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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Sprüche ab, schwärmte Jugendlichen von ihrem Glitterleben vor, beschimpfte Lehrer, ließ sich mit Männern aus Film und Fernsehen ablichten, schleuderte namhaften Persönlichkeiten mitten in einer Talkshow fette Sätze an die Stirn, wie „Du bist ein blöder Egomane und denkst nur mit dem Schwanz“ und ähnliches. Auf jedem Event, auf jeder Party machte sie etwas Unvorhergesehenes, produzierte sie gekonnt und berechnend einen Auftritt, aber nie einen Skandal, und alle Welt fiel auf dieses gezielte Marketing herein.
    Ihre Kleidung war meist schrill - sie hatte eine tolle Figur, die sie auf aufreizende Weise zur Schau stellte So tauchte sie mit Strass-besetzter Unterwäsche auf einem Ball auf, über das sie so etwas wie ein Fischernetz gezogen hatte, mit Overnkneestiefeln, Netzstrümpfen, ultrakurzem Rock und Federboa auf einer Benefiz-Gala, in orangem Lungi, mit Bindu zwischen den Augenbrauen als Sannyasi auf einer Verleihung und stürmte sogar Schulen in Zorro-Kostümen und was ihr sonst noch alles in den Sinn kam.
    Mit der Zeit lud jeder sie ein, weil alle Welt wissen wollte, was sie sich denn jetzt wieder einfallen ließ. Aber „privat“ war sie immer in teuerste Klamotten gehüllt – Versace, Dior... Cerano... und als Accessoire die sündhaft teure Birkin-Bag von Hermès, die ich neulich bei ebay gebraucht für schlappe 11.900 Euro entdeckt hatte.
    Ihre Eltern wollten sie nicht sehen und sie auch nicht ihre Eltern. Ihr Vater hatte sogar ein öffentliches Statement abgegeben, dass seine Tochter mit ihnen nichts zu tun haben wolle.
    Sie war auf jeden Event, der nur einigermaßen von der Presse verfolgt wurde und das Einzige, was ich ihr zugestehen musste, war, dass sie sich mit nichts ein gewisses Image aufgebaut hatte, nur mit Geheimniskrämerei und diesen zweifelhaften Auftritten. Ihr Gesicht war immer maskiert oder verschminkt und zwar so sehr, dass niemand wusste, wie sie wirklich aussah. Ihre gestellt laszive Art, ihr ausgeprägtes Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, ihre so offensichtlich konstruierten Auftritte, die dummen Menschen außen herum, die geil auf jede noch so billige Sensation waren – es kotzte mich an. Immer mehr. Alles kotzte mich an. Und E!Liza war ein willkommenes Ventil, da sie für all das stand, was ich verachtete.
     
    Diesmal sollten wir quer Beet an Promis und Stars mitnehmen, was wir kriegen konnten. Zudem stand ein Interview mit irgendeinem Pseudo-Star an. J hatte mir Anweisungen gegeben und war dann mit einer rothaarigen Schönheit verschwunden, angeblich, um einen Auftrag zu besprechen. Zum x Mal beschloss ich, Schluss zu machen, es endlich durchzuziehen und war wütend auf mich selbst. Ich fühlte mich so minderwertig und spürte immer öfter dieses Ding in mir nach oben rutschen, dass mir im falschen Moment nasse Augen bescherte. Mein Blick schweifte durch den Raum, ich sah J, wie er die Rothaarige umgarnte, wie er in die Menge lachte, ein Glas Champagner in der Hand. Der perfekte Dressman, Womanizer, glattgegelt, zahngebleacht, manikürt.
    E!Liza stand ebenso an der Bar, mit dem Rücken zu mir, und J sagte etwas zu ihr. Sie drehte sich langsam zu ihm um und J bekam wieder diesen Blick, den ich mittlerweile hasste. Es war wie ein Cartoon. Er sah auf ihren gut verhüllten Busen – sie trug ein Rotkäppchenkostüm, einen kurzen schwingenden Plissee-Rock, ein weißes braves Blüschen, Kniestrümpfe, flache Schuhe und das obligatorisch rote Kopftuch, aber sie war geschminkt wie eine Hexe und der Rock war hinten durchsichtig. Ich konnte nicht hören, was J zu ihr sagte, aber jugendfrei war es sicher nicht. Ich meine, was sollte man auch zu jemandem sagen, der ein Fenster für seinen Hintern im Rock hatte? Ihre grässlich geschminkten Augen maßen J von oben bis unten, ihr Mund verzog sich zu einem Wolfslächeln und J zog seine Jacke aus und hielt sie vor seinen Unterleib. Wieder grinste sie diabolisch – die Schminke passte wunderbar dazu, dann griff sie in ihren Korb und holte etwas heraus. Es war eine Dose mit diesem Slime-Zeug, das wie grüner Rotz aussieht, sich aber gut von allem ablöst. Quiekend warf sie ihm das Zeug ans Hemd und lachte wie ein albernes Kind. Ein Reporter drängte sich dazwischen und zückte die Kamera, und wie auf Kommando kamen auch alle anderen herbeigestürzt, während E!Liza sich mit erstaunlicher Wendigkeit auf den Bartresen schwang und mit schriller Stimme deklamierte:
    „Mehr aber als vor allem anderen ekelte ihm vor sich selbst, vor seinen

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