersitz, dass mir klar wurde, dass er das nicht zum ersten Mal machte. Das beruhigte mich und ich fing an, mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Und wow... diesmal lief es gut! In meinem Kopf begann es leicht zu werden und automatisch fügte sich das Mantra ein, das Elisha im Auto gesungen hatte. Ich nahm es auf und es war schön... die Dinge ergaben sich von alleine... das Mantra floss mit dem Atem, etwas Beschwingtes setzte ein, etwas Höheres, das fühlte ich. Ein und aus, ein und aus, ein ewiger Rhythmus, der Atem, der dich am Leben erhält, so selbstlos, so unbeachtet... der Rhythmus des Ozeans... des Lebens... meine Atemzüge wurden tiefer, ich fing innerlich an zu schweben, in meinem Herzen fühlte ich eine Leichtigkeit, die ich noch nie gespürt hatte, eine göttliche Heiterkeit, eine Art Freiheit, eine Ahnung davon, wie das Leben sein könnte ohne Sorgen, ohne Ballast... Gott, das war so erhebend! Ein leichtes Lächeln stahl sich in mein Gesicht.
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