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... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager (German Edition)

... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager (German Edition)

Titel: ... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor E. Frankl
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zu den Philosophen): Solche Geschäfte! Nichts als die Leute quälen. Aber der Karl, der war prächtig. Er hat nicht nachgegeben!
    KANT: Kommen Sie einmal her, Karl!
    KARL: Bitte, meine Herren?
    KANT: Kennen Sie den Herrn da?
    KARL: Ich wüßte nicht woher.
    ENGEL: Ich war der Mann, der Sie quälen mußte – der Sie erschlagen hat.
    KARL (affektlos): Ach so -
    MUTTER: Karli, bedank dich bei dem Herrn – er hat es gut gemeint – er hat in höherem Auftrag gehandelt. Er hat dich zu mir gebracht!
    KARL (verneigt sich kurz): Ich danke Ihnen, mein Herr.
    ENGEL: Mir? Sie haben doch gehört: über Auftrag...
    KARL: Trotzdem. Aber komisch – wenn man mir das damals gesagt hätte...
    SOKRATES: Gelt? Da hätten Sie Augen gemacht? SPINOZA: Man würde die Menschen ja nur verwirren. KANT: Sie kommen mit der Zeit von selber drauf, auf alles... ENGEL: Mit der Zeit? Mit der Ewigkeit!
    MUTTER: Ich bin auch jetzt noch zu dumm, um alles zu begreifen.
    KANT: Wir sind alle noch nicht fertig, liebe Frau. Wir alle nicht – noch spielen wir...
    MUTTER: Wenn ich nur schon alle beisammen hätte – wenigstens die beiden Buben.
    KARL: Komm, Mutter, inzwischen wollen wir dem Franzl beistehen.
    ENGEL: Beistehen – das können Sie nicht. Sie dürfen einstweilen nur bei ihm sein.
    MUTTER: Ich bin Ihnen ja so dankbar, schon dafür...
    ENGEL: Seien Sie getrost – wir brauchen ihn nur noch eine Weile – dort...
    MUTTER: WO denn?
    ENGEL: Hier.
    KARL: Was meint er?
    KANT: Auf der Bühne.
    ENGEL: Im Leben.
    FRANZ: Wozu?! Wozu soll ich weiterleben – jetzt – so?!
    SPINOZA (zum Engel): Kann man es ihm nicht begreiflich machen?
    ENGEL: Er muß von selber drauf kommen – sonst ist ihm nicht zu helfen.
    FRANZ: Ist das die Gnade? Gnade wäre der Tod gewesen. Aber das Weiterleben? Wozu soll ich es überleben – dieses Sterben?!
    ENGEL: Lassen Sie ihn nur – er wird schon draufkommen.
    KARL: Sagen Sie es wenigstens uns!
    ENGEL: Fragen Sie die Herren da.
    KANT: Wir brauchen ihn noch eine Weile.
    MUTTER: Aber wozu, meine Herren?
    SOKRATES: Er muß ein Stück schreiben – sein Stück vollenden und niederschreiben.
    KARL: Er hat es doch schon gelebt, zu Ende gelebt – zu einem Ganzen gelebt!
    SPINOZA: Das Protokoll ist aber noch nicht fertig.
    MUTTER: Was für ein Protokoll meint er, Karl?
    KARL: Das Stück, das wir hier aufführen – jetzt – auf dieser Bühne!
    MUTTER: Ich kenn mich nicht aus.
    KARL: Ich auch nicht, Mutter.
    SOKRATES: Sie werden uns später verstehen – nachdem der Vorhang gefallen ist.
    SPINOZA: Warten Sie nur noch einen Augenblick; gleich ist es aus, gleich ist es so weit.
     
    FRANZ: Paul!
    PAUL: Ja – geht’s dir nun besser?
    FRANZ: Lach mich nicht aus – aber einer soll es hören, und du sollst es wissen: ich hab mir jetzt etwas gelobt.
    PAUL: Und das wäre?
    FRANZ: Ich will alles besser machen. Ich bin verurteilt – zum Leben verurteilt.
    PAUL: Sei kein Narr.
    FRANZ: O ja, glaub mir. Ich bin verurteilt, zum Weiterleben, zum Fortführen dieses Drecklebens. (Fast feierlich) Aber es soll kein Dreckleben bleiben: ich will es fruchtbar machen, und ich werde vollenden, was ich begonnen habe, und nicht früher werde ich enden – jetzt weiß ich es.
    PAUL: Du redest irre.
    FRANZ: Ich weiß, was ich rede, und ich weiß nun auch, was ich zu tun habe.
    KARL: Er meint das Theaterstück – weißt du, Mutter, das unvollendete, das er wegwerfen mußte im Lager Buchenau, als er hinkam. Damals hab ich ihn zum ersten und zum letzten Mal weinen gesehen.
    MUTTER: Mein armer Junge.
    KANT: Verstehen Sie jetzt, was gespielt wird?
    MUTTER: Ich fang an, zu verstehen...
    KARL: Jetzt wird mir alles klar.
    ENGEL: Also geduldet euch bis dahin, ihr beide, und Sie, meine Herren, Sie wissen, was Sie zu tun haben.
    KANT: Jawohl, wir wissen es.
    SCHWARZER ENGEL (ab nach rechts).
     
    SPINOZA: Was meint er denn bloß?
    SOKRATES: Wir haben abzutreten.
    SPINOZA: Warum? Auf einmal?
    KANT: Wir sind nun überflüssig.
    SPINOZA: Ach so – sub specie aeternitatis, unter dem Gesichtswinkel unserer Ewigkeit und Gleichzeitigkeit, wird jetzt nicht mehr weitergespielt?
    SOKRATES: Sie haben es erfaßt – Sie natürlich auf lateinisch.
    SPINOZA: Tun Sie nicht so als ob... Ich hab wenigstens in zwei Sprachen geschrieben: lateinisch und hebräisch; Sie aber überhaupt nicht – Sie haben ja nur geredet, und das nur griechisch.
    KANT: Streiten Sie nicht, meine Herren! Nochmals: wir sind überflüssig geworden.
    SOKRATES: Für den Moment zumindest.
    SPINOZA: Schön,

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