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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestepptes schwarzes Kunstleder. Luxuriöses Ambiente, nur ein bisschen altmodisch. Vermutlich aus zweiter Hand geleast. Das ganze Innere roch leicht nach Kerosin.
    Hinter den Rücksitzen befand sich ein Stauraum. Für Koffer, vermutete Reacher. Ein Gepäckabteil. Aber es war groß genug. Er fand die Hebel, mit denen die Sitze sich nach vorn kippen ließen. Stieg über sie hinweg und setzte sich seitlich hinein, sodass seine ausgestreckten Füße die gegenüberliegende Wand berührten. Er zog die erbeuteten SIG s aus seinem Hosenbund und legte sie neben seinen Knien auf den Kabinenboden. Dann beugte er sich nach vorn und zog die Sitze wieder hoch. Sie rasteten klickend ein. Er ließ sich zusammensacken, um zu testen, ob er sich so klein machen konnte, dass man seinen Kopf nicht sehen konnte.
    Wahrscheinlich, dachte er.
    Reacher hob wieder den Kopf. Die Kabinenfenster waren mit Tau beschlagen. Dunkel, grau und formlos. Wie ausgeschaltete Bildschirme. Draußen geschah nichts. Alle Geräusche wurden gedämpft. Der Teppich und die gesteppte Wandverkleidung dienten offenbar auch zur Schalldämmung.
    Er wartete.
    Fünf Minuten.
    Zehn.
    Dann zeichneten sich auf den beschlagenen Scheiben helle, sich bewegende Umrisse und Schatten ab. Die Chrysler kamen zurück. Drei Scheinwerferpaare, die sich näherten. Ihr Licht glitt kurz über das Glas hinweg, wurde dann statisch und verlosch. Dann wurden sie ausgeschaltet. Die Wagen befanden sich wieder auf dem Parkplatz. Abgestellt.
    Reacher horchte angestrengt nach draußen.
    Er hörte nur langsame Schritte und halblaute Stimmen. Beunruhigung, nicht Triumph. Der Klang von Misserfolg.
    Die Suche war vorüber.
    Erfolglos.
    Reacher wartete.

78
    Er wartete und wurde vom Stillsitzen kalt und verkrampft. Er stellte sich die Szenerie in vierzig Metern Entfernung vor. Mauneys Leiche am Eingang, der leere Samsonite im Büro, Diskussionen, Wortwechsel, Auf-und-ab-Gehen, Panik, Verwirrung, Sorge. Eine Seite seines Gesichts war nur eine Handbreit von der Rückenlehne des Sitzes vor ihm entfernt. Er konnte das Leder deutlich riechen. Unter gewöhnlichen Umständen wäre ihm das höchst zuwider gewesen. Er hasste es, eingesperrt zu sein. Klaustrophobie war die einzige angstähnliche Empfindung, die er kannte. Aber im Augenblick beschäftigten ihn andere Dinge.
    Er wartete.
    Zwanzig lange Minuten.
    Dann öffnete sich vorn eine Tür. Der Hubschrauber wippte, als seine Fahrwerksstoßdämpfer zusammengedrückt wurden und sich wieder streckten. Jemand war eingestiegen. Die Tür schloss sich. Ein Sitz knarrte. Das Schloss eines Hosenträgergurts klickte. Schalter wurden umgelegt. Dutzende von Instrumenten begannen plötzlich schwach orangerot zu leuchten und warfen Schatten auf die Verkleidung der Kabinendecke. Eine Treibstoffpumpe summte und ratterte. Reacher beugte sich etwas nach vorn und bewegte den Kopf, bis er mit einem Auge durch den Spalt zwischen den Sitzen sehen konnte. Er erkannte den Lederärmel des Piloten. Sonst nichts. Der Rest des Mannes war hinter dem klobigen Pilotensitz unsichtbar. Seine Hand tanzte über Schalter und berührte ein Instrument nach dem anderen, während er seine Vorflugkontrollen durchführte. Dabei sprach er halblaut mit sich selbst und leierte die lange Liste der vorgeschriebenen Kontrollen wie eine Beschwörung herunter.
    Reacher zog seinen Kopf zurück.
    Dann folgte ein unglaublich lauter Knall.
    Dieser Knall war ein Mittelding zwischen einem Schuss und der schlagartigen Entladung einer Pressluftpatrone. Er wiederholte sich, schneller und schneller. Der Anlasser, der die Rotorblätter zum Drehen brachte. Der Kabinenboden erzitterte. Dann zündeten die Triebwerke, und das Getriebe wurde eingekuppelt; die Rotorblätter drehten sich gleichmäßig und liefen mit trägem Wup-wup-wup im Leerlauf. Das Drehmoment ließ die ganze Maschine auf ihren Federbeinen schwanken und beben, nur ganz wenig, rhythmisch, als tanzte sie. Ein lautes Trommeln erfüllte die Kabine. Über ihr drehte sich surrend die Antriebswelle. Draußen heulten die Abgasstrahlen, schrill und durchdringend laut. Reacher klemmte sich die erbeuteten SIG s unter die Beine, damit sie nicht hüpften, klapperten und wegrutschten. Er zog seine Glock aus der Tasche und behielt sie seitlich neben sich in der Hand.
    Er wartete.
    Eine Minute später riss jemand die Kabinentür auf. Ein Schwall Triebwerkslärm drang ins Innere. Auf den Lärm folgte der beißende Gestank von Kerosin. Danach kam Karla Dixon. Reacher

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