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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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so viele Aufnahmen gemacht, die alle durchleuchtet und selektiert werden wollten... schon während der Drehtage war ich in meine alten Essgewohnheiten gefallen und an Sport war überhaupt nicht zu denken.
    J drängte und drängte und auch Zehngold wollte so bald wie möglich einen ersten Rohschnitt sehen. Das mochte ich gar nicht. Rohschnitte! Es wäre mir am liebsten gewesen, wir hätten die ganze Kreation im Gesamtbild zeigen können. Rohschnitte wirken auf den Laien nicht gut – es fehlt die Musik, die Übergänge, der Text... die Feinheiten, die doch so viel ausmachten.
    „J, du bist doch das Verkaufstalent schlechthin“, sagte ich erschöpft. Ich war auf dem Sprung zu Rob und nur mal kurz aus dem Studio gegangen, um mir Kaffee zu holen. „Der Termin für den Rohschnitt ist viel zu früh! Kannst du nicht Herrn Zehngold beibiegen, uns Zeit für eine Vertonung zu geben?“
    „Ja, mach doch! Du hast doch den Draht zu ihm!
    „Mensch, J, ich hab keine Zeit, Gespräche zu führen! Du kennst ihn doch! Unter einer Stunde geht gar nichts!“
    „Dann mach halt schneller! Wir schaffen das schon!“
    Wir schaffen das schon. Missgelaunt wandte ich mich ab. Ich hätte etwas mehr Unterstützung von J erwartet. Immerhin staken Rob, Elisha und ich in der Arbeit – nicht er. J machte gerade mal seine paar Aufkleber-Aufträge, die er ebenso einem Verantwortlichen überließ, ansonsten beging er seine Art von Kontaktpflege.
    „Mädel“, ließ er sich von seinem Schreibtisch aus vernehmen. „Da läuft ne Party, auf die uns Zehngold mitnehmen will... voll mit Promis und Stars... aber nur, wenn er mit dem Rohschnitt zufrieden ist... wir müssen das bis zu diesem Termin schaffen!“
    Ich wunderte mich. So ein Verhalten passte nicht zum souveränen Zehngold. Dieses „du darfst aber nur, wenn...“
    Aber ich war zu müde, um darüber nachzudenken. J war aufgestanden und an mich herangetreten, er stand vor mir, drängte mich an die Tür und knetete mit geschlossenen Augen meine Brust. „Das schaffst du doch, oder?“ hauchte er mir ins Ohr. Seine Zunge fuhr über meinen Hals, über eine klopfende Ader, und als hätte das pulsierende Blut einen animalischen Instinkt in ihm ausgelöst, riss er meine Bluse auf. Erschrocken sah ich ihn an. „Du machst dich rar“, flüsterte er heiser und schob mich quer durch den Raum. Kein Wunder, wollte ich antworten. Hallo? Weißt du grad zufällig, womit ich die Tage beschäftigt bin? Aber nichts kam aus meinem Mund.
    Wieder glitzerte es in seinen Augen, wie damals, als er mich auf den Konferenztisch gepackt hatte. Diesmal war es der Schreibtisch. Er hatte nicht viel drauf, auf dem Tisch, außer mir. Mein Kopf landete auf irgendetwas Hartem, als er mich nach hinten stieß. Polternd fiel es zu Boden, ein goldener Locher, die Notizzettelbox flog hinterher. J fixierte mich mit wilden Augen und zog den Reißverschluss seiner Hose auf.
    „Nicht J“, sagte ich und wollte mich aufrichten. Aber er schubste mich zurück und hielt mich fest, in dem er sich auf mich warf.
    „Doch, meine Süße“, sagte er. „Du hast mich einmal schon hier abgewimmelt... das mag ich gar nicht... gar nicht...“
    Ich hatte eine Erwiderung auf der Zunge, die er mit der seinen erstickte. Wild nahm er mich auf dem harten Tisch und mein Verstand schickte mir, immer wieder, wie ein Mantra, den tröstenden Gedanken, dass er so ausgehungert nach mir war, dass er es nicht mehr aushielt. J wollte mich – er wollte mich. Alles andere blendete ich aus.
    Fünf Minuten. Sein kurzes „Ah, ah!“. Gefühle, Gedanken, nicht greifbar, die mich durchjagten. Seine Finger, die sich an meine Beine krallten. Sein Gesicht, verzogen in Ekstase. Hände, die auf meine Brüste klatschten. Fünf Minuten – und ich denke: Wann darf ich die Augen wieder aufmachen? Es ist J, sagt mein Kopf, er will dich. Du bist jemand, den er will. Er will dich. Trotz der kleinen Brust, trotz der wieder dicken Hüften. Und doch - die Sätze wirken nicht. Nicht heute. Nicht jetzt. Mir ist übel. Er macht die Hose zu, grinst schief, setzt sich an den Schreibtisch. Sein Handy klingelt. Er geht ran, wedelt mich raus.
    Etwas schießt hoch in mir. Schwarzweiß. Sepia, verschwommen. Eine Erinnerung. Kann es nicht greifen. Es ist weg, so schnell.
    Aber das Gefühl setzt sich fest, im Hals, als Kloß, ein Brocken. J telefoniert. Ich stehe auf ... ich stinke. Von ihm. Es ist sein Geruch. Ich kann hier nicht duschen. Knopf. An meiner Bluse. Ist abgerissen. Genau an der

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