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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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absolutes No go, aber erst jetzt wurde mir das bewusst.
    Normalerweise hielt ich mich immer im Hintergrund und J übernahm die Moderation. Doch diesmal ging das einfach nicht. Meine einzige C hance bestand darin, das Ganze selbst zu erklären. Wie hätte das J auch tun sollen? Selbst, wenn ich ihn wie üblich gebrieft hätte! Außerdem fand ich, dass das Robs, Elishas und mein Film war – J hatte sich in der Zeit auf Partys oder Gott weiß wo herum getrieben.
    Wie gewohnt wartete J auf sein Briefing, aber diesmal ging ich ihm aus dem Weg. Er versuchte mehrfach, zu mir durch zu dringen, doch jedes Mal, wenn ich ihn kommen sah, drehte ich mich um und schließlich verbarrikadierte ich mich auf der Toilette und zählte die Sekunden.
    Ich war spät dran, die Leute schon auf ihren Plätzen, als ich zurückkam und mich in die Nähe des Podiums begab. Zehngold hielt eine kurze Begrüßung. Ich sah zu J, sah, wie er Hände und Augenbrauen hob und wütende Grimassen in meine Richtung machte. Stur wandte ich den Blick nach vorne und mied den Augenkontakt.
    Als Zehngold geendet hatte, sah er J an. Unsicher machte der Anstalten aufzustehen, aber ich flitzte vor ihm nach vorne und stellte mich einfach vor die Leinwand. Wütend biss J die Zähne zusammen, ließ sich auf den Stuhl zurücksinken und verschränkte die Arme. Mein Herz klopfte und ich suchte ein freundliches Gesicht in der Menge, auf das ich mich konzentrieren konnte. Mit einiger Verwunderung über den geänderten Ablauf stellte Zehngold mich vor. Ich bekam es kaum mit. Dann übergab er mir das Mikro. Ich schloss kurz die Augen.
    „Bevor es endgültig losgeht“, sagte ich mit wackliger Stimme. „möchte ich doch auf ein paar Feinheiten im Film hinweisen, Details, die eine immense Wirkung haben, aber oft übersehen werden.“
    Ich machte ein paar Gags über Schwierigkeiten, die bei der Arbeit zu überwinden gewesen waren, schilderte humoristisch unsere Verzweiflung bezüglich der Lösungsansätze und erzählte den einen oder anderen dabei gefallenen Rob-Witz dazu. Es kam gut an, besser als erwartet, und ich taute auf, wurde mutiger. Die richtige Stimmung war geschaffen und ich setzte  zum letzten Abschnitt an - ohne auch nur einmal in Js Richtung zu sehen. Stattdessen suchte ich Zehngolds ruhigen Blick.
    „In wenigen Sekunden wird nun eine 90%Fassung über die Leinwand flimmern – wir haben uns buchstäblich die Nächte um die Ohren geschlagen, um Ihnen bereits heute ein überdurchschnittliches Ergebnis präsentieren zu können. Und das bedeutet für uns: Die ideale Kombination von Text, Musik und Bild, um auch subtil das rüberzubringen, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann. Nun möchte ich aber speziell über das Ende des Filmes etwas sagen“.
    Ich schwieg kurz und dachte an die Flöte, den Vogel und den Sonnenuntergang. Bekam einen kurzen Schweißausbruch, denn mir kam, dass diese knallharten Manager unsere Kreation sehr wohl als schnulzig und sentimental empfinden könnten. Doch  so unabsichtlich diese Pause war – sie schuf den richtigen Übergang. Gespannt sahen mich alle an.
    „Es ist gerade für Konzerne schwierig, ihre ökologische Gesinnung glaubhaft zu machen und wir haben uns erlaubt, etwas einzufügen, was weder im Drehbuch steht noch mit der Firmenleitung abgesprochen war. Wir bitten dafür jetzt schon um Verzeihung, aber die ursprünglich geplante Schlussszene können wir ohne jedes Problem nachsetzen, sollte Ihnen diese Version nicht gefallen. Bitte... schauen Sie sich das Ganze einfach vorbehaltlos an und lassen Sie es auf sich wirken. Wir, unser Team, glauben, mit diesen Aufnahmen auf eine Weise die Einstellung Ihres Konzerns widerzuspiegeln, die mehr als tausend Worte spricht.“
    Ich verstummte. Zwar hatte ich noch einige schöne Sätze in petto, aber J’s Gesichtsausdruck würgte jedes weitere Wort ab. Er war stinksauer und kurz davor, mir das Mikro aus der Hand zu reißen. Aber er hatte mir doch schon immer vertrauen können, was Kreativität anging! War es ihm wirklich so wichtig, als erster hier sprechen zu können?
    Ich sah, wie Zehngold J einen Blick zuwarf, der mich zusätzlich verunsicherte. Mist, hatte ich jetzt doch den Bogen überspannt? Mein belegter Blick ging zu Rob und der verstand das als Aufforderung, den Film abspielen zu lassen.
    Mit einem Klumpen im Magen setzte mich auf einen Stuhl am Rande des Raumes und beobachtete die Gesichter der Zuschauer. Den Film kannte ich eh auswendig, nun wollte ich die Wirkung an

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