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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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sagte mir, dass dies wieder machbar war. Also kaufte ich mir Laufschuhe und fing einfach an.
    Der erste Lauf nach so langer Zeit war die Katastrophe. Schon nach hundert Metern stach meine Lunge, die Beine bestanden aus Pudding und ich bekam kaum Luft. Ich machte einen Spaziergang draus und lief immer wieder zwischendrin ein paar Meter. Dann kaufte ich mir ein Lauf-App, schnallte mir das Phone um den Arm und startete mit dem kleinsten  Programm. Und es wurde besser. Und besser. Schon nach zwei Wochen bildete ich mir ein, dass mein Hintern und meine Oberschenkel eine ansehnlichere Form bekommen hätten.
    Aber das Allerschönste war die Natur. Es war Frühling, überall spross zartes Grün, dicke Knospen hingen an den Zweigen, kleine Krokusse standen in der Wiese verstreut, Märzveilchen und Schneeglöckchen mit ihren sanften Farben. Der Himmel war seit langem endlich wieder blau, die Sonne wärmte schon und staunend sah ich mich um in der prächtigen Vielfalt der Natur. Für mich war das wie eine Offenbarung. Wie lange war es her, dass ich über Felder und Wiesen gelaufen war? Trotz der Quälerei beim Sport während der ersten Wochen genoss ich das so sehr, dass ich regelrecht Entzugserscheinungen bekam, wenn sich wieder Tage einschoben, in denen wir Tage und Nächte im Studio verbringen mussten. Doch bald würden die Filmtage mit dem Konzernfilm anstehen und ich musste damit rechnen, dann gar keine Zeit mehr zu haben, so nutzte ich jede Sekunde.
    Meine Haut besserte sich, da sie endlich wieder frischer Luft und Sonne ausgesetzt war und mein Appetit auf gesundes Essen stieg proportional zu meinen sportlichen Aktivitäten.
    Und das Zweite war: Ich besuchte meine Eltern häufiger. Manchmal nahm ich Elisha mit, obwohl die meine Eltern nicht so mochte, aber ich fühlte mich wohler, wenn sie dabei war. Immerhin machte dann meine Mutter Kaffee und stellte ab und zu sogar mal Kuchen hin. Aber sie fragte nie nach meinen Projekten, so sehr ich jedes Mal drauf hoffte. Als wir wieder mal bei ihr aufkreuzten, hatte sie leuchtende Augen, war ganz aufgedreht, und bevor ich mir einbilden konnte, das sei wegen mir, sagte sie:
    „Stell dir vor, Emilie hat sich gemeldet! Endlich! Du sollst sie dringend mal anrufen – hier ist die Nummer! Ich hab sie natürlich schon eingeladen, aber sie meinte, sie kommt, wenn sie weiß, dass du da bist“.
    Emilie. Nach all der Zeit. Wie lange hatte ich nichts von ihr gehört? Zehn Jahre? Jedenfalls brachte sie die Augen meiner Mutter nach wie vor zum Strahlen. Im Gegensatz zu mir.
     
    „Wer ist Emilie?“ fragte Elisha, als wir wieder im Auto saßen.
    „Eine alte Bekannte“, antwortete ich. „Eine Nachbarin... sie hat früher hier in der Gegend gewohnt, gleich um die Ecke. Meine Mutter mochte sie sehr“.
    „Hab ich gemerkt“, sagte Elisha. „Sag mal, was ist mit deinen Eltern, dass sie sich über den Anruf einer alten Bekannten mehr freuen als über ihre eigene Tochter?“
    „Ist ja nicht so“, wehrte ich ab. „Emilie hat sich halt lang nicht gemeldet... und Papa freut sich doch über das, was ich tue.“
    „Naja“, machte Elisha. „Du hast es ganz richtig gesagt. Dein Papa freut sich über das, was du tust. Aber deiner Mama bist du gleichgültig. Die interessiert sich noch nicht einmal für das, was du tust. Geschweige denn, wer du bist“.
    Ich schwieg verletzt. Dann sagte ich:
    „Vielleicht zeigt sie es nur nicht so“.
    „Mag ja sein“, lenkte Elisha ein, der ihre direkten Worte schon wieder Leid taten. „Aber was ist an dieser Emilie dran, dass sie so euphorisch reagieren? Hat sie einen Doktortitel und gerade den Nobelpreis in irgendeiner Forschung bekommen?“
    Ich schwieg erneut. Nein, das hatte sie sicher nicht. Aber sie hatte edle Flanken, ich echte Oberschenkel. Sie hatte blondes, natürliches Rauschgoldengelhaar - ich war brünett - ein Mausgraubraun, das man immer tönen muss, weil man sonst Scheiße aussieht. Und wenn es nur das wäre! Emilie war nicht nur natürlich blond, sie hatte auch einen  natürlichen, wundervollen Busen, Körbchengröße C, der selbst mich anmachte.
    Ich traf mich mit ihr. Ich traf sie in meinem alten Zuhause und alles war so, wie es immer gewesen war.
     
    Meine Eltern schwänzelten um Emilie herum. Emilie hier, Emilie da. Und, mein Gott, du siehst toll aus! Wie machst du das nur mit deinem Haar? Sie sind so dick! Und wow, deine Locken! Du bist wirklich noch schöner geworden, Emilie.
    Emilie nickte und lächelte, war herzlich und

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