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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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denkst“.
     
    ***
     
    „J?“
    „Ja, Mädel?“
    Wir lagen nebeneinander im Bett. Manchmal konnte ich immer noch nicht glauben, dass tatsächlich ich es war, die mit ihm da lag. Wir hatten beide so wenig Zeit, es gab nicht viele Gelegenheiten, mit ihm allein zu sein, daher war ich froh um jede einzelne und dankbar für jedes Zusammensein. Meistens gingen wir vorher essen, diese „Arbeitsessen“, bei denen J Susann beauftragte, mir diesen oder jenen Ordner mitzugeben, damit nur ja keiner auf die Idee käme, es wäre privat. Aber wenn J was getrunken hatte, schaute er mich immer so verliebt an. Dann konnte er es kaum erwarten, mit mir nach Hause zu kommen und das fühlte sich herrlich an. Er packte mich, riss mir die Kleider vom Leib und legte mich hin, wie und wo er es haben wollte. Heute war es sogar mal das Bett gewesen. Aber immer war es nach spätestens zehn Minuten vorbei. Wenn überhaupt. Ich kann nicht sagen, ob mich das störte. Es war... vertraut. Dass er sein Vergnügen bei mir fand, gab mir den Eindruck, etwas richtig gemacht zu haben. Ich hätte mich als Versager gefühlt, wäre es anders gewesen. Problemlos aktivierte ich meine Chamäleoneigenschaften, spürte, wenn das Geschäftsmäßige bei ihm mehr zog, oder wenn er etwas anderes wollte. Meine Intuition war auf seine Erwartungen justiert und geschärft.
    J lag neben mir, sein Kopf auf meiner Brust, schläfrig.
    „Wie ist das mit dem Krone-Film?“, fragte ich. „Kommt da endlich mal mein Name drunter?“
    Das Projekt war aufwändig und schwierig und J tat gar nichts dafür. Ich war alleinverantwortlich, wie immer, und so fand ich, dass er diesmal nicht umhin konnte, mir das zuzugestehen.
    Hinzu kam, dass es für mich wichtiger denn je geworden war, seit mein Vater sich so begeistert davon zeigte. Und der wollte „Tatsachen“ sehen. Wie sollte ich ihm das erklären, wenn ich im Abspann nicht erwähnt werden würde? Es tat so gut, dass er endlich schätzte, was ich tat, dass er mich schätzte, das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Es war wichtig für mich.
    J antwortete nicht. War er eingeschlafen? Ich konnte nichts sehen, sein Kopf  lag unter meinem Hals.
    „J?“
    „Hab dich gehört“.
    „Und?“
    „Wir werden sehen“.
    „Was heißt, wir werden sehen?“ fragte ich alarmiert und versuchte, mich aufzurichten. J bewegte sich keinen Zentimeter. Er war schwer, dieser Kopf auf meiner Brust. Außerdem umfasste er jetzt mit seinen Händen meine Mitte.
    „Nur die Ruhe“, brummte er und hielt mich wie in einem Schraubstock gefangen. Unwillkürlich schoss Panik in mir hoch und Schweiß trat aus meinen Poren.
    „He, du schwitzt ja“, murmelte J. „...so heiß? Das find ich... geil...
    Und er fing an, mich zu streicheln. Was hatte er vor? Er war doch gerade fertig geworden... fing er jetzt wieder an? Mein Herz klopfte. Mein Hirn war leer. J kümmerte sich um mich. Mit einer Intensität, die sich, je länger es dauerte, schrecklich für mich anfühlte, weil ich nicht mitempfand. Das, was schöne Gefühle auslösen sollte, wurde eklig, kalt, nass... Sein Speichel auf meinem Hals, feuchte Leiber, die aneinander schrappten, quietschende Geräusche von sich gaben, unsexy, nüchtern. J gewann schnell an Fahrt... vielleicht... vielleicht erlöst er mich gleich... vielleicht war es bald vorüber... vielleicht konnte ich das irgendwie beschleunigen. Ich packte zu, tat das, von dem ich wusste, dass es ihn auf 180 brachte und zwei Minuten später war es tatsächlich vorbei.
    Erleichtert lag ich neben ihm. J schlief ein. Ich stand auf und ging unter die Dusche. Wusch mich von oben bis unten, Haare, Haut, alles, alles. Ich verstand mich nicht. Geh her, geh weg.
    Leise setzte ich mich auf den Badewannenrand, stützte die Arme auf, hielt mein Gesicht in den Händen.
    Egal, wer schon neben mir gelegen hatte und es Gott weiß wie lang gedauert hatte – alles, was dabei heraus gekommen war, war billig und leer. Zu Beginn die Ahnung, Hoffnung, was und wie es sein könnte, danach nur noch Unverständnis, Staunen über diese Explosion der Männer, Neid auf diesen Zustand, der keinen Gedanken mehr zuließ, nur Trieb, nur Lust, nur eins. Wie musste das sein? Oft dachte ich an den verfluchten Satz der verkniffenen Schweizerin: „Dein Becken ist tot. Total tot. Nichts drin“.
     
    ***
     
    Obwohl ich komplett unter Zeitdruck stand, wollte ich meine Vorhaben in die Tat umsetzen. Zum einen: Sport. Als Schülerin hatte ich 36, manchmal sogar 34  getragen und ich

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