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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Hasste ihn. Hasste das Leben. Zwei Minuten. Fertig.
    In mir war ein blödes, verfilztes Gefühlswirrwarr, ich war kurz vorm Durchdrehen. Mein Herz, mein Kopf voll von widersprüchlichen, minderwertigen, selbstverachtenden Gefühlen. Etwas riss in mir. Ich wehrte mich dagegen. Ich musste funktionieren... irgendwie!
    Und als sei es ein Strohhalm vor dem sicheren Ertrinken in diesem diffusen Emotionsmeer, filterte mein Hirn einen Satz von ihm heraus: Ich lasse dich nicht gehen. Und löschte den Rest weg. Wie immer. Die Schweizerin fiel mir ein. „Dein Becken ist tot. Total tot. Nichts drin.“
     
    J war einfach gegangen. Schließ ab, wenn du gehst. Es war Spätnachmittag. Dann Abend. Endlich wurde es dunkel draußen. Ich genoss das Dunkle. Es hüllte mich ein, verbarg mich, schluckte mich vollständig. Aber Rob... Rob fand mich. Ich lag noch da, wo J mich verlassen hatte, erstarrt, unfähig, mich zu bewegen. Erst als ich seine warme Hand auf mir spürte, merkte ich, wie sehr ich fror.
    Rob deckte die zerrissene Bluse so gut es ging über meinen Oberkörper, nahm mich einfach in den Arm und sagte nichts. Lange nicht.
    Dann: „Warum gehst du nicht fort?“
    „Ich kann nicht, Rob“, sagte ich heiser. „Er lässt mich nicht. Ich habe nichts. Keinen Namen, gar nichts“.
    „Doch“, sagte Rob. „Du hast deine Würde. Verstehst du? Das ist wichtiger als ein Name“.
     
    ***
     
    Ich machte weiter bei JC. Ich machte weiter, weil ich keine andere Lösung sah. Ein Jahr Kündigungszeit. J hätte ein Jahr Hölle für mich daraus gemacht. Er hätte Zeit genug, meinen Ruf vollständig zu zerstören. Es musste einen anderen Weg geben. Betäubt tat ich meine Arbeit.
    Äußerlich blieb vieles gleich, innerlich änderte sich viel. Nicht nur in mir. Die Aufträge, die J nun mitbrachte, waren anderer Art als das, was wir bisher gemacht hatten. Seine Werte änderten sich.
    Damals fing das an mit dem Papparazzi-Filmchen und den gestellten Situationen. J hatten einen lukrativen Deal mit jemandem ausgehandelt, der ihn karrieremäßig in den siebten Himmel befördern sollte. Und das ließ er raushängen. Mehrmals verschob er unseren Urlaub wegen angeblich wichtiger Termine. Inzwischen hatten wir von November auf Dezember, von Dezember auf Januar und dann ein weiteres Mal auf Anfang März verschoben.
    Er kam mit seinem SLR in die Firma gefahren, in teuerste Anzüge gewandet, ging in Gourmetrestaurants essen, während ich mich von Gerdas Sahnesuppen, Aluminiumnudeln und Pappschachtel-Reis ernährte. Es blieb, wie es war. Ab und zu schlief ich bei ihm, er nie bei mir. Ich fand keinen Anfang mehr für Sport, hatte keine Kraft, keinen Antrieb, es war außerdem Winter und kalt, eine Ausrede mehr. Jeden Tag fühlte ich mich ein bisschen scheußlicher. Und he ute Morgen hatte ich deutlichen Ekel auf Js Gesicht entdeckt und seine Bemerkung „Was gäbe ich dafür, wenn du einen größeren Busen hättest!“ als er mit abfälligen Blick mein Spiegelbild im Bad betrachtet hatte, verursachte dumpfen Dauerschmerz in mir.
     
    Wir gingen weiterhin zusammen auf Partys. Er feierte, ich arbeitete. Ich musste die Kameraleute beaufsichtigen oder Interviews machen. Rob stellte sich für diese Aufträge nicht zur Verfügung – das hatte er J unmissverständlich klar gemacht – und so arbeitete ich vorwiegend mit Jimmi und Bernd.
    Bei diesen Gelegenheiten sah ich E!Liza öfter als mir lieb war. Längst hatte ich das Nötigste über sie im Internet recherchiert:
    Sie war ein Möchte-gern-Star par excellence. Ich weigerte mich, das Attribut B-Promi zu verwenden. Vielleicht Z-Promi, eigentlich gar kein Promi. Eines von jenen jungen Dingern, die mit aller Gewalt und der passenden Oberweite nach oben kommen wollten, in die ach so begehrte Promi-Welt und sie stand im Grunde für alles, was ich mehr und mehr verabscheute: Sie konnte nichts, hatte nichts gelernt, und wie sie ohne Schminke aussah, wollte ich gar nicht erst wissen - sie hatte immer mindestens ein Kilo davon im Gesicht. Alles, was sie tat, war, sich an einflussreiche Männer heranzumachen – und aufsehenerregende Auftritte hinzulegen. Dadurch war sie in die Boulevard-Presse gekommen. Dann hatte sie gezielt ein Skandälchen nach dem anderen gesetzt. Wohl dosiert - nie etwas so Schlimmes, dass die Leute sie total verteufelten, eben so raffiniert abgemessen, dass ihr ein gewisser Presserummel immer sicher war. Man wusste: Wenn sie auftaucht, passiert was. Das war ihre Masche. Sie ließ hochprovokante

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